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Viereinhalb Jahre nach der FlutZüge der Erfttalbahn fahren wieder nach Bad Münstereifel

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Das Foto zeigt eine Gruppe von rund 20 Personen, die mit einem Plakat vor einem Nahverkehrszug am Bahnsteig in Bad Münstereifel stehen.

Viereinhalb Jahre nach der Flut: Zur Feier der Wiederaufnahme des Zugverkehrs auf der Erfttalstrecke versammelten sich Vertreter der beteiligten Stellen am Montag zum Gruppenbild am Bahnhof in Bad Münstereifel.

Seit dem Fahrplanwechsel am Sonntag verkehren wieder Züge zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel. Bahn und Politik feierten das nun im kleinen Rahmen.

Vier Jahre und fünf Monate: So lange ruhte der Bahnverkehr auf der Erfttalstrecke zwischen Bad Münstereifel und Euskirchen. „Es war die längste Unterbrechung seit Bestehen der Erfttalbahn“, hatte Bürgermeister Sebastian Glatzel (SPD) beim Blick in die Archive recherchiert: „Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Ende 1944 eingestellte Betrieb bereits nach einem Jahr wieder zwischen Euskirchen und Iversheim aufgenommen. Und 1948 wurde dann die gesamte Strecke wieder befahren.“

Seit Sonntag sind die roten Vareo-Züge nun zurück auf der 13 Kilometer langen Strecke: Pünktlich um 7.33 Uhr startete der erste Zug der S23 von Euskirchen aus in die Kurstadt. Einen Tag später trafen sich die Vertreter von Bahn, ÖPNV-Zweckverband und Politik zur offiziellen „Pressefahrt“, um die frohe Kunde von der Wiederaufnahme des Verkehrs zu feiern.

Im Jahr 1890 wurde die Erfttalbahn nach nur 16 Monaten Bauzeit eröffnet

Wie sich sein Amtsvorgänger Wilhelm Roth im Jahr 1890 gefühlt habe, als die Bahnstrecke zwischen Euskirchen und Münstereifel (damals noch ohne „Bad“) nach nur 16 Monaten Bauzeit eröffnet wurde, könne er natürlich nicht sagen, führte Glatzel weiter aus: „Aber ich schätze, er war genauso glücklich wie ich heute!“

Auf einer Digitalanzeige in einem Nahverkehrszug ist „S23 Bad Münstereifel“ zu lesen.

Die Züge der S23 verkehren seit Sonntag wieder bis in die Kurstadt.

Bürgermeister Sebastian Glatzel (r.) präsentiert ein Miniaturschild, das er von Matthias Hürten erhalten hat.

Eine Miniatur des Zuglaufschilds vom 100. Jubiläum der Erfttalbahn aus dem Jahr 1990 hatte Matthias Hürten (l.) für Bürgermeister Glatzel mitgebracht.

Zahlreiche Bürger und Besucher der Stadt hätten sich seit der Flut immer wieder danach erkundigt, wann denn die Bahn wieder fahre. „Auch für die Kinder und Jugendlichen, die die Bad Münstereifeler Schulen besuchen, war diese Zeit eine Herausforderung“, sagte Glatzel, denn der Schienenersatzverkehr sei nicht immer reibungslos verlaufen.

Landrat Markus Ramers freute sich darüber, dass viereinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe nun wieder das komplette Bahnnetz im Kreis Euskirchen befahrbar sei: „Das ist ein weiterer Meilenstein, den wir heute erreichen. Die Erfttalbahn übernimmt dabei eine wichtige Funktion für Pendler und Besucher der Stadt Bad Münstereifel.“

Zukunft der Bahnstrecke Euskirchen-Bad Münstereifel ist gesichert

Dass man sich um die Zukunft der Strecke keine Gedanken mehr machen müsse, betonte Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Schienenpersonennahverkehrs-Zweckverbands go.Rheinland. „Die Aufkleber können also zurück ins Archiv“, wandte er sich an Matthias Hürten und Wilma Ruth Albrecht, die sich in den 1990er-Jahren zusammen mit zahlreichen Mitstreitern für den Erhalt der damals von Schließungsplänen bedrohten Bahnstrecke engagiert hatten. Die markanten Aufkleber mit dem Schriftzug „Erhaltet die Erfttalbahn“ waren damals allgegenwärtig entlang der Strecke, wie Glatzel zuvor in Erinnerung gerufen hatte.

Blick aus dem Führerstand auf die Strecke der Erfttalbahn bei Bad Münstereifel.

Lokführer Michael Zink fuhr den Zug der Linie S23 am Montag nach Bad Münstereifel.

Ein wenig neidisch blicke er allerdings ins Ahrtal, gab der Kurstadt-Bürgermeister auf Nachfrage zu: Dort wurde die Eröffnung der Bahnstrecke zwischen Walporzheim und Ahrbrück bereits am Freitag gefeiert – und dort verkehren auch jetzt schon elektrische Züge. Die Wiedereröffnung zwischen Euskirchen und der Kurstadt fand hingegen ohne Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder statt. Und bis zum Abschluss der Elektrifizierungsarbeiten werden im Erfttal auch noch ein paar Jahre vergehen.

Elektrifizierungsarbeiten im Erfttal sind schon weit fortgeschritten

Dass aber auch diese Arbeiten schon weit fortgeschritten seien, betonte Projekt-Ingenieur Tim Rüschenschmidt von der Bahn-Tochter InfraGO: „212 von 219 benötigten Oberleitungsmasten sind bereits aufgestellt worden.“ Im Zuge des Wiederaufbaus seien auf der 13 Kilometer langen Strecke 9,1 Kilometer Schiene neu gebaut worden. „Dazu haben wir 4700 Schwellen und 8000 Tonnen Gleisschotter erneuert“, so Rüschenschmidt.

Der Zeitplan der Wiederaufbauarbeiten sei dabei gleich mehrfach durcheindergeraten, blickte Reinkober auf die Zeit seit der Flut zurück: „Im vergangenen Jahr hatten wir gefühlt neun Monate Regen am Stück und die Baufahrzeuge versanken im Schlamm.“ Und dann habe sich auch noch herausgestellt, dass wenige Hundert Meter vor dem Bahnhof Bad Münstereifel eine neue Stützmauer an einem Hang errichtet werden musste. „Wir hätten die Strecke gerne schon in diesem Frühjahr eröffnet, aber Sicherheit geht nun einmal vor“, so Reinkober.

Abschließend wandte sich der Bad Münstereifeler Bürgermeister an seine direkte Vorgängerin, Sabine Preiser-Marian: „Sie ist nicht müde geworden, bei den Verantwortlichen immer wieder zu betonen, wie wichtig die zügige Inbetriebnahme der Strecke für die gesamte Stadt ist.“ Auch andere Mitarbeiter im Rathaus hätten sich stark engagiert, so Glatzel weiter: „Allen voran Peter Lanzerath, der Kaufmännische Leiter der Stadtwerke, der das Projekt von unserer Seite aus begleitet hat.“


Wie die Bahn mitteilt, finden zwischen Bonn und Euskirchen noch bis zum 24. Dezember 2025 Elektrifizierungsarbeiten auf der Voreifelbahn statt. Danach sei dann ein durchgehender Verkehr zwischen Bonn und Bad Münstereifel möglich.