Kommentar zur Abwerbe-AktionMonheim kopieren heißt unfair sein

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In dem Komplex an der Hauptstraße in Wiesdorf ist natürlich keine Platz für Produktion, sondern nur für Büros. Die Abwerbe-Versuche von Kämmerer und WfL-Chef Markus Märtens sind hoch fragwürdig.

Leverkusen – So ändern sich die Zeiten: Über Jahre zeigte man mit dem Finger auf Daniel Zimmermann. Der Bürgermeister von Monheim galt wegen seiner Gewerbesteuer-Politik als fieser, unsolidarischer Kerl. Und sein Erfolg bei vielen Unternehmen hatte ein G’schmäckle: Gerne gab Monheim Briefkästen her, damit Firmen Steuern sparen konnten, ohne Produktion in die Stadt verlegen zu müssen. Denn das kostet viel Geld.

Jetzt ist Markus Märtens nach dem exakt selben Muster vorgegangen wie der böse Bube aus Monheim. Er hat gezielt bei Unternehmen im Ruhrgebiet darum geworben, lediglich ihren steuerlichen Sitz nach Leverkusen zu verlegen. Klar: Für Betriebe ist kein Platz. Aber für Büros: Da hat sich die Stadt gerade bei Bayer an der Hauptstraße eingedeckt. 7000 Quadratmeter sind dort ausdrücklich reserviert für das „Projekt 250 Punkte“.

Der Konzern hat in der Sache auch sonst wohl schon geliefert: Zehn Töchter, die im ebenfalls steuergünstigen brandenburgischen Schönefeld angesiedelt waren, firmieren wieder im Schatten des Bayer-Kreuzes, zahlen die günstigen 250 Punkte Hebesatz. Das sind umgerechnet 8,75 Prozent.

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Die Idee, Leverkusen zum Steuerparadies für Firmen zu machen, sorgt selbstverständlich für eine Kannibalisierung. Und Abwerbeversuche, wie sie der WfL-Chef nun unternimmt, lösen völlig zu Recht anderswo großen Ärger aus. Denn es ist das eine, sich im Wettbewerb um die Ansiedlung von Firmen mit niedrigen Steuern zu profilieren. Werben um die Verlegung von Kopfstellen, die kaum Jobs nach Leverkusen bringen, ist etwas anderes: unfair, unsolidarisch.

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