KommentarBahn betreibt ein plumpes, respektloses Spiel mit Leverkusen

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Lützenkirchener Straße: Bahn und Balkanexpress-Brücke soll ersetzt werden. Radweg, Planfeststellungsverfahren

Die Lützenkirchener Straße führt erst durch eine sehr enge, dann eine breitere Unterführung unter den Bahngleisen hindurch.

Die Bahn will die alte Eisenbahnbrücke über die Lützenkirchener Straße nicht vor 2031 neu bauen. Verantwortlich dafür sei die Stadt. Das ist respektlos.

Wer die doppelte Bahnbrücke über die Lützenkirchener Straße direkt nördlich des Busbahnhofs sieht, kommt ins Grübeln. Da präsentieren sich von Osten kommend nacheinander erst eine ziemlich enge Durchfahrt unter der Eisenbahn mit extrem wenig Spielraum für zwei Lkw, die sich begegnen, und dann wenige Meter weiter eine wesentlich breiter gefasste Brücke. Wie ist das möglich, fragt sich der unbeteiligte Betrachter. 

Die Erklärung liegt in der Geschichte der beiden Brücken. Die eine ist neu errichtet, die andere, die engere der beiden, steht dort seit Kaisers Zeiten. Und noch mindestens weitere acht Jahre, teilt jetzt die Bahn mit. Schlimmer noch: Die Bahn wollte die Brücke mit alten Maßen, die für Pferdefuhrwerke passten, aber nicht für 40-Tonner-Lkw und Gelenkbusse, einfach in gleicher Weise 1:1 neu errichten. Das geht eigentlich nur, wenn man seinen gesunden Menschenverstand komplett ausschaltet.

Peter Seidel

Peter Seidel

Seit Februar 2023 stellvertretender Teamleiter in der Lokalredaktion Leverkusen des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Jahrgang 1963. Studium der Romanistik, Anglistik und Geschichte in Kiel, Mailand und Bonn. ...

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Aber gleichviel: Die Bahn hatte genau diesen Plan gefasst, obwohl, wie die Stadt glaubhaft versichert, die Planer der Bahn seit mindestens Anfang 2019 wussten, dass die Stadt sich einen breiteren Brückenquerschnitt wünscht. Und obwohl sie doch selbst als Bauherrin gerade nebenan eine neue Eisenbahnbrücke mit breiterem Querschnitt gebaut hatte. 

Nein, der plumpe Versuch der Bahn, der Stadt Leverkusen die Verantwortung dafür in die Schuhe zu schieben, dass ein Ersatz für die alte Eisenbahnbrücke nun noch bis mindestens 2031 dauern wird, ist vor allem eins: respektlos. Gegenüber der Stadt, die erneut aus den Medien erfahren muss, was die Bahn an der Lützenkirchener Straße plant. Vor allem aber gegenüber den Leverkusenerinnen und Leverkusenern, sie sich nun weitere Jahre durch die enge Unterführung quetschen werden.

Nach der Ungeheuerlichkeit, die sich die Bahn am Bahnhof Leverkusen-Mitte mit den bis Weihnachten 2024 fehlenden Aufzügen leistet, ist das Verhalten der Bahn in Sache Eisenbahnbrücke Lützenkirchener Straße erneuter Beweis dafür, dass in dem Konzern allzu oft das Gefühl dafür verloren geht, für wen er eigentlich arbeitet: für uns. 

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