Johann Wilhelm Wilms ist seit fast 176 Jahren tot, doch immer wieder erblicken wiederentdeckte Stücke von ihm das Licht der Klassik-Welt.
Leichlinger KomponistOrchester nimmt wiederentdecktes Stück von Johann Wihelm Wilms auf
Was für Menschen außerhalb Witzheldens und außerhalb der klassischen Musik ein wenig seltsam klingen mag, ist für diejenigen, die sich sowohl vor Ort als auch in der Sache auskennen, selbstverständlich und weniger scherzhaft als vielmehr absolut ernst gemeint: Johann Wilhelm Wilms ist der Bergische Beethoven.
Der Komponist, geboren 1772 in Witzhelden, gestorben knapp 75 Jahre später in seiner Wahlheimat Amsterdam, mag nie an Klasse und Ruhm des echten Beethoven herangereicht haben. Aber er machte sich zeit seines Lebens einen nicht unerheblichen Namen als Komponist zahlreicher Werke der Romantik und Wiener Klassik, zudem als Organist, Pianist und Flötist. Und er macht sich diesen Namen streng genommen auch heute noch, posthum, denn: Immer wieder tauchen Wilms-Stücke auf, die zuvor unbekannt waren und werden aufgeführt und aufgenommen. So wie etwa die „Concertante“ in D-Dur.
Dem Wilms-Experten Ernst A. Klusen hatte sie über Jahre als altes Manuskript – unbearbeitet – vorgelegen. Einzig: Es fand sich offenbar niemand, der sich der „Concertante“ anzunehmen und sie in eine entsprechend zur Aufführung gereichende Form zu bringen vermochte. Bis der Witzheldener Christian Starke, ein Verehrer Wilms’, Mitglied in der Internationalen Johann-Wilhelm-Wilms-Gesellschaft und bekannt mit vielen dem Komponisten zugetanen Menschen, für Klusen einen Kontakt zu Hubert Schröder, Herausgeber Alter Musik Aus Erftstadt; herstellte.
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Der setzte sich 2019 hin, nahm sich der Komposition an und erinnert sich: „Als ich zum ersten Mal das über 200 Jahre alte Manuskript in Händen hielt, dachte ich: Oh je, worauf hast du dich hier eingelassen!“ Auf etlichen der dicht beschriebenen 50 Seiten seien nur Punkte und vereinzelte Striche zu erkennen gewesen, auf anderen seien größere Abschnitte durchgestrichen und – auf den ersten Blick wahllos – dort wieder eingesetzt worden, wo Platz war. Seine schnelle Erkenntnis: „Ohne Lupe und Lineal wird das nichts…“
Fertigstellung im 250. Geburtsjahr
Schröder sollte zwar recht behalten. Aber ihm gelang es auch, die „Concertante“ trotzdem in die richtige Fasson zu bringen. 2022 war es so weit. Passenderweise im 250. Geburtsjahr Wilms'. Und in dem wurde das Stück dann auch mit großer Orchesterbesetzung – der Harmonie Universelle – und fünf Solisten unter der Leitung des Dirgenten Andreas Spering eingespielt und beim Accent-Label auf CD aufgenommen. Hinzu kam eine Aufnahme der „Concertante“ in F-Dur und des Konzertes für Klarinette. Letzteres wollte der bekannte Klarinettist Dieter Klöcker bereits 2011 einspielen, verstarb jedoch, ohne dieses Vorhaben je in die Tat umgesetzt zu haben.
Das Ergebnis: Bereits wenige Tage nach Erscheinen stand die CD bei diversen Internethändlern in den Top 100 der verkauften Tonträger, die Klickzahlen bei der Streaming-Plattform Spotify setzten sich schnell an die Spitze der Wilms-Veröffentlichungen.
Sprich: Der Einsatz Starkes, der selbst Musiker ist und unter anderem im Ensemble Spillyck volkstümliche Stücke aus dem Bergischen und/oder dem irischen Folk spielt, hat sich gelohnt. Zuletzt widmete der Deutschlandfunk der „Concertante“ gar eine Sendung (Link: siehe unten). Johann Wilhelm Wilms lebt also weiter, dank seiner Musik. Und er ist und bleibt: der Bergische Beethoven.