LEV liestDie Bücherwoche ist eröffnet

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Die Autoren Gerd Hachmöller (links) und Samer Tannous bei LEV liest

Gerd Hachmöller (links) und Samer Tannous traten als erste Autoren bei LEV liest 2023 auf.

Zur Eröffnung des Lesefestivals gab es eine humorvolle Erkundung der deutschen Kultur.

Bereits zum zwölften Mal findet sie, statt, die Buchwoche in Leverkusen, die alle zwei Jahre durch ein dreiköpfiges Team, bestehend aus Anke Holgersson, Leiterin des Kulturbüros, Eva-Maria Urban, Leiterin Stadtbibliothek und Cassandra Hennes, Stadtbibliothek Öffentlichkeitsarbeit, auf die Beine gestellt wird. Die Eröffnungsreden hielten Urban und Bürgermeister Bernhard Marewski.  Nach der offiziellen Begrüßung durch die Bibliotheksleiterin, wies Marewski in seiner Rede darauf hin, wie wichtig Lesen ist. Studien haben sogar erwiesen, dass regelmäßiges Lesen zu einer höheren Lebenserwartung führt und glücklich macht. Auch gelebte Demokratie ist nur durch Lesen und die Auseinandersetzung mit dem Gelesenen möglich.

Angefangen hat alles bereits vor 20 Jahren durch das Engagement von Agid Jumpertz, ehemalige Mitarbeiterin der Bibliothek und zuständig für die Pressearbeit. Sie ist inzwischen im Ruhestand. Jumpertz wollte die Freude am Lesen zu allen Menschen in Leverkusen tragen und erfand das Format der LEV liest. Seitdem liest ganz Leverkusen alle zwei Jahre in Schulen, Bibliotheken, Kneipen und wo man sonst noch zusammenkommen kann, um tolle Geschichten zu hören oder selbst zu lesen.

Eva-Maria Urban, Leiterin der Stadtbibliothek Leverkusen, eröffnet die Bücherwoche LEV liest

Eva-Maria Urban, Leiterin der Stadtbibliothek Leverkusen, eröffnet die Bücherwoche LEV liest

In diesem Jahr findet die LEV liest vom 21. bis 29. April statt. Es ist die erste Veranstaltung nach Corona. Aber auch die Pandemie hielt die Organisatorinnen des Events nicht davon ab, sie gänzlich ausfallen zu lassen. Wie so viele Veranstaltungen, konnte das interessierte Publikum die Lesungen online genießen, per Podcast über Radio Leverkusen. „Aber wir sind froh, dass wir nun wieder live dabei sind“, sagt die Leiterin der Eva-Maria Urban. „Es ist doch für die Autorinnen und Autoren sowie für das Publikum ein ganz anderes Gefühl, sich gegenseitig zu erleben.“

Kommt ein Syrer nach Deutschland

Wie üblich präsentierte die Stadtbibliothek als Teil der Organisation die Eröffnungsveranstaltung. Eine Bibliothek ist ein Ort der Integration, ein Ort des Zusammenkommens vieler Kulturen. Hier wird gelernt und in vielen Sprachen gelesen. Was könnte da passender sein als die Bücher von Samer Tannous und Gerd Hachmöller.

„Kommt ein Syrer nach Rotenburg“ und „Lebt ein Syrer in Rotenburg“ erzählt auf humoristische Weise, die durch Tannous erlebten Unterschiede der arabischen und deutschen Kulturen. Der inzwischen Deutsche mit syrischen Wurzeln kam 2015 mit seiner Familie nach Rotenburg und traf durch die Flüchtlingsarbeit auf Hachmöller, der damals in leitender Funktion dort tätig war. Er holte Tannous mit in die Workshops für Geflüchtete. Durch die Arbeit freundeten Sie sich an und erlebten die Unterschiede der Kulturen und deren Herausforderungen hautnah.

Eine Prise trockener Humor

Irgendwann begann Hachmöller, dies aufzuschreiben. Sie bekamen eine Kolumne im Spiegel und schließlich wurde aus den unzähligen Anekdoten zwei Bücher, die nun dem Publikum in der Leverkusener Bibliothek ein paar schöne Stunden bescherten. Mit einer Prise trockenem Humor erzählen und lesen die beiden Männer von der Zeit, in der der Syrer die vielen Eigenheiten der deutschen Kultur und der Sprache mit viel Enthusiasmus aufnahm und sich zu eigen machte.

Es kann schonmal verwirrend sein, wenn der an blumige Sprache gewöhnte Tannous, der längst als Französischlehrer tätig ist, auf den deutschen Nachbarn trifft, der ein Paket abholen möchte. Der Lehrer hatte Lust auf Smalltalk, legte sich einen wunderbaren Dialog zurecht. Die Kommunikation des Nachbarn beschränkte sich auf Hallo und danke. Das war die Lektion „in Deutschland hat man keine Zeit“, das Leben ist durchgetaktet.  

Die Autoren erzählten auf ihre lockere, trockene Art, Anekdoten aus verschiedenen Lebensbereichen und lasen einzelne Passagen aus ihren Büchern, was vom Publikum regelmäßig mit herzlichen Lachern honoriert wurde. Die Beschreibung der unterschiedlichen Kulturen brachten die Deutschen dazu, über sich selbst zu lachen, stimmten aber auch an manchen Stellen nachdenklich. Vielleicht lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob ein so straff durchgeplantes Leben wirklich das Optimale für das Sozialleben darstellt.

In der Pause mischten sich die beiden Hauptpersonen unter das Publikum und es entstanden anregende Gespräche mit dem Publikum. Die fröhlich gelassene Stimmung war überall zu spüren. „Wir möchten Brücken bauen“, sagen die beiden Autoren auf die Frage hin, was sie den Menschen mitgeben möchten, „Viel Unmut entsteht aus Missverständnissen heraus, die aufgrund unterschiedlicher Kulturen entstehen. Sprecht miteinander, dann klären sich viele Dinge ganz leicht.“

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