Im Schwarzwald gestartetHolzfloß erreicht nach 400 Kilometern Leverkusen

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Wie in früheren Jahrhunderten, als Holz aus dem Schwarzwald in Hitdorf anlandete, fuhr das Floß in den Hafen ein.

Wie in früheren Jahrhunderten, als Holz aus dem Schwarzwald in Hitdorf anlandete, fuhr das Floß in den Hafen ein.

Leverkusen – Voll ist es am Freitagnachmittag am Rheinufer entlang des Hitdorfer Yachthafens. Rund 300 erwartungsvolle Menschen starren den Rhein hinauf. Viele haben Kameras, Ferngläser und sogar Drohnen dabei, als in der Ferne ein altertümliches Floß wie aus dem Bilderbuch auftaucht und immer größer wird.

Doch was hat es damit auf sich? Es gehe um die Pflege eines alten Kulturerbes. „Einstmals waren die Wasserstraßen der einzige Weg, um Holz zu transportieren“, erklärt Floßmeister Thomas Kipp vom Verein Schiltacher Flößer, nachdem er unter Jubel in den Hafen eingefahren ist. Mit dem Nachleben dieser Tradition, die damals entscheidend für den überregionalen Holztransport gesorgt habe, solle nach dem Motto „Wissen, Können, Weitergeben“ dieses immaterielle Kulturerbe aufrecht erhalten werden. „Flößer war harte Arbeit. Mit dem Job haben etliche ihre Familien über Wasser gehalten“, so Kipp. Der Schwarzwald sei, wenn man denn so will, ein wichtiger Wirtschaftsstandort der Holzerzeugung gewesen.

Fontänen zur Begrüßung

Etwas größer vorgestellt hätte sich Annette Mörsberger das Floß schon, ihr Fazit trotzdem: „Ganz schön beeindruckend.“ Der Hitdorfer Männerchor heißt die Flößer mit Shantys und Melodien aus der Quetschkommode willkommen, während die Feuerwehr – „Wasser marsch!“ – zur Begrüßung Wasserfontänen in die Luft spritzt.

Als das Floß um 17 Uhr am Ufer angelegt hat, geht ein Abenteuer zu Ende. Aber nun gibt viel zu erzählen: Am 22. April hat der Verein aus dem Schwarzwald  das Floß im Ort Steinmauern an der Murgmündung aus heimischen Fichten direkt im Wasser zusammengebunden und sich mit Hitdorf als Ziel auf die Reise begeben – 400 Kilometer bei bestem Wetter stromabwärts. 15 Meter lang und fünf Meter breit ist das Floß geworden, was also eher als Symbol für die ursprünglichen Flöße zu verstehen ist. Diese konnten nämlich bis zu 300 Meter lang und 60 Meter breit sein und über 500 Menschen tragen. „Das waren schwimmende Städte“, kommentiert einer der Schiltacher Flößer.

Die Männer tragen eine Art Tracht aus schwarzen Westen, Stiefeln und Hüten, die der Hochzeit der Holzflößerei nachempfunden ist. Was in Deutschland schon kaum noch vorstellbare Geschichte ist, wird in anderen Ländern wie Kanada noch heute so praktiziert.

Genau eine Woche hat die Reise der Schiltacher Flößer den Rhein hinab gedauert.

Genau eine Woche hat die Reise der Schiltacher Flößer den Rhein hinab gedauert.

Dass ausgerechnet Leverkusen-Hitdorf das Ziel ist, ist keineswegs Zufall. Hier wurde in früheren Zeiten eine Menge Floßholz aus dem Schwarzwald im Sägewerk zum Bau von Häusern im Bergischen Land verarbeitet. Genau das passiert jetzt auch mit den 15 Stämmen aus denen das Floß gemacht ist – sie werden verkauft und im neuen Sägewerk hier verarbeitet.

Als die Gruppe an Land geht, möchte am liebsten jeder am Ufer sie zuerst begrüßen. So verlagert sich das Geschehen schnell auf eine aufgebaute Bühne, wo Kipp dann ausgelassen über das Erlebte berichtet: „Auch wenn sich der Rhein durch den Verkehr und die Bebauung stark zu damals verändert hat, sind wir insgesamt gut klargekommen.“

Selbst ein Reporter des „Schwarzwälder Bote“ ist nach Hitdorf zum Berichten gekommen. 

Kleines Floß auf großer Fahrt, hier auf der Bundeswasserstraße Rhein an der Leverkusener Brücke.

Kleines Floß auf großer Fahrt, hier auf der Bundeswasserstraße Rhein an der Leverkusener Brücke.

Man dürfe nicht vergessen, dass der Rhein eine Bundeswasserstraße ist. Trotzdem gab es nur „freundschaftliche Begegnungen“. „Aber auch mit der Berufsschifffahrt war der Umgang respektvoll“, resümiert Kipp die letzte Woche. „Dann muss man eben seinen Platz finden, wenn große Schiffe kommen.“

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Er sei überwältigt von dem Empfang in Leverkusen, dieser habe nochmals alle anderen Etappen übertroffen und sei genau die Öffentlichkeit, die der Verein für seine Nominierung bei der Unesco als Kulturerbe der Menschheit brauche. „Unglaublich!“

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