E-KlausurDigitales Pilotprojekt in Leverkusen am Start

Bildungsstaatssekretär Mathias Richter (l.) mit Schulleiter Luer Ebermann
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Leverkusen – Er war auch an diesem Mittwoch im Einsatz: Der rote Buzzer. Drücken durfte ihn Staatssekretär im NRW-Bildungsministerium Mathias Richter in Leverkusen. Hier, am Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung in der Bismarckstraße, wurde um 9.35 Uhr der Startschuss für eine Pilotklausur gegeben – eine rein digitale.
Dass Prüfungen nicht nur per Hand geschrieben werden müssen, ist keine Erkenntnis aus Coronazeiten. Die Vorbereitungen für dieses Projekt haben bereits Mitte 2019 begonnen. Eine Arbeitsgruppe von sechs Leuten aus verschiedenen Bereichen hat sich NRW-weit darüber Gedanken gemacht, wie in Zukunft Prüfungen geschrieben werden sollen. Und hat sich angeschaut, welche Systeme es bereits gibt: An vielen Universitäten in NRW werden schon rein digitale Klausuren abgenommen, beispielsweise in Medizin oder Jura. Das Konzept wurde daraufhin an Schulen angepasst.
Gebannte Blicke
Teil dieser Projektgruppe ist auch Gerd Michalski, Lehrer am Berufskolleg in Manfort. Hier wird die zwölfte Klasse des beruflichen Gymnasiums gleich mit der Prüfung in BWL/Marketing loslegen, die Schüler blicken schon gebannt auf die Computer. Sie durften im Vorfeld an ähnlichen Aufgabenstellungen zu Hause üben, die Klausur muss in Präsenzform geschrieben werden. Sie freuen sich aber, „wieder am normalen Leben teilzunehmen“, hat Schulleiter Luer Ebermann beobachtet. Voll gewertet werde die Klausur nicht, sie werde auf die sonstige Mitarbeit angerechnet, erklärt Lehrer Gerd Michalski. Man kann seine Note also nur verbessern.
Die Software für die Pilotklausur, die zeitgleich auch in Mönchengladbach und Dinslaken stattfindet, kommt von der Firma IQUL, die ihren Sitz im Bergisch Gladbacher Technologiepark hat und die bereits einige Universitäten mit E-Klausuren versorgt. Sie betreibt ein Rechenzentrum in Deutschland, die Klausur-Daten sollen allerdings nicht bei der Firma liegen, betont Geschäftsführer Daniel Möbs. Für Hochschulen, die die Software bereits nutzen, liegen sie eben an den Unis, sollte das System großflächiger implementiert werden, sieht Möbs die Daten bei den Schulen oder eher bei IT NRW.
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Das große Ziel steht aber noch nicht fest. Es gebe keinen Zeitpunkt, an dem man alle Prüfungen digitalisiert haben wolle, erklärt Bildungsstaatssekretär Mathias Richter. Das sei möglicherweise auch gar nicht erwünscht. Zuerst wird das Pilotprojekt im Sommer evaluiert. Man will eher grundsätzliche Erkenntnisse daraus gewinnen. „Wenn Lernen immer digitaler wird, warum sollten dann die Prüfungen analog sein“, fragt Richter. Wichtig sei, dass die elektronischen Klausuren einen „pädagogischen Mehrwert“ bieten.
Und nicht nur das, sie bieten auch Objektivität bei der Beurteilung und eine leichtere Korrektur, da vieles automatisiert ablaufe, erklären Stefan Kwasniewski und Karola Eirund von der Projektgruppe. Trotzdem schauen da natürlich auch noch Personen drüber. Bleibt noch die Fehleranfälligkeit des Systems. Was passiert, wenn es abstürzt? Die Klausur müsse nicht nochmal geschrieben werden, beruhigt Daniel Möbs von IQUL, es gebe genügend Sicherheitsmaßnahmen, betont er.Da bleibt Schulleiter Luer Ebermann nur noch, den Schülerinnen und Schülern „toi, toi, toi“ zu wünschen. „Bleibt cool“.