Jubiläum150 Jahre Wuppermann: Höhen und Tiefen eines Leverkusener Stahlunternehmens

So sah das Stahlwerk Wuppermann um 1900 aus.
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Leverkusen – Es begann am 30. Juni 1872 in Düsseldorf. Dort gründet Heinrich Theodor Wuppermann mit einem einzelnen Puddelofen samt „Luppenschmiede“ sein Unternehmen.
Ob er ahnte, wie es 150 Jahre später aussehen würde? Wahrscheinlich gilt das noch nicht einmal für seine Nachfolger. Denn als 1987 in Manfort der Ofen aus ist, nachdem sich der Krupp-Konzern das Stahlwerk einverleibt hat, kann sich in der Stadt kaum jemand vorstellen, dass aus den Resten der Traditionsfirma noch einmal einer der größten Hersteller von feuerverzinktem Warmband in Europa werden könnte. Und ein bedeutender Produzent qualitativ hochwertiger Rohre sowie Profile aus Stahl. „Höchster Korrosionsschutz bei niedrigsten CO2-Emissionen“ lautet heute der Anspruch der Wuppermann-Gruppe. Um Kohlendioxid als klimaschädliches Gas geht es 1872 garantiert noch nicht.

Firmengründer Heinrich Theodor Wuppermann
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Das Düsseldorfer Kapitel währt nur kurz: Bereits 1879 siedelt sich der Firmengründer in Leverkusen an. 1907 stirbt Heinrich Theodor Wuppermann, seine Söhne übernehmen die Geschäfte – das ist der Anfang des Familienunternehmens Wuppermann, dessen Tradition streng genommen bis heute in dieser Form weitergeführt wird: Zwar ist mit Johannes Nonn das erste Mal in der Geschichte ein Externer Vorstand der Aktiengesellschaft. Deren Aufsichtsrat indes sitzt mit Carl Ludwig Theodor Wuppermann weiterhin ein Mitglied der Gründerfamilie vor.
Vor 40 Jahren: Die Stahlkrise schlägt zu
Zurück zum Beginn des 20. Jahrhunderts: Das Unternehmen wächst mit der Industrialisierung, auch wenn zwei Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise „Spuren hinterließen“, wie es am Donnerstag hieß. 1972 ist aus der kleinen Luppenschmiede eines der größten Stahl-Auswalzunternehmen Westeuropas geworden.
Doch die Stahlkrise Anfang der 1980er Jahre stoppt zunächst das Wachstum: Wuppermann muss sein Walzwerk verkaufen, verlangt aber vom neuen Besitzer die Garantie, die Arbeitsplätze im Manforter Werk zu erhalten. So habe nicht der Meistbietende den Zuschlag erhalten, sondern derjenige, der die Weiterbeschäftigung in Aussicht stellte. Was das Versprechen wert war, zeigt sich zwei Jahre später: Krupp schließt das Werk in Manfort, die Stadt verliert einen großen Arbeitgeber.
Neues Wachstum nach dem Aus in Manfort
Aus den Unternehmen, die nicht zum Walzwerk gehörten, entsteht die heutige Wuppermann-Gruppe mit Sitz in der Fixheide. Sie wächst wieder, etwa durch die Gründung neuer Werke in Österreich in den 1980er und 1990er Jahren, in denen Wuppermann ein neuartiges Verfahren für die Oberflächenveredelung warmgewalzter Stahlbänder einführt. Weitere Standorte werden in den Niederlanden (2000), Polen (2011) und Ungarn (2017) gegründet.
„Wir haben uns vom reinen Stahlverarbeiter zum Innovationsführer im Korrosionsschutz und zum Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit entwickelt“, umreißt Vorstand Johannes Nonn die jüngere Entwicklung. Mit Erfolg: 2021 sei „das erfolgreichste Geschäftsjahr seit Firmengründung“ gewesen.
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Aufsichtsrat Theodor Wuppermann hob zum Fest hervor, dass 150 Jahre Firmengeschichte zwar von Veränderungen geprägt seien. „Die grundlegenden Prinzipien sind aber immer dieselben geblieben“: hoher Qualitätsanspruch, Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Belegschaft und langfristiges unternehmerisches sowie gesellschaftliches Denken. Ab 2025 will Wuppermann CO2-neutral produzieren. Das sei ein „nächster wichtiger Meilenstein in der Geschichte“.