Wiesdorfer Arkaden in LeverkusenBayer will Bürohäuser an die Stadt loswerden

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Bayer hat keine Verwendung mehr für seine Bürozeile an der unteren Hauptstraße und will sie der Stadt verkaufen.

Leverkusen – Bayer drängt, redet von weiteren Interessenten, und die Stadtverwaltung gibt den Druck weiter: Am Dienstagabend sollten die Politiker im Hauptausschuss einem 27 Millionen Euro schweren Immobiliendeal zustimmen. Die „Wiesdorfer Arkaden“ mit der westlich angrenzenden Gebäudezeile stehen zum Verkauf. Auf knapp 17 500 Quadratmetern Grundstück hat der Konzern fast 500 Büros untergebracht, dazu den „Wiesdorfer Treff“, in dem normalerweise Kleinkunst und Kabarett veranstaltet werden. Das alles will Bayer los werden. Ein Teil der Gebäude steht leer, manches ist im Zuge der stetigen Selbstzerschlagung vermietet worden: In der Nummer 119 ist auch Vivawest untergebracht, die verkaufte Bayer-Wohnungsgesellschaft.

Ziemlich schnell verhandelte Bayer exklusiv mit der Stadt, nachdem sie Interesse gezeigt und ein verbindliches Angebot übermittelt hatte, das inzwischen erhöht wurde und nunmehr um eine Million Euro über dem Verkehrswert liegt.

Sanierung steht an

Dazu kommen Sanierungskosten von viereinhalb bis fünfeinhalb Millionen Euro, und das schon bald: Die EDV-Infrastruktur ist nicht auf dem heutigen Stand, auch die Beleuchtung entspricht nicht mehr den Anforderungen. Zudem muss der Sonnenschutz repariert werden. An den meisten Aufzügen muss etwas getan und die Brandmeldeanlage um eine Schaltung ergänzt werden, die der Seveso-II-Richtlinie Genüge tut: Der Komplex liegt zum Teil im akut gefährdeten Bereich, was eine andere als die jetzige Büro-Nutzung ausschließt.

Das alles ist nach Darstellung der Stadtverwaltung auf den ersten Blick ersichtlich. Ein externer Bau-Sachverständiger hat sich den Komplex nicht angesehen. Darauf sei, „wie in vergleichbaren Fällen in der Vergangenheit“ verzichtet worden, heißt es. Dächer und Fassaden der Gebäude seien nicht untersucht worden.

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Das Wiesdorfer Eck steht schon weitgehend leer.

Mit einem Kauf des Mitte der 1980er Jahre von Bayer errichteten Komplexes verfolge man zwei Ziele, heißt es in der vertraulichen Beratungsunterlage, die dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegt. In die „Wiesdorfer Arkaden“ am Barmer Platz und damit vis-à-vis des Elberfelder Hauses, das die Stadt auch schon Bayer abgekauft hat, um das Baudezernat dort endgültig unterzubringen, sollen die Büros umgesiedelt werden, die sonst in der Opladener Miselohestraße untergebracht sind. Dieser Bau muss dringend saniert werden, und das könnte durchaus fünf Jahre dauern.

In der Hauptstraße 105 wäre genug Platz: Auf 5700 Quadratmetern sind 257 Büros verteilt, die Gesamtfläche mutet mit 8551 Quadratmetern überaus großzügig an. Nach Schätzung der städtischen Bau-Fachleute lassen sich in den „Wiesdorfer Arkaden“ 300 bis 325 Büroarbeitsplätze unterbringen, dies „ohne größere Umbauarbeiten“. Bleiben weitere gut 7000 Quadratmeter Bürofläche in den benachbarten Bayer-Gebäuden. Die will die Stadtverwaltung auf Vorrat ankaufen. So soll Platz da sein für neue Unternehmen, die sich wegen der neuerdings so niedrigen Gewerbesteuer für den Standort Leverkusen entscheiden: Reserve also für das „Projekt 250 Punkte“.

Bayer mietet zunächst weiter

Leerstand soll es nicht geben: Bis Unternehmen einziehen, wolle Bayers Immobilientochter Real Estate weiter mieten, und das mindestens für 18 Monate. Nach demselben Muster soll in den anderen Häusern verfahren werden.

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Das klingt nach einem akzeptablen Deal mit dem Konzern. Trotzdem fand sich am Dienstagabend niemand, der das 27-Millionen-Geschäft, das mit Sanierungs- und Erwerbskosten auf 36,5 Millionen anschwillt, durchwinken wollte. Die Sache soll am 14. Dezember im Stadtrat entschieden werden. Auch das sollte Bayer noch reichen.

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