Blick ins Wasserwerk RheindorfWo Wassermeister Wolfgang Kuhn alles im Blick hat

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Wassermeister Wolfgang Kuhn am Horizontalbrunnen in Rheindorf. Hier bereitet die EVL knapp ein Drittel des benötigten Trinkwassers auf.

Wassermeister Wolfgang Kuhn am Horizontalbrunnen in Rheindorf. Hier bereitet die EVL knapp ein Drittel des benötigten Trinkwassers auf.

  • Wo kommt unser Leitungswasser eigentlich her? Zum Teil aus Rheindorf. Wir durften uns hinter den Kulissen im Wasserwerk umschauen.

Leverkusen – Das Leverkusener Leitungswasser kann ohne Bedenken getrunken werden. Genau genommen ist Leitungswasser das am häufigsten und besten kontrollierte Lebensmittel – hier wird die Qualität sogar öfter geprüft als beim Mineralwasser aus der Flasche. Im Wasserwerk Rheindorf wird Trinkwasser gewonnen und aufbereitet, um von hier aus auf das Stadtgebiet verteilt zu werden.

Auf dem Gelände des Werks ist Wassermeister Wolfgang Kuhn einer der beiden Hausherren, die sich den 24-7-Job teilen. Kuhn erzählt, dass das Werk seit 1902 im Friedenspark steht – von hier wird rund ein Drittel des Stadtgebiets versorgt.

62 Prozent Grundwasser

Im Wasserwerk entsteht ein reines Mischwasser, das zur Verteilung nach Rheindorf, Hitdorf, Bürrig, Küppersteg, Opladen und Alkenrath kommt. Dazu werden 62 Prozent aufbereitetes Grundwasser gemischt mit 32 Prozent Talsperrenwasser und sechs Prozent Filtrat aus dem Rheinufer.

Im Wasserwerk in Rheindorf wird den geschlossenen Schnellfiltern das Wasser gereinigt.

Im Wasserwerk in Rheindorf wird den geschlossenen Schnellfiltern das Wasser gereinigt.

Die restlichen Stadtteile wie Wiesdorf, Manfort, Schlebusch, Steinbüchel, Lützenkirchen und Quettingen erhalten das Wasser vom Wasserturm oder direkt aus der Großen Dhünn-Talsperre, die mehr als 70 Prozent des Trinkwasserbedarfs von Leverkusen abdeckt. Insgesamt verbraucht Leverkusen durchschnittlich neun Millionen Kubikmeter Trinkwasser im Jahr, von denen 30 Prozent aus dem Wasserwerk kommen.

Wassermeister Wolfgang Kuhn von der EVL an einem Schaltschrank zur manuellen Steuerung aller Vorgänge im Wasserwerk in Rheindorf.

Wassermeister Wolfgang Kuhn von der EVL an einem Schaltschrank zur manuellen Steuerung aller Vorgänge im Wasserwerk in Rheindorf.

Hier pumpt zunächst ein sogenannter „Abwehrbrunnen“ das stärker nitratbelastete Grundwasser weg, das sich auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen zwischen Rheindorf und Langenfeld bildet. Ein Horizontal- und ein Vertikalfilterbrunnen ziehen dann Grundwasser aus 26 Metern Tiefe an, das aus der Wupperebene und dem Bergischen Land geflossen kommt. Auf dem Weg durch verschiedene Bodenschichten wird es auf natürliche Weise mit Mineralien angereichert und gereinigt.

Wolfgang Kuhn von der EVL an einem Schaltschrank zur manuellen Steuerung aller Vorgänge (l.). In der Verdüsung wird die Kohlensäure aus dem Wasser geholt (M.). Rechts kann man einen Blick in einen der vier Trinkwasserspeicherbehälter werfen. Je Kammer fassen sie 1500 Kubikmeter.

Wolfgang Kuhn von der EVL an einem Schaltschrank zur manuellen Steuerung aller Vorgänge (l.). In der Verdüsung wird die Kohlensäure aus dem Wasser geholt (M.). Rechts kann man einen Blick in einen der vier Trinkwasserspeicherbehälter werfen. Je Kammer fassen sie 1500 Kubikmeter.

Mit 20 bis 32 Milligramm Nitrat pro Liter liegen diese Brunnen innerhalb des erlaubten Grenzwertes der Trinkwasserverordnung (50 mg/l). Die Energieversorgung Leverkusen (EVL) ist im ständigen Austausch mit den hiesigen Bauern, um Alternativen zum Düngen aufzuzeigen und finanzielle Anreize zu schaffen. Die Gefahr einer hohen Nitratverseuchung, wie sie in Norddeutschland vorkommt, besteht in Leverkusen nicht, da die Viehwirtschaft weniger intensiv ist.

EVL-Turm ist Speicher

Wozu dient der EVL-Turm, der bekanntermaßen zur Leverkusener Skyline gehört? Der dient als Zwischenspeicher und fasst 4000 Kubikmeter Wasser, so viel wie sieben Hallenbäder.

Auf diesen Wasserspeicher, vier weitere Behälter und weitere Anlagen kann zum Beispiel auch zurückgegriffen werden, wenn in der Halbzeitpause eines WM-Fußballspiels alle Leverkusener gleichzeitig auf Toilette gehen. Alles funktioniert über ein automatisches Steuerungssystem, nur im Notfall müssen die Mitarbeiter eingreifen. (rog)

Im nächsten Schritt wird die aggressive Kohlensäure, die dem Grundwasser anhaftet, mittels Verdüsung „ausgegast“.

Drei Millionen Liter

Hierzu wird das Wasser mit Druck durch feine Düsen versprüht, sodass die überschüssige Kohlensäure freigesetzt wird und das Trinkwasser stattdessen Sauerstoff annimmt. So wird der pH-Wert angehoben. Daraufhin läuft das Produkt zur Restentsäuerung und Feinfiltrierung durch vier weitere Filter, die mit halbgebranntem Dolomitgestein gefüllt sind. Kleinere Schwebeteilchen bleiben an diesem Filtermaterial hängen.

Wolfgang Kuhn von der EVL an einem Schaltschrank zur manuellen Steuerung aller Vorgänge (l.). In der Verdüsung wird die Kohlensäure aus dem Wasser geholt (M.). Rechts kann man einen Blick in einen der vier Trinkwasserspeicherbehälter werfen. Je Kammer fassen sie 1500 Kubikmeter.

Wolfgang Kuhn von der EVL an einem Schaltschrank zur manuellen Steuerung aller Vorgänge (l.). In der Verdüsung wird die Kohlensäure aus dem Wasser geholt (M.). Rechts kann man einen Blick in einen der vier Trinkwasserspeicherbehälter werfen. Je Kammer fassen sie 1500 Kubikmeter.

Schließlich wird das Trinkwasser in einem halb ins Erdreich versenkten Behälter zwischengespeichert. Die zwei Kammern dieses Depots fassen jeweils 1500 Kubikmeter; das heißt, jede Nacht sammeln sich hier drei Millionen Liter Trinkwasser an. Mittels acht Pumpen wird es dann ins Wassernetz geleitet, einerseits in Richtung Rheindorf-Hitdorf und andererseits in Richtung Bergisch Neukirchen und Opladen.

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Seit 2018 stieg der Wasserverbrauch zuletzt wieder, nach-dem er jahrzehntelang gesunken war. Die EVL vermutet, dass das mit den trockenen Sommern zusammenhängen könnte. Im Mai 2020 wurde ein Rekord im Stadtgebiet gemessen: 942 000 Kubikmeter Wasser, der höchste Wasserbezug in der Geschichte des Unternehmens. Das lässt sich vermutlich damit erklären, dass im ersten Lockdown viele Menschen zu Hause blieben, im Frühsommer die Pools befüllten und ihre Pflanzen gossen.

Diese EVL- Grafik erklärt, wie das Trinkwasser gewonnen und aufbereitet wird.

Diese EVL- Grafik erklärt, wie das Trinkwasser gewonnen und aufbereitet wird.

Wassermangel befürchtet in Leverkusen aber keiner, auch, wenn die Dhünn-Talsperre trotz ergiebiger Regenfälle zu Anfang des Jahres nur etwa zur Hälfte gefüllt ist. Es sind immer noch genügend Reserven vorhanden. „Der Grundwasserspiegel verhält sich unauffällig“, so Wolfgang Kuhn. Und die Stadt sei durch die Talsperre als zweites Standbein neben den Brunnen bestens abgesichert, so Kuhn.

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