Mietmarkt und Umziehen in Corona-Zeiten„Ältere Vermieter nehmen Leerstand in Kauf“

Lesezeit 3 Minuten
leverkusen-wohnungen--alf_6126

Wohnungen in Wiesdorf

  • Besichtigung mit Mundschutz, weniger Mietangebote und wie arbeiten eigentlich gerade Umzugsunternehmen? So ist die aktuelle Wohnsituation in Leverkusen.
  • Lesen Sie auch unser Interview mit dem Immobilienexperten aus Leichlingen.

Leverkusen – Ein Bettgestell lässt sich vielleicht mit zwei Metern Abstand zwischen den Trägern transportieren. Aber eine Waschmaschine? Umziehen ist eine Herausforderung in Zeiten von Corona. Und das fängt nicht erst beim Einzug an, weiß André Juffern, Geschäftsführer des Leverkusener Mietervereins: „Es gibt derzeit merklich weniger Wohnungsangebote auf dem Markt.“ Und bei denen, die angeboten werden, stellt sich die Frage der Besichtigung in Zeiten des Kontaktverbotes.

Dass Massenbesichtigungen aktuell nicht möglich sind, versteht sich von selbst. „Bei uns fragen aktuell aber einige Mieter an, ob sie den Vermieter und Interessenten für die Nachmiete überhaupt in die Wohnung lassen müssen“, sagt Juffern. Die Antwort: Grundsätzlich schon, denn Wohnungsbesichtigungen sind möglich und erlaubt. Es sei denn, der Mieter gehört zur Risikogruppe und das Einhalten des Mindestabstands ist aus räumlichen Gründen nicht möglich. Unmöglich sind Besichtigungen natürlich, wenn der Bewohner unter Quarantäne steht.

"Ältere Vermieter nehmen aktuell eher einen Leerstand in Kauf"

„Bei der Bereitschaft kommt es auch stark darauf an, ob ein Mieter ein Interesse an einer schnellen Weitervermietung hat, weil er früher raus möchte, oder nicht“, ergänzt Volker Winands, Haus-und-Grund-Geschäftsführer in Leverkusen. Stellt ein Bewohner sich quer, schlägt er den Vermietern vor, dem Mieter entgegenzukommen. Etwa indem bei der Besichtigung alle Mundschutz tragen, obwohl es dazu keine Pflicht gibt.

Lesen Sie auch unser Interview mit dem Immobilienexperten aus Leichlingen.

Insgesamt ist es ruhiger geworden auf dem Wohnungsmark. „Gerade ältere Vermieter nehmen aktuell eher einen kurzfristigen Leerstand in Kauf, als das Risiko, sich bei der Weitervermietung zu infizieren“, sagt Winands. Und Einzelbesichtigungen seien für Vermieter natürlich auch aufwendiger, als wenn man eine ganze Gruppe auf einmal durchführen kann. Von Maklern hört er aber, dass das Geschäft weiter läuft, gerade Immobilienverkäufe werden schließlich langfristig geplant.

Einige kommen mit Mundschutz zum Immobilienverkauf

Das bestätigt auch Susanne Karsten. „Was schon länger terminiert ist, findet auch statt“, sagt die Leverkusener Notarin. Zwar müsse bei der Beurkundung beachtet werden, dass die Parteien den Abstand einhalten, das sei in ihren Räumlichkeiten bislang aber kein Problem gewesen. Einige kämen auch mit Mundschutz. „Das ist für mich kein Problem, sie müssen ihn nur einmal runterziehen, damit ich das Ausweisbild abgleichen kann.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Mitunter müssten Termine verschoben werden, weil Banken derzeit länger bräuchten, um Bescheinigungen auszustellen. Terminabsagen wegen finanzieller Sorgen in der Corona-Krise habe sie aber noch keine gehabt. Und dafür, dass aus hygienischen Gründen derzeit keine Getränke gereicht werden, haben auch alle Verständnis. „Die Leute sind alle sehr höflich“, sagt Karsten.

Umzugsunternehmen haben viel Zulauf

Auch das Leverkusener Umzugsunternehmer Günter Voigt kann sich nicht über zu wenig Arbeit beschweren. „Wir haben gut zu tun und sind sehr froh darüber, dass wir weiter arbeiten dürfen“, sagt Inhaberin Sabine Voigt-Frick. Die Mitarbeiter tragen Handschuhe und sind angewiesen, auf Abstand zu achten. Zu den Kunden gehe das ohne Probleme und nach der Arbeit gehen alle direkt nach Hause und versammeln sich nicht wie früher üblich in den Räumen am Overfeldweg.

Dass sie mehr Aufträge bekomme, weil Menschen ihre Umzüge nicht mehr mit Hilfe des Freundeskreis stemmen können, hätte sie noch nicht gemerkt. Sehr wohl kamen aber zusätzliche Aufträge, weil Kollegen geschlossen haben. Warum, ist Voigt nicht klar: „Ich könnte mir das nicht erlauben, länger zu schließen.“ Die Kunden danken das. „In 45 Geschäftsjahren haben wir noch nie soviel Dankbarkeit erfahren“, sagt Voigt.

KStA abonnieren