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FestaktLeverkusens erste Sekundarschule wird zehn Jahre alt

3 min
Viele Menschen auf Schulhof

Ein Hoch auf zehn Jahre Sekundarschule Leverkusen

Mit 75 Schülern und sieben Lehrern feierte die neue Schulform 2015 Premiere. Jetzt ist das Verhältnis 500 zu 55.

„Unser Baby läuft“, sagt Schuldezernent Marc Adomat mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Das „Baby“ heiße Sekundarschule Leverkusen und feiert seinen zehnten Geburtstag. Viele hatten das Projekt zum Start bereits totgesagt, in anderen Städten befänden sich Sekundarschulen auch schon wieder in der Rückabwicklung. „Und auch die, die beschlossen haben, die Hauptschulen ganz abzuschaffen, haben jetzt große Probleme“, ergänzt am Freitagnachmittag Andrea Werner, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Schulen. „Es ist schon gut, dass wir hier alles haben.“

Der Entschluss zu Leverkusens ersten Sekundarschule fiel am 9. Dezember 2013. In der Stadtratssitzung wurde der gemeinsame Antrag der Gruppierung „Die Unabhängigen“, CDU, Grüne und FDP mehrheitlich angenommen: „Die Gemeinschaftshauptschule Neukronenberger Straße wird ab dem Schuljahr 2014/2015 jahrgangsweise auslaufend aufgelöst. Im Gegenzug wird ab dem Schuljahr 2015/2016 jahrgangsweise aufbauend eine dreizügige inklusive Sekundarschule im gebundenen Ganztag errichtet.“

Andreas Strick eröffnet die Feier zu zehn Jahre Sekundarschule Leverkusen

Andreas Strick eröffnet die Feier zu zehn Jahre Sekundarschule Leverkusen.

Die SPD hatte sich dagegen für den Neubau einer dritten Leverkusener Gesamtschule auf dem Gelände an der Neukronenberger Straße eingesetzt. Da diese – im Gegensatz zur Sekundarschule – über eine Oberstufe verfügt, wäre das die deutlich größere Baumaßnahme gewesen. Und damit wesentlich teurer. Leverkusen steckte zu dieser Zeit in einem Haushaltssicherungskonzept. Man kennt das in der Stadt. 

Längeres gemeinsames Lernen

Hinter dem Beschluss standen pädagogische und strukturelle Gründe: Während die Anmeldezahlen an der Hauptschule immer weiter zurückgingen, wuchs die Nachfrage nach Schulplätzen, die längeres gemeinsames Lernen ermöglichen. Diskutiert wurde auch, ob man die Gesamtschule Schlebusch noch erweitern können oder Dependancen an mehreren Stellen, etwa auch der Theodor-Wuppermann-Hauptschule, aufmacht.

Die Wahl aber fiel auf die Sekundarschule.  Das Ziel: längeres gemeinsames Lernen, auch Kinder mit Inklusionsbedarf besser fördern und mehr Übergangsmöglichkeiten in die weitere Ausbildung, als die klassische Hauptschule. Und so kam es: Die Sekundarschule startete 2015. „Mit 75 Schülern und sieben Lehrern“ erinnert sich Schulleiter Andreas Strick, der gemeinsam mit Carola Becker die Sekundarschule von Anfang an aufgebaut hat. Im Sommer 2019 machten die letzten Hauptschüler ihren Abschluss an der Neukronenberger Straße, seit dem Schuljahr 2020/21 ist die Sekundarschule im Vollbetrieb. „Das ist auch ein Stück Lebenswerk“, sagt Strick stolz. Der Erfolg gibt ihm recht: Mittlerweile hat die Sekundarschule 55 Lehrerinnen und Lehrer und 500 Schülerinnen und Schüler. Die Anmeldezahlen übersteigen jedes Jahr das Platzangebot.

Die Absolventen Nicolas Bojkowski und Lucas Wittig

Immer noch mit ihrer Schule verbunden: Die Absolventen Nicolas Bojkowski und Lucas Wittig

Ein Erfolgsgeheimnis sei die gute Vernetzung der Schule, meint Strick. Die Sekundarschule kooperiert mit dem benachbarten Werner-Heisenberg-Gymnasium und dem Berufskolleg Opladen. „Somit endet die schulische Bildung nicht nach der zehnten Klasse“, sagt er. Weitere Kooperationen, etwa mit dem Naturgut Ophoven und dem TuS Quettingen, bereichern das Schulleben.

Zwei Paradebeispiele

Davon haben auch Lucas Wittig und Nicolas Bojkowski profitiert. Beide waren im zweiten Jahrgang, der an der Schule etabliert wurde. „Das war schon etwas Besonderes, mitzuerleben, wie die Schule gewachsen ist“, sagt Wittig. Beide haben jüngere Geschwister auf der Schule und kommen auch vier Jahre nach ihrem Abschluss noch gerne vorbei. „Hier haben wir uns alle kennengelernt und sind eine riesige Freundesgruppe geworden“, sagt Bojkowski.

Beide sind Paradebeispiele für das, was eine Sekundarschule leisten kann. Nicolas Bojkowski hat Förderbedarf, schaffte die neunte Klasse nicht im ersten Anlauf, machte aber schließlich doch erst den Hauptschul-, dann den Realschulabschluss. Heute lernt er Grafikdesign: „Meine absolute Leidenschaft.“ Im dreigliedrigen Schulsystem hätte er es wesentlich schwerer gehabt, das zu erreichen, glaubt der 20-Jährige rückblickend. „Ich musste jeden Schritt abarbeiten, hier ging das.“

Sein Kumpel Lucas Wittig hat auf der Sekundarschule direkt den Realschulabschluss gemacht, dann auf dem Berufskolleg sein Fachabi abgelegt und lernt jetzt Bankkaufmann – ebenfalls ein gutes Beispiel dafür, dass die Sekundarschule keine Endstation ist. Sondern auch ein Sprungbrett sein kann.