Halbes Jahr KriegUkrainer in Leverkusen fürchten sich vor dem Unabhängigkeitstag

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Lev Ukraine

Vadim und Tamila Margolius aus Küppersteg haben Verwandte in der Ukraine und machen sich Sorgen. 

Leverkusen – Ein halbes Jahr wird der Krieg in der Ukraine alt – und ist nach wie vor das beherrschende Thema bei Familie Margolius aus Küppersteg. Vadim Margolius kommt mit seiner Frau Tamila aus der Ukraine und lebt schon lange hier in Leverkusen. Der „Leverkusener Anzeiger“ hatte mit ihnen zu Beginn des Krieges gesprochen. Auch jetzt, sechs Monate später, geht morgens der erste Griff und der erste Blick aufs Handy, um die Nachrichten der Nacht zu lesen, erzählt Margolius. Gut drei Stunden am Tag informiert er sich über die aktuelle Situation.

„Meine Zeit und mein Schlaf leiden durchaus darunter“, sagt er. Die Informationen auf Wahrheitsgehalt zu überprüfen, ist nach wie vor schwer, auch die ukrainischen Nachrichten gäben nicht 100-prozentig die Wahrheit wieder, glaubt Margolius. Seine Frau telefoniert nach wie vor täglich mit ihrer Mutter, die mittlerweile aufs Dorf geflüchtet ist und dort ausharrt. „Dass der Krieg so lange gehen würde, habe ich anfangs nicht gedacht“, räumt Margolius ein. Damit steht er nicht allein.

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Doch der Küppersteger wollte auch mit anpacken. Für zweieinhalb Monate haben er und seine Frau eine Geflüchtete aus Charkiw aufgenommen. Sie ist mittlerweile wieder zurückgekehrt. „Ob diese Entscheidung richtig war, bezweifle ich“, sagt Margolius. Als die Geflüchteten noch in der Sporthalle in Bürrig in der Heinrich-Brüning-Straße untergebracht waren, habe er einige Male Deutschunterricht gegeben, die Gruppe habe aus knapp zehn Leuten bestanden. Margolius sieht, dass sich einige Ukrainer mehr Kontakt zu Deutschen wünschen, auch um die Sprache einfacher zu lernen.

Am 24. August liegt nicht nur der Angriff auf das osteuropäische Land sechs Monate zurück, dann feiert die Ukraine auch ihren Unabhängigkeitstag, erklärt Vadim Margolius. „Ich sorge mich, dass da noch was von Russland geplant ist.“

Menschen gewöhnen sich an das Leben im Krieg

Auch Elena Büchel hat noch Verwandte in der Ukraine, in Chernigow. Ungefähr einmal die Woche telefoniert die Leverkusener Malerin und Künstlerin mit ihnen. Nach wie vor fallen Bomben in der Umgebung, aber nicht in der Stadt selbst. „Die Sirenen heulen weiterhin.“ Die Menschen hätten sich an das Leben im Krieg gewöhnt, empfindet Büchel. Strom und Wasserversorgung funktionierten wieder. „Die Menschen warten einfach ab, sie haben keine Angst mehr, es ist eine Art Resignation, Schicksalsergebenheit“, sagt sie.

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Elena Büchel hatte zwei selbstgemalte Bilder zugunsten einer Ukraine-Spendenaktion des Integrationsrats beigesteuert.

Auch Büchel informiert sie nach wie vor täglich über deutsche, ukrainische und russische Medien und vergleicht viel. „Die russische Propagandamaschine läuft auf Hochtouren.“ Sie ist der Meinung, dass es den Russen nicht so gut gehe, wie sie es nach außen hin darstellten. Ein Blick geht auch immer auf den Instagram-Kanal des ukrainischen Präsidenten.

Elena Büchel hofft, dass die Ukraine weiter genügend Waffen bekommt, dann werde es „schnell gehen und die Ukraine gewinnen“, ist sie überzeugt.

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