Mit dem Jahreswechsel hat der renommierte Arbeitsrechtler die Weichen für die Zukunft gestellt.
Kanzleien in LeverkusenWarum der Opladener Anwalt Peter Orlowski Zuwachs aus Wuppertal hat

Zuwachs aus Wuppertal hat die Kanzlei von Peter Orlowski (links): Magdalena Konschalla (rechts) kommt von FRP, Christine Melle ist schon lange in Opladen.
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Es soll etwas bleiben. Auch, wenn er irgendwann mal ganz aufhört. Woran Peter Orlowski nicht denkt, trotz seiner 70 Jahre. Mit dem Jahreswechsel hat der renommierte Opladener Arbeitsrechtler trotzdem eine Weiche gestellt für einen Weg, der seine Kanzlei in die Zukunft führen soll. Er hat sein Unternehmen in die große Wuppertaler Sozietät Fischer, Roloff und Partner eingebracht. Einer dieser Partner ist nun der Mann, der sich im Jahr 1981 selbstständig machte.
Von Beginn an hat sich Orlowski für Arbeitsrecht besonders interessiert. „Das war immer mein Hobby“, sagte der promovierte Jurist am Donnerstag. Seit 1993 trägt er die Bezeichnung „Fachanwalt für Arbeitsrecht“. In dieser Zeit hat der Opladener jede Menge Erfahrungen gesammelt. Die meisten ganz in der Nähe: Das Arbeitsgericht Solingen, zu dessen Bezirk Leverkusen gehört, tagt im Opladener Gerichtsgebäude, wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer aus der Stadt auseinandersetzen.
Es muss schnell gehen nach einer Kündigung
Spannend am Arbeitsrecht sind zum einen die kurzen Fristen: Wehrt ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin sich nicht binnen drei Wochen gegen eine Kündigung, ist sie rechtskräftig. Das heißt, der Anwalt muss sich schnell ein Bild von der Lage machen und zügig reagieren. Ein Anwalt für Arbeitsrecht bekommt aber vor allem mit, wie sich Zeiten ändern in den Unternehmen – und der Umgang mit den Beschäftigten. Routine ist da fehl am Platz.
Das hat Peter Orlowski erst vor sechs Wochen wieder gemerkt. Auch mehr als vier Jahrzehnte Erfahrung schützen nicht vor Überraschungen; in diesem Fall war es eine negative: Richter Hendrik van Laak urteilte nämlich nicht im Sinne von Orlowskis Mandantin Kim Riemer. Sondern im Sinne der Bayer AG. Die hatte der Assistentin eines Abteilungsleiters in der Pharma-Sparte Bayer Vital fortwährenden Arbeitszeit-Betrug vorgeworfen.
Absprachen, dass die rechte Hand des Abteilungsleiters immerfort ansprechbar sein sollte und dafür regelmäßig eine halbe Stunde mehr aufschreiben konnte, waren für das Gericht nicht ausschlaggebend. Für einen erfahrenen Mann wie Peter Orlowski bedeutet das unbefriedigende Urteil den Gang in die nächste Instanz, also vor das Landesarbeitsgericht. Für die nach zwei Jahrzehnten bei Bayer gekündigte Kim Riemer ist so etwas allerdings sehr belastend und ein Schock. Mit Emotionen muss ein Arbeitsrechtler umgehen können.
Gefühle sind keine Nebensache
Das trifft womöglich noch mehr auf Orlowskis zweites Spezialgebiet zu: Erbrecht. Seit rund einem Jahrzehnt ist das sein zweites Standbein und es ist bezeichnend, dass der Opladener schon auf seiner Internet-Präsenz den Unterschied zwischen der gesetzlichen und der gewillkürten Erbfolge erklärt. Das hilft vielleicht gegen komplett falsche Vorstellungen von Nachkommen, die sich streiten. Ganz oben aber steht ein Zitat des Rechtsprofessors Josef Kopp: „Beim Erben können sich Besitzer ganzer Häuserzeilen um eine Tasse streiten.“
Ohne Emotionen geht es auch in mindestens einem Spezialgebiet von Orlowskis Kanzlei-Partnerin Christine Melle nicht. Sie ist Fachanwältin für Miet- und Wohnungseigentumsrecht, vertritt also Mieter, die sich zum Beispiel gegen eine Kündigung zur Wehr setzen, die Nebenkostenabrechnung in Zweifel ziehen oder wegen Mängeln eine Mietminderung durchsetzen wollen. Auf der anderen Seite vertritt Melle Eigentümer, die sich fragen, wie sie einen säumigen Mieter zur Räson bringen können oder um wie viel sie die Miete erhöhen können.
Komplex ist auch Melles zweites Thema: gewerblicher Rechtsschutz. Da geht es zum Beispiel um Urheberrecht, unerlaubte Kopien und ähnliche Probleme, die einen Unternehmer durchaus in ernsthafte Schwierigkeiten bringen können.
Viel mehr Rechtsgebiete, vor allem aber Insolvenzen
Mit dem Jahreswechsel hat sich das Spektrum der Opladener Kanzlei beträchtlich erweitert. FR und Partner hat indes einen Schwerpunkt im Insolvenzrecht. Und der hat die Wuppertaler und den Opladener schon vor geraumer Zeit zusammengebracht. Orlowskis Kanzlei in der Karl-Bückart-Straße wurde zu einem der Insolvenzbüros von FR und Partner. Das hat einen handfesten Grund: Wenn ein Leverkusener Unternehmen in Schieflage gerät und seine Zahlungsunfähigkeit anzeigt, geschieht das beim Amtsgericht in Köln, das auch das Insolvenzgericht für den Bezirk ist, der neben Leverkusen auch Leichlingen und Burscheid umfasst.
„Das Kölner Insolvenzgericht verlangt, dass ein Insolvenzverwalter in seinem Gerichtsbezirk ansässig ist“, erklärte Peter Orlowski. Wenn also FR und Partner als Insolvenzverwalter berücksichtigt werden wollen in und Köln, müssen sie auch einen Sitz im Bezirk haben.
Das ist seit dem Jahreswechsel in anderem Maße der Fall als zuvor. Magdalena Konschalla, Fachanwältin für Insolvenzrecht, hat ihren Arbeitsplatz gewechselt. Ihr Schreibtisch steht jetzt in der Kanzlei Orlowski in der Karl-Bückart-Straße. Ein Standort, der Zukunft haben soll.