Chemie-KonzernUkraine-Krieg und Chempark-Explosion kosten Lanxess viele Millionen

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Lanxess Leverkusen

Lanxess-Logo im Leverkusener Chempark

Köln/Leverkusen – Rund 60 Millionen Euro Umsatz macht Lanxess in Friedenszeiten in Russland und der Ukraine. 2022, so prognostizierte es Vorstandschef Matthias Zachert am Freitag, werden es weniger als 6,5 Millionen Euro. Bei der Bilanz-Vorstellung des Kölner Chemiekonzerns spricht Zachert deutlich Worte: „Wir verurteilen diesen Aggressionskrieg aufs Schärfste“.

Lanxess stellt Geschäfte mit russischen Kunden ein

Und Lanxess belässt es nicht bei Worten: Soweit vertraglich möglich, habe der Konzern die Geschäfte mit russischen Kunden bis auf Weiteres eingestellt. Alle Investitionen in Russland wurden eingefroren. Auch die Formulierungs-Anlage in Russland, in der 45 Menschen arbeiten, werde sukzessive heruntergefahren. Was bereits produziert wurde, wird exportiert, russische Firmen erhalten keine Waren mehr.

2022, das wird deutlich, wird ein anspruchsvolles Jahr für Lanxess. Das macht sich an vielerlei Stellen bemerkbar und hat immer wieder auch seine Ursache in Russlands Überfall auf die Ukraine, dessen weitere Auswirkungen noch nicht absehbar seien, so Zachert. Kurzfristig ist aber etwa die Sicherheit der Lieferketten gefährdet, weil ukrainische Lastkraftfahrer fehlen. Der Lanxess-Chef sagt, bis zu 15 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer im Truckverkehr stammen aus der Ukraine. Fehlen diese, können immer mehr Lkw keine Waren mehr von A nach B liefern – das gefährdet Produktionen.

Hohe Energiekosten

Und auch das Plus bei den Energiekosten macht Lanxess zu schaffen. Bereits 2021 sind sie um 200 Millionen Euro gestiegen und damit fast auf Augenhöhe mit den Personalkosten. Deutlich darüber liegen noch die Kosten für Rohstoffe: Von 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2020 stiegen sie im vergangenen Jahr auf 3,3 Milliarden Euro.

Lanxess stemmt sich wie die gesamte Industrie gegen den Druck, der aus vielerlei Richtungen auf den Konzern einwirkt. Die höheren Rohstoff-Ausgaben konnten bislang an die Kundschaft weitergegeben werden, teilweise gelingt das auch bei den Energiepreisen.

Zehn Millionen Euro hat der Abfall-Notstand in Leverkusen den Lanxess-Konzern darüber hinaus bislang kostet. Dieser besteht, seit hier – Zachert nennt Leverkusen „das Herz der Produktion in unserem Konzern“ – das Tanklager der Sondermüllverbrennung in die Luft geflogen ist. Seinen Produktionsabfall wird der Chemie-Konzern seitdem nur noch mit viel Aufwand an anderen Standorten los. Zeitweise mussten gar Anlagen runterfahren, als auch noch die Dormagener Sondermüllverbrennung für Wartungsarbeiten fünf Wochen lang vom Netz ging.

„Dann wird die Standortfrage gestellt“

Lanxess hat deshalb großes Interesse daran, dass die Leverkusener Anlage wieder anfahren darf – und zwar eher heute als morgen. Auf die Frage, ob in NRW nach der Explosionskatastrophe mit sieben Toten Genehmigungsprozesse ins Stocken geraten sind, antwortet Zachert, er hoffe, mit der Qualität der eingereichten Unterlagen schnell Genehmigungen zu erreichen. „Wenn das nicht greift, kommt es zum Dilemma, dass wir nicht mehr investieren können. Und dann wird langfristig die Standortfrage gestellt werden müssen.“

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Trotz der zahlreichen Herausforderungen hat sich das Geschäft von Lanxess im vergangenen Jahr deutlich von den Corona-Strapazen im Jahr 2020 erholt. Besonders die wieder genesene Autoindustrie macht sich hier bemerkbar: Das Segment Engineering Materials, in dem unter anderem Kunststoffe für Fahrzeughersteller produziert werden, wächst wieder kräftig: plus 44 Prozent beim Umsatz, plus 60 Prozent beim operativen Gewinn.

Der Umsatz legt um knapp ein Viertel von 6,1 Milliarden auf 7,6 Milliarden Euro zu. Zudem steigt der operative Gewinn wieder knapp über die Milliarden-Grenze – plus 17 Prozent gegenüber 2020, als 862 Millionen Euro erzielt wurden.

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