Der Sozialausschuss möchte die Arbeit des Selbsthilfe-Büros aufwerten. Das sei auch dringend nötig, sagt der Geschäftsführer.
Mehr als 100 GruppenImmer mehr Leverkusener suchen Selbsthilfegruppen auf

Einige Selbshilfegruppen in Leverkusen greifen seelische Beschwerden wie Depressionen oder Ängste auf. (Symbolbild)
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Depression, Trauer, sexualisierte Gewalt, Krebserkrankungen, Mobbing: Die Liste der mehr als 100 Selbsthilfegruppen in Leverkusen, in denen Menschen Hilfe finden können, ist vielfältig. Unterstützt werden die Gruppen vom Selbsthilfe-Büro des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Der Sozialausschuss der Stadt Leverkusen hat am Montag fraktionsübergreifend entschieden, das Selbsthilfe-Büro neu aufzustellen, um die Anlaufstelle besser fördern zu können.
Der Geschäftsführer des Büros, Reiner Mathes, freute sich über die Unterstützung aus dem Ausschuss: „Wir sprechen von einer wirklichen Verbesserung unserer Arbeit. Mit dem Beschluss können wir uns noch professioneller aufstellen und die Gruppen besser koordinieren“, sagt er auf Anfrage.
Zahl der Selbsthilfegruppen „kontinuierlich gestiegen“
Der Beschluss, den der Rat noch bestätigen muss, sieht eine Aufstockung des Selbsthilfe-Büros in eine Kontaktstelle vor. Das beinhaltet eine zusätzliche Fachkraft in Vollzeit. Derzeit ist nur eine Sachbearbeiterin mit einer Halbtagsstelle angestellt. So könne man mehr Öffnungszeiten anbieten und mehr Gruppenleiter finden, erklärt Mathes.
Dies sei nötig, weil die Anzahl der Selbsthilfegruppen in den vergangenen Jahren „kontinuierlich gestiegen“ ist. Mathes weiter: „Corona und die Flut waren zwei einschneidende Krisen. Viele Gruppen hatten kein Zuhause mehr und mussten ihre Räumlichkeiten erst wieder herstellen, bevor sie sich wieder treffen konnten.“
Scham hält von Suche nach Hilfe ab
In dem Zuge hat das Selbsthilfebüro die Online-Plattform „Haus der Selbsthilfe“ eingerichtet, wo Treffen anonym und datenschutzkonform stattfinden können. Mathes: „Wir merken zwar, dass virtuelle Treffen nicht das Gleiche sind. Manchmal hilft es, sich gegenüberzusitzen, andere auch mal in den Arm zu nehmen. Aber das Angebot wird angenommen.“
Das digitale Treffen könnte den Einstieg für Hilfesuchende erleichtern. Mathes vermutet, dass eine gewisse Scham manche davon abhält, sich mit fremden Menschen auszutauschen: „Viele haben nicht erkannt, wie gut der Austausch mit Gleichbetroffenen und das gegenseitige Stärken tun können. Dabei gibt es etliche Themen, die Selbsthilfegruppen aufgreifen.“
Sollten Hilfesuchende keine passende Gruppe finden, dann unterstützt das Büro von Mathes sie bei der Neugründung einer Gruppe und bei der Beantragung von Mitteln. Die Stadt Leverkusen stellt einen Fördertopf für soziale Selbsthilfegruppen in Höhe von 15.000 Euro zur Verfügung. Auch Krankenkassen finanzieren Gruppen.
„Es braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen und die Treffen organisieren“, so Mathes. Die entsprechende Qualifizierung zur Leitung einer Selbsthilfegruppe erlange man über Fortbildungsangebote des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Mathes: „Ansonsten müssen Menschen gefunden werden, die sich mit einem treffen wollen.“