Kinderbetreuung in NotSo ist es um die OGS in Leverkusen bestellt

Lesezeit 4 Minuten
Mitarbeiterinnen, Eltern und Kinder mit Plakaten für eine bessere finanzielle OGS-Ausstattung.

Mitarbeiterinnen, Eltern und Kinder von mehreren OGS-Einrichtungen in Leverkusen reisen zur Demo nach Düsseldorf.

Eine Delegation von mehreren Einrichtungen der Stadt ist am Donnerstag zum Protest vor dem Düsseldorfer Landtag gefahren.

Die Erleichterung war groß nach dem Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes im April: Rund 11 Prozent mehr Gehalt und eine Sonderzahlung zum Inflationsausgleich wurden auch den Mitarbeiterinnen des offenen Ganztages an Schulen zugesprochen. „Die Gehaltserhöhung war wichtig für die Mitarbeitenden, schließlich wird alles teurer“, sagt Anette Dabringhaus-Kall, Leiterin der OGS Räuberhöhle in Lützenkirchen. Aber auch für die Einrichtungen: „Nur mit vernünftigen Gehältern bekommen wir auch Fachkräfte, die überall umkämpft sind.“

Der Haken an der Sache: Die Finanzierung der offenen Ganztagsbetreuung ist nicht angepasst worden. Die Mittag- und Nachmittagsbetreuung der Grundschulkinder wird nicht (wie etwa die Kitabetreuung) von der Stadt organisiert, sondern von Trägern, die das an den Schulen übernehmen. Zum Teil sind das konfessionelle Träger oder Sozialverbände, zum Teil eigens dafür gegründete Fördervereine. Diese bekommen einen Personalkostenzuschuss vom Land, der von der Stadt Leverkusen noch aufgestockt wird. Dafür erhebt die Stadt Elternbeiträge, die je nach Einkommen zwischen null und 180 Euro pro Monat liegen.

Zuschuss pro Kind nicht erhöht

Dieser Personalkostenzuschuss wird allerdings pro Kind ausgezahlt – und ist auch nach der Tariferhöhung gleich geblieben. Die Folge: Ein riesiges Finanzloch in den Kassen der gemeinnützigen Träger, die als solche auch kein Kapital aufbauen dürfen. „Bei uns fehlen in diesem Schuljahr dadurch rund 70.000 Euro“, sagt Dabringhaus-Kall. Einen ähnlichen Betrag hat Uta Dreyer ausgerechnet, die die OGS in der Rheindorfer Grundschule am Friedenspark leitet und hier aktuell 345 Kinder am Nachmittag betreut. „Wir fordern nicht mehr Geld, aber zumindest die gleiche finanzielle Ausstattung, wie vorher“, sagt Dreyer. Sonst müssten Teilzeitverträge weiter reduziert werden, obwohl das Personal ohnehin schon „auf Kante genäht“ ist.

Mitarbeiter der OGS Räuberhöhle demonstrieren in Düsseldorf für mehr Geld.

Mitarbeiter der OGS Räuberhöhle demonstrieren in Düsseldorf für mehr Geld.

„Die Sorge der Eltern ist natürlich vor allem, dass die Betreuung nicht mehr sichergestellt ist“, Felix Piepenbrock, Vorsitzender des Fördervereins der GGS im Kirchfeld. Die OGS Räuberhöhle wird hier von der evangelischen Kirche Opladen als Träger geleitet. Die OGS-Räume sind einst für 75 Kinder gebaut worden, aktuell werden hier 315 betreut, ein warmes Mittagessen kann aus Platzgründen für jedes Kind nur an vier Tagen die Woche angeboten werden. Jeweils eine Gruppe muss sich mit einem kalten Snack begnügen.

Angebote bleiben auf der Strecke

„In Bildung wird einfach zu wenig investiert“, klagt Schulleiterin Judith Husmann. „Zum Glück ist die Warteliste auf einen OGS-Platz bei uns aktuell abgearbeitet. Aber wenn ein Kind unterjährig dazu kommt, können wir nicht unbedingt direkt einen Platz in der Ganztagsbetreuung anbieten.“ Häufig handelt es sich in dem Fall um Kinder mit Fluchterfahrung, für die eine Ganztagesbetreuung von besonderem pädagogischen Wert wäre. Durch die enge finanzielle Ausstattung bleiben zudem Förder- und Freizeitangebote, wie etwa in Kooperationen mit Musikschulen oder Sportvereinen, auf der Strecke. 

Immerhin: Obwohl die Nachfrage in den vergangenen 20 Jahren extrem angestiegen ist, gibt es nach Angaben der Stadt in Leverkusen bislang keinen größeren Mangel an OGS-Plätzen. „Aktuell ist dem Fachbereich Schulen kein Standort bekannt, der Kinder ablehnen musste“, schreibt die Stadtverwaltung auf Anfrage. „Nach dem gerade abgelaufenen Stichtag am 15. Oktober erfolgt eine neue Abfrage zur Wartelistensituation.“

Im vergangenen Schuljahr gingen 5282 der stadtweit 6724 Grundschüler auch in die offene Ganztagesbetreuung. Das sind 78,5 Prozent, also mehr als Dreiviertel aller Schülerinnen und Schüler. Ab dem Schuljahr 2026/27 besteht ein rechtlicher Anspruch auf einen OGS-Platz. „Im OGS-Bereich gibt es vielerorts einen Raum- wie auch einen Personalmangel“, gesteht die Stadtverwaltung. Um den Rechtsanspruch zu erfüllen, wird der Ausbau der OGS auch im Schulentwicklungsplan regelmäßig fortgeschrieben.

Doch – wie im Kita-Bereich – reicht der Ausbau von Räumen nicht. Benötigt wird auch das Fachpersonal, um die Kinder kompetent zu betreuen und zu fördern, wie es der Auftrag der OGS ist. „Wenn wir Stunden von Teilzeitkräften weiter reduzieren müssen oder sich die Rahmenbedingungen verschlechtern, laufen uns die Leute weg“, sagt Annette Klein, Leiterin der OGS an der GGS im Steinfeld. „Einige haben ohnehin schon zwei Jobs, um sich damit über Wasser halten zu können.“ 

KStA abonnieren