Anwohner in Leverkusen verärgertDas Wellpappenwerk soll sein Hochregallager bekommen

Links die obere Maurinusstraße, über die sollen künftig alle Lkw zu Gierlichs (rechts) fahren.
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Leverkusen – Diskutiert und gestritten wird über die Erweiterungspläne der Firma Gierlichs Wellpappe in Quettingen schon seit über drei Jahren. Schließlich sind dort eine Menge Anwohner betroffen, die künftig viel zusätzlichen Lkw-Verkehr verkraften müssen.
Zentraler Punkt dabei ist ein Hochregallager für Wellpappe, 20 Meter hoch, 70 lang und 30 breit, das Gierlichs auf der großen Wiese zwischen der Stettiner- und Maurinusstraße bauen will. Gierlichs ist seit 115 Jahren in Quettingen ansässig. Die Siedlung ist meist erst nach dem Werk entstanden.

Der zusätzliche Lkw-Verkehr ist das größte Problem bei der Erweiterung des Quettinger Wellpappenwerks Franz Gierlichs.
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In einer Kombinations-Sondersitzung aus den Ausschüssen für Stadtentwicklung, Planen und Bauen, dem Bürger- und Umweltausschuss und der Bezirksvertretung II (Opladen) wurde der von der Bauverwaltung ausgearbeitete Bebauungsplan am Montag von allen Gremien nahezu einstimmig angenommen. Was jetzt folgt, ist eine Öffentlichkeitsbeteiligung nach den Sommerferien.
Im Ratssaal saßen viele Zuschauer. Marianne Lettow ist, wenn man so will, eine Sprecherin der Anwohner. Sie erhielt Rederecht.
Die Kritiker, sagte sie, hätten kein Interesse, die Firma Gierlichs stillzulegen. Aber der Vorschlag, wie künftig die vorhergesagten 86 Lkw-Fahrten durch die Maurinusstraße geleitet werden sollen, sei nichts Halbes und nichts Ganzes.
Alle Lkw sollen zwischen 6 und 22 Uhr nach Norden über die Lützenkirchener Straße fahren. „Wie wird das gelenkt, wie wird es kontrolliert? Wie wird da letztlich wirklich gefahren?“, fragte sie, zumal die Straßensanierungen von den Anwohnern gezahlt würden. Die Lkw würden im übrigen meist von der Autobahn her kommend über die enge Feldstraße fahren.
Aus diesem Grund setzte das Bauausschuss-Mitglied Bernhard Miesen (CDU) bei der späteren Abstimmung aus: Er habe an der Feldstraße Immobilien.
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Nur Gisela Kronenberg enthielt sich der Stimme und Benedikt Rees von der Klimaliste hielt eine engagierte Gegenrede, bevor er den Plan ablehnte: Der Plan zum Bau eines Quasi-Logistikzentrums im Wohngebiet, so bezeichnete er das Hochregallager, sei an mehreren Stellen juristisch anfechtbar: „Wir können die Anwohner nur ermutigen, gegen den Plan zu klagen.“
Das erboste die Baudezernentin Andrea Deppe, die den Bebauungsplan letztlich verantwortet „Wie kann ein Ausschuss-Mitglied so etwas sagen?“

Die Firma Gierlichs an der Maurinusstraße mit der großen Wiese im Norden.
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Der Geschäftsführer Heribert Gierlichs saß still im Zuschauerraum und verfolgte die Diskussion sichtlich gespannt. Er sagte im Gespräch mit dem Leverkusener Anzeiger, die Firma solle für die nächsten 25 Jahre gesichert werden. Wellpappe nehme im Lager viel Volumen ein. Das Lager sei nötig, weil man darin die Verpackungen für Kunden lagere, die punktgenau beliefert werden müssten. An den vielen LKW-Fahrten führe kein Weg vorbei. Denn auch wenn das Lager woanders stehen würde, müsste die Pappe dorthin gefahren werden.
Trotz einer enormen Anteilnahme der Bürger am Prozess - es gibt hunderte Unterschriften und Einwendungen - ist bisher kein direktes Gespräch zwischen Gierlichs und den Kritikern zustande gekommen, die sich gerne eingebracht hätten. Das soll nach übereinstimmender Meinung in allen Ausschüssen nun aber kommen.
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Für Marianne Lettow kommt das zu spät. Sie sagt, nachdem sie eine Nacht darüber geschlafen hat: „Jetzt will man uns anhören, aber wir haben jetzt nichts mehr mitzubestimmen. Das Beste wäre, alles bliebe wie es jetzt ist.“