Auf dem Grundstück legt die Bahn ein großes Materiallager für ihre Generalsanierung der Strecke Köln-Hagen an.
Seltene Bienen-RagwurzBahn muss verschüttete Orchideen in Leverkusen wieder freigraben

Manfort: Der Lagerplatz der Bahn an der Marie-Curie-Straße muss teilweise wieder freigeräumt werden, weil unter dem Schotter die Orchidee „Bienen-Ragwurz“ verschüttet wurde.
Copyright: Ralf Krieger
Die Bahn muss einen kleinen Teil ihrer neuen, mit Schotter befestigten Lagerfläche im Innovationspark Leverkusen (IPL) wieder freigraben. Der Grund: Dort wurde die seltene Orchidee Bienen-Ragwurz verschüttet. Im Oktober hatte die Bahn ein etwa drei Hektar großes Außenlager an der Marie-Curie-Straße angelegt. Über die Grasnarbe wurde ein Vlies gelegt, darauf eine vielleicht 50 Zentimeter dicke Schotterschicht. Der Grund: Die Bahn sperrt und saniert ab dem 6. Februar 2026 bis zum 26. Juli 2026 die Hauptstrecke Köln-Hagen, die zwischen IPL und der Schleswig-Holstein-Siedlung liegt.
Das aus Sicht der Bahn äußerst verkehrsgünstig gelegene Feld zwischen den Gleisen und der Marie-Curie-Straße wird während der Generalsanierung als temporäres Außenlager für die Bauarbeiten benötigt.

Die Orchidee Bienen-Ragwurz, fotografiert in Leverkusen.
Copyright: Hans-Martin Kochanek
Als Naturschützer im „Leverkusener Anzeiger“ einen Artikel über das neue große Bahnlager lasen, hätten sie Alarm geschlagen, erklärt der Nabu-Vorsitzende Hans-Martin Kochanek. Denn ohne, dass der Nabu gewusst habe, dass die Bahn es pachten würde, hatten Naturschützer das unscheinbare Stück Land in diesem Jahr untersucht.
Alles zum Thema Deutsche Bahn
- Viereinhalb Jahre nach der Flut Züge der Erfttalbahn fahren wieder nach Bad Münstereifel
- Seltene Bienen-Ragwurz Bahn muss verschüttete Orchideen in Leverkusen wieder freigraben
- Kraftwerk in Düsseldorf Das haben sie in 55 Jahren Bandgeschichte noch nie gemacht
- Bahnprojekt Bahn will bis Mitte 2026 neuen Starttermin für Stuttgart 21
- Umfrage der DZ Bank Mittelstand verliert Vertrauen in Regierung Merz
- Preise, Strecken Was Reisende zum neuen Flixtrain-Angebot wissen müssen
Das Ornithologen-Team hatte einen seltenen Vogel bei der Nahrungssuche gesehen, das Botanik-Team war auch erfolgreich: Man fand die seltene und besonders geschützte Bienen-Ragwurz aus der Familie der Orchideen und kartierte den Fundort. „Bis vor drei Jahren hatten wir noch keine einzige in Leverkusen“, sagt Kochanek. Eine Meldung über die Pflanze ging standardmäßig ans Umweltamt. „Bei der Genehmigung der Schotterfläche muss die Information irgendwo versandet sein“, sagt Kochanek. Die Pflanze ist streng geschützt, das Zerstören eines Lebensraums einer besonders geschützten Art ist eine Straftat. Wo genau die Information über die Leverkusener Orchidee abhandengekommen ist, ob bei der Stadt oder bei der Bahn, weiß Kochanek auch nicht: „Irgendwo ist eine Panne passiert.“

Orchideenspezialistin Stefanie Bias und Hans Martin Kochanek beobachten die Arbeiten.
Copyright: Ralf Krieger
Aber all das reichte immerhin, um am 8. Dezember eine Testgrabung durchzuführen. Die ehrenamtliche Nabu-Suchmannschaft hatte die Ragwurz ziemlich genau mit einer App dokumentiert und die GPS-Daten des Standorts gespeichert. Die Testgrabung war erfolgreich: Die Grasnarbe unter dem Schotter scheint noch nicht zu stark komprimiert worden war. Bienen-Ragwurz überwintert in einer Knolle oder Zwiebel. Die Chancen stehen gut, dass mehrere Exemplare den Druck der des Schotters und des Bulldozers überstanden haben. Einen Monat waren sie begraben.

Unterm Schotter ist das Gras platt, aber noch grün.
Copyright: Hans-Martin Kochanek
Am Montag war ein Baggerfahrer beschäftigt, ein Feld von etwa 15 mal 30 Meter wieder von Schotter und Vlies zu befreien. Ob die Rettungsaktion erfolgreich war, wird man im kommenden Frühjahr sehen. Bahn und Stadtverwaltung hätten sich beide sehr kooperativ gezeigt, sagt Kochanek: „Da war niemand bockig.“
Das Baufeld war ein wildes Stück Brachland, bevor es geschottert wurde. Teils ist es feucht und es liegt seit Jahren still, nur ab und zu wird das 30 Hektar große Feld mit einem Trecker gemäht. Das sind an sich gute Voraussetzungen für die Natur. Das Grundstück gehörte zum Werksgelände des Manforter Wuppermannwerks. Heute gehört es der Stadt, die es seit Jahren als Gewerbegrundstück vermarkten möchte.
Kochanek sagt: „Das ist verrückt, aber inzwischen finden wir in Städten oft eine größere Artenvielfalt als auf dem Land.“ Der Nabu, der von Ehrenamtlern getragen wird, setzt sich dafür ein, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt. Kartierungen, wie die, die zur Entdeckung der Orchidee führten, werden von Freiwilligen geleistet, die von ebenfalls ehrenamtlich arbeitenden Fachleuten angeleitet und ausgebildet werden.

