In der Serie „Alltagshelden“ hat unsere Reporterin die Mitarbeitenden im Leverkusener Hospiz Pallilev bei ihrer Arbeit begleitet.
Serie Helden des AlltagsIm Leverkusener Hospiz gibt es menschliche und tierische Helden

Alltagshelden im Pallilev: Pflegekräfte Sabrina Westring, Sascha-Daniel Schmidz, Sterbebegleiterin Ulrike Krabowski im Ruheraum
Copyright: Jessy Schmidt
Es ist 8 Uhr: Zeit für die morgendliche Übergabe. Im Personalzimmer des Pallilev versammeln sich die Pflegekräfte um den Tisch. Hier bespricht das Personal, wie es den 12 Gästen im Alter von Mitte 60 bis Mitte 90 aktuell geht und wer wen an diesem Tag betreut.
Jeder hat eine eigene Geschichte. Manche sind noch klar und wach, manche stehen kurz vor der Schwelle, diese Welt zu verlassen. 20 Pflegefachkräfte, ein Koch, eine Sozialarbeiterin und ehrenamtliche Sterbebegleitende setzten alle ihre Liebe und Energie dahin ein, den Gästen ihre letzten Wochen und Monate so schön wie möglich zu machen.
Der Gast ist König
Sabrina Westring arbeitet seit 2022 in Leverkusens erstem stationären Hospiz. „Hier bei uns ist der Gast König“, sagt sie, während sie auf den Knopf des Fahrstuhls drückte. Es geht in den ersten Stock. Ein liebevoller Morgengruß in jedem Zimmer ist obligatorisch. Jeder Gast wird nach den Wünschen gefragt. Benötigen sie eine Schmerzmedikation? Möchten sie frühstücken oder erst die Pflege oder vielleicht doch noch etwas Schlaf?
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Für das Frühstück werden Wünsche erfragt. An diesem Tag ist der Koch nicht da. Daher fällt auch die Zubereitung der Speisen den Pflegenden zu. In der Küche werden Brötchen, Obst, Wurst, Käse, Marmelade und Joghurt individuell zusammengestellt. Während in einem Topf die Eier kochen, liegen zwei Brötchen auf dem Toaster. Alle Arbeiten werden zügig, aber ohne Hast und mit Ruhe ausgeführt.
Ein letzter Gruß in der Eingangshalle
Die Atmosphäre im Haus ist familiär. Besuchende betreten einen Ort der Ruhe, sobald sie die Eingangstür passieren. Es ist hell. Ein angenehmer Geruch liegt in der Luft. Im Eingangsbereich steht eine einladend wirkende, blaue Sitzgruppe und ein Holzständer, der ein Buch trägt. Darin sind letzte Grüße für die Verstorbenen festgehalten. Am Fuße des Ständers ist eine runde Schale platziert, die Baumscheiben mit den Namen der Verstorbenen trägt. Ein letzter Gruß an die Menschen, die im Hause auf ihrer finalen Reise begleitet wurden.
Die Konfrontation mit dem Tod erzeugt bei vielen Menschen Angst. Und die Begleitung von Sterbenden und deren Angehörigen führt jedem täglich klar vor Augen, wie vergänglich das Leben sein kann. „Es gibt Menschen, die betreten dieses Haus nicht“, erzählt Westring, die examinierte Altenpflegerin mit einer Zusatzqualifikation ist. „Es gab mal einen Gast, den besuchte lediglich ein Familienmitglied.“ Die anderen weigerten sich, das Haus zu betreten. „Der Grund war, dass hier gestorben wird“, sagt Westring.

Über den Besuch von Therapiehund Kuba freuen sich viele Gäste des Hauses besonders.
Copyright: Jessy Schmidt
Doch viele kommen, um die letzte verbliebenen Lebenszeit der Gäste zu verschönern: Eine Klangschalentherapeutin, Anbieter von Kunst- oder Musiktherapie. Und natürlich Kuba, der Golden Retriever, der mit seiner Freundlichkeit und ruhigen Ausstrahlung viel Liebe in das Leben der Gäste bringt. Gerne genutzt wird auch die behindertengerechte Badewanne im weitläufigen Bad. „Manche sitzen dann auch schonmal mit einem Sekt hier, lassen Musik laufen und genießen das in vollen Zügen“, erzählt Westring. Auch Feste werden gefeiert. „An Nikolaus geht der Chef als Nikolaus verkleidet durch die Zimmer“, erzählt die Altenpflegerin. „Und an Karneval tanzt auch schonmal eine Tanzgruppe im Garten.“
Während sie das erzählt, ist sie bereits wieder auf dem Weg, um ein Medikament zu holen. Es ist inzwischen 11 Uhr geworden. Auf dem Flur spricht sie eine Dame an. Neben den hauptberuflichen Pflegekräften kümmern sich zusätzlich ehrenamtliche Sterbebegleitende um die Gäste. Eine davon ist Ulrike Grabowski, die gerade angekommen ist und sich kurz über den aktuellen Stand der Gäste erkundigt. Sie kommt seit einem Jahr einmal die Woche ins Pallilev, war vorher aber bereits in der ambulanten Sterbebegleitung tätig.
Es ist nicht immer leicht, aber man weiß, dass man etwas getan hat, wenn man hier herauskommt
Grundsätzlich sind den Sterbebegleitenden feste Gäste zugeordnet. Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Ihre Philosophie deckt sich mit der des Hauses. „Für uns Sterbebegleiter ist es das höchste Gebot, auf die Gäste einzugehen. Alles, was der Gast möchte, ist das, was stattfindet“. Im Hospiz tritt sie in den Hintergrund und stellt sich in den Dienst ihrer Mitmenschen. „Es ist ein schönes Gefühl, dass man den Menschen auf ihrem Weg etwas geben kann“, erklärt sie. „Es ist nicht immer leicht, aber man weiß, dass man etwas getan hat, wenn man hier herauskommt.“
Und dieses Tun bewegt sich manchmal auch einfach im „Dasein“. „Man lernt hier, mit Menschen zu schweigen, die Stille zu zweit aushalten zu können.“ Die Sterbebegleitung schenkt Nähe, nicht unbedingt Aktionen. „Es gibt auch Themen, die sich mit einer außenstehenden Person besser besprechen als mit Nahestehen.“ Auch dafür ist sie da. Ehrenamtliche sind aber auch bei der Abendbrotausgabe behilflich. Sie gehen herum, fragen nach den Wünschen der Gäste und erfüllen diese, wenn es möglich ist.
Ausflug auf eine Burg
Neben der Ausbildung als Pflegefachkraft ist hier vor allem hohes Maß an Empathie und Feingefühl, Geduld, Teamgeist und Interesse am Menschen gefragt. „Wir treten hier in den Hintergrund“, sagt auch Pallilev-Leiter Christoph Meyer zu Berstenhorst. „Was an oberster Stelle steht, ist die Würde und Bedürfnisse unserer Gäste.“ Und wenn das bedeutet, dass jemand sich einen Ausflug auf eine Burg oder in die Stadt wünscht, werde auch das ermöglicht.
Der Besucher erhält den Eindruck: In einer Zeit, in der der „Ich-Bezug“ in der Gesellschaft zunimmt und das „Wir“ immer weniger wird, leben die Menschen im Pallilev das Gegenteil. Sie nehmen sich zurück, um sich Menschen zu öffnen, die auf den letzten Metern ihres Lebens angekommen sind. Gelebte Nächstenliebe, ein Innehalten in einer sich immer schneller drehenden Welt.
Zugunsten des Pallilev veranstaltet das Hilfswerk des Lions Club Leverkusen Rhein-Wupper am 23. November um 14:30 Uhr ein Benefizkonzert im Altenberger Dom. Der Eintritt kostet 20 Euro.
