Stadtpolitiker zaudernBis 2030 fehlen in Leverkusen tausende Wohnungen

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Feld in Steinbüchel an der Wilmersdorfer Straße, das im Wohnungsbauprogramm 2030+ zum Bebauen vorgesehen ist.

  • Vor allem Single-Haushalte werden weiter in Leverkusen zunehmen.
  • Die Stadt will die Schaffung weiteren Wohnraums fördern.
  • Nur über das Wie herrscht Uneinigkeit.

Leverkusen – Leverkusen gehört weiterhin zu den Städten in der Metropolregion Rheinland, deren Bevölkerung weiter wächst – und in denen Wohnraum knapp wird. Zwischen sieben und zwölf Prozent veranschlagen Experten den Haushaltszuwachs in unserer Stadt bis zum Jahr 2030.

Vor allem Single-Haushalte werden weiter zunehmen, was – in Kombination mit weiter steigenden Mieten – zu einer verstärkten Nachfrage nach kleineren Wohnungen führt.

Der Flächenbedarf liegt bei annähernd 175 Hektar

Die Stadt will die Schaffung weiteren Wohnraums fördern und hat für die Voraussetzungen ein „Wohnungsbauprogramm 2030+“ in Auftrag gegeben. Manfred Neuhöfer von der Forschungsberatung für Wohnen, Immobilien und Umwelt trug in dieser Woche seinen Endbericht im Stadtplanungsausschuss vor.

Demzufolge fehlen in der Stadt bis 2030 rund 10 300 Wohnungen. Als Bauland seien im aktuellen Flächennutzungsplan 109 Hektar ausgewiesen, die aber nicht alle wirklich zur Verfügung stünden. Der eigentliche Flächenbedarf liege bei annähernd 175 Hektar.

Die Stadt braucht eine Vision

Neuhöfer empfahl den Politikern nun, gemeinsam eine Vision zu entwickeln, wie Leverkusen in 20 Jahren aussehen solle. Die von ihm aufgezeigten Potenzialflächen seien Anregungen, über die Entscheidungen zu treffen seien. Dann müsse Baurecht geschaffen werden, müssten Eigentümer und Investoren aktiviert werden, um Bauvorhaben zu verwirklichen.

Dass es bis dahin noch ein Weg sein wird, würde in der folgenden Diskussion deutlich, für die der Ausschuss jede Diskussion über mögliche Baugebiet zunächst völlig ausklammerte und es beim Allgemeinen beließ.

Ratlosigkeit und Uneinigkeit herrschen vor

Ein Abstimmungspatt in der Frage, welche Bauflächen man der Bezirksregierung Köln denn für deren Regionalplanung melden solle, unterstrich die Ratlosigkeit und Uneinigkeit. Vor allem, weil sich viele der womöglich bebaubaren Flächen im Außenbereich befinden, Freiflächen beansprucht und Frischluftschneisen unterbrochen würden.

Es gehe nicht allein um ein ausreichendes Wohnungsangebot, unterstrich Roswitha Arnold (Grüne), sondern auch um ein Angebot in guter Qualität. Die Infrastruktur müsse angepasst, Mobilitätsfragen müssten geklärt werden.

Politiker möchten im Einzelfall entscheiden

Auch die CDU gab zu Protokoll, im Einzelfall entscheiden zu wollen, da bei manchen der vorgeschlagenen Flächen durchaus Bedenken bestünden. Da half auch der Hinweis von Baudezernentin Andrea Deppe nichts, es werde schwierig, später Bauflächen nachzumelden, wenn diese nicht innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen nach Köln gemeldet seien.

Vorsichtshalber Flächen zu melden, die man dann doch nicht beanspruchen wolle, sei ja auch keine Lösung, hielt Arnold dagegen. „Wir sollten uns ehrlich verhalten.“

Entscheidung soll gründlich abgewogen werden

Dass die Entscheidungen noch schwierig würden, machte Paul Hebbel deutlich, der sich ein wenig über die Wortkonstruktion „Klimawandelvorsorgestrategie“ lustig machte: „Das Ganze ist eine zweischneidige Sache. Die einen Bürger werden uns loben, wenn wir das Bauen in ihrer Nachbarschaft verhindern. Andere werden uns dafür hassen, dass sie keine bezahlbare Wohnung finden.“

In jedem Fall müsse die Entscheidung gründlich abgewogen werden. Denn in jedem Fall komme es am Ende auf die Frage an: „Wollen wir jetzt ernst machen, mit der Sorge ums Klima?“

Breite Mehrheit für sechs Einfamilienhäuser 

Auf den Weg gebracht hat der Planungsausschuss die Aufstellung des Bebauungsplanes Bergisch Neukirchen - Am Köllerweg in einem beschleunigten Verfahren. Dort sollen zwischen der bestehenden Wohnbebauung und dem Radweg Balkantrasse, westlich des Friedhofs, sechs Einfamilienhäuser erreichtet werden. Zwar hatten Grüne und Opladen Plus Bedenken wegen der Inanspruchnahme von Freiraum im Außenbereich, doch eine breite Mehrheit im Ausschuss überstimmte dies.

Nur eine Gegenstimme (von Opladen Plus) gab es gegen die Weiterverfolgung des Bebauungsplanes Bohofsweg in Steinbüchel. Hier lobte Grünen-Fraktionschefin Roswitha Arnold die Pläne sogar als „ein gutes Beispiel für eine Klimaschutz-Siedlung“.

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Mehrere Ausschussmitglieder setzten sich besonders dafür ein, dass es wegen der geplanten Wohnbebauung für den bestehenden benachbarten Sportplatz zu keinerlei Nutzungseinschränkungen kommen dürfe. 

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