Die „Grünen Damen und Herren“ sind für das Krankenhaus unverzichtbar. Doch die Krankenhaushilfen finden nicht ausreichend Nachfolger.
Seit 40 Jahren im St. RemigiusLeverkusener Krankenhaushilfe leistet unbezahlbare Arbeit

Die „Grünen Damen und Herren“ im Grünen: Rosemarie Weber (l.) übergibt die Leitung der Gruppe, zu der auch Christel Stankovic (r.) gehört, an Heinrich Streibon (m.).
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Die Arbeit der Krankenhaushilfen ist unbezahlbar. Die Ehrenämtler gehen all den Aufgaben nach, für die überarbeitete Pflegefachkräfte keine Zeit finden. Dafür hat das St. Remigius Krankenhaus in Opladen nun ihre Krankenhaushilfe geehrt, die seit 40 Jahren besteht. Ein weiterer feierlicher Anlass war die Leitungsübergabe von Rosemarie Weber an Heinrich Streibon.
Geschäftsführer Thomas Karls bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: „Die ehrenamtlichen Mitarbeiter geben unserem Pflegeteam so viel Unterstützung durch ihre Aufopferung und Mithilfe. Das ist eine Gemeinschaftsarbeit, die ein wichtiger Bestandteil des Krankenhauses ist.“
Krankenhaushilfen besuchen Patientinnen und Patienten am Krankenbett, begleiten sie zur Hauskapelle, erledigen dringende Behördengänge, besorgen kleine Notwendigkeiten wie Hygieneartikel und bringen Klamotten aus der Kleiderkammer. Das wichtigste, das die Krankenhaushilfen schenken, ist Zeit. Sie stehen Menschen bei, die sonst niemanden haben – auch kurz vor dem Tod.
Nachwuchsproblem im Ehrenamt
Als im April 1983 Therese Krall, die Ehefrau des damaligen Krankenhausdirektors, die Krankenhaushilfe am St. Remigius gründete, waren 32 Mitarbeiterinnen im Dienst. Heute sind es noch 23, was das Nachwuchsproblem im Ehrenamt im Allgemeinen, aber spezifisch bei der Krankenhaushilfe aufzeigt.
Karls tut sich schwer, neue Mitarbeiter zu finden: „Wir versuchen, unsere Kontakte zu nutzen, um Werbung zu machen. Vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Auch die Stelle des Patientenfürsprechers sei derzeit unbesetzt.
Leverkusen: Krankenhaushilfen geben „Rucksack an der Pforte ab“
Die aktiven St. Remigius-Hilfen sind zwischen 50 und 90 Jahre alt. Sie teilen sich die Arbeit zwischen montags und freitags auf. Von neun bis zwölf Uhr sind sie teilweise zu fünft im Einsatz. Die damalige Seelsorgerin gab Rosemarie Weber einen wichtigen Ratschlag auf den Weg, als sie vor 17 Jahren das Ehrenamt antrat: „Geben Sie den Rucksack an der Pforte ab. Sie haben mit den Schicksalen nichts zu tun.“
„Das hilft mir auch“, so Weber, denn die Schweigepflicht hindere sie daran, die emotionalen Gespräche mit Freunden und Familie zu teilen. Nur mit anderen Kollegen könne sie das Erfahrene verarbeiten. So entstünden innerhalb der Krankenhaushilfe enge Freundschaften.
Für Heinrich Streibon, der die Leitung von Weber übernimmt, sind es die persönlichen Begegnungen, die ihn motivieren: „Mein Anliegen ist es, Menschen auf positive Gedanken zu bringen. Es kommt auch mal vor, dass die Person weint, sobald man anfängt, mit ihnen zu sprechen.“ Viele hätten schlicht Redebedarf und vermissten die Begegnung mit anderen Menschen, so Streibon, der hauptberuflich Schichtarbeit als Techniker verrichtet.
Schwere Schicksale sind schwer zu verarbeiten
Christel Stankovic ist seit 14 Jahren von der Bedeutsamkeit der Arbeit überzeugt: „Es ist nicht einseitig und man bekommt viel zurück.“ Sie legt Wert auf die Zufriedenheit der Patienten: „Wenn ich aus dem Zimmer gehe, dann will ich, dass die Leute ein Lächeln haben und etwas aufgemuntert sind.“
Einen Fall werde Stankovic nie vergessen: „Einer Frau wurden die Beine amputiert. Sie war depressiv und vollkommen am Boden zerstört.“ Zu der Zeit liefen die Paralympischen Spiele für Sportler mit Körperbehinderungen. „Die Spiele motivierten sie und zeigten ihr, was sie zu tun habe. Danach war sie ganz glücklich.“ Menschen in Not sähen oft nicht viel mehr als ihren Notzustand. Die Krankenhaushilfen wollen ihre Einstellung zum Positiven wenden.
„Pink Ladies“: Ursprung in den USA
Die Idee, ehrenamtlich in Krankenhäusern zu arbeiten, brachte Brigitte Schröder 1969 von einer Dienstreise ihres Mannes in die USA mit. Begeistert vom Einsatz der „Pink Ladies“ initiierte die Ehefrau des damaligen CDU-Außenministers Gerhard Schröder die Krankenhaushilfe in Deutschland.
Hierzulande wurden sie als „Grüne“ und manchmal „Blaue Damen“ getauft. Mittlerweile sind sie als Krankenhaushilfe bekannt, weil alle Geschlechter willkommen sind.