Neue KlimadatenAn diesen Stellen in Leverkusen wird die Hitze in Zukunft extrem

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Im Sommer mussten viele Bäume gegossen werden, weil sie sonst ausgetrocknet wären. (Archivbild)

  • Das NRW-Ministerium für Naturschutz (Lanuv) hat simuliert, in welchen Städten und Stadtteilen die Temperatur in Zukunft stark ansteigen wird.
  • Wir haben die Lage für Leverkusen analysiert: Welche Stadtteile sind von extremer Hitze betroffen und in welchen kühlen Luftschneisen die Temperaturen runter?
  • Lesen Sie jetzt die komplette Anlayse.

Leverkusen – Der Sommer ist vorbei. Was bleibt, sind die guten Erinnerungen. Die schlaflosen Hitze-Nächte dagegen, die Meldungen über Kreislaufkranke, ausverkaufte Klimageräte und Ventilatoren sind hingegen fast vergessen. Doch man muss sich zurückerinnern, denn, so schreibt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) in seiner „Klimaanalyse NRW“: Die Städte in Nordrhein Westfalen seien nicht gebaut worden, um die Bewohner vor extremer Hitze zu schützen.

Vor allem in den zwei vergangenen Sommern konnten das viele Leverkusener sinnlich erfahren: Temperaturen über 30 Grad und Trockenheit über Monate sind fast schon zur Normalität geworden.

Und es stehen Entscheidungen im Stadtrat über neue, zum Teil große Baugebiete an, die die Hitzesituation der bestehenden Siedlungen womöglich stark verschlechtern könnten.

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Die Tag-Karte

Die Landesregierung hat die Temperaturen hochrechnen lassen. Als Grundlage dienten Informationen zur Geländestruktur sowie Flächennutzungs-, Bebauungs- und Versiegelungsdaten. Jeder kann sich auf der Webseite des Landes NRW (www.klimaanpassung-karte.nrw.de) darüber informieren, ob er in einem Gebiet wohnt, in dem im Sommer ein besonders starker Hitzestau entsteht. Für zwei Uhrzeiten haben die Wissenschaftler die Hitzesituation hochgerechnet: für 4 Uhr nachts und für 15 Uhr am Nachmittag. Die Tages-Karte zeigt: Leverkusen ist weiträumig thermisch stark belastet. Nicht nur Gewerbegebiete, auch die meisten Wohngebiete, auch die neueren Siedlungen fallen in diese Kategorie, die in der Tag-Karte rot dargestellt sind. Sie bedeuten eine gefühlte Temperatur von 35 bis 41 Grad.

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In der Karte wird die gefühlte Temperatur angegeben, die ist konsequent auf den Menschen bezogen: Neben der echten Gradzahl werden Faktoren wie Wind und Feuchtigkeit berücksichtigt, die das Temperaturempfinden beeinflussen. Fast alle Leverkusener Wohngebiete sind sogar stärker als etwa die Kölner Innenstadt belastet, in der es enge Gassen und deshalb mehr Schatten gibt. Auch Straßenbäume haben durch ihren Schatten einen großen Einfluss. Die größten Bereiche, in der die Bewohner unter extremen Temperaturbelastungen leiden (dunkelrote Flächen), findet man in der Neuen Bahnstadt und am Leverkusener Autobahnkreuz. Viel Asphalt, am Kreuz Autos und wenig Schatten sind Gründe für Hitze und im Westteil der Bahnstadt zwischen Werkstätten- und Robert-Koch-Straße liegt zudem viel Bahnschotter. Der alte Baumbestand wurde dort meist nicht erhalten.

Extreme Hitze in der Bahnstadt erwartet

In der Bahnstadt errechneten die Programme der Wissenschaftler in der neuen Paeschke-Eigenheimsiedlung um die Adam-Riese-Straße den größten „Klimawandel-Vorsorgebereich“ in der Stadt, das heißt, dort erwartet man in Zukunft die höchste Temperatur-Belastungsstufe „Extreme Hitze“. Im gesamten Stadtgebiet lassen sich kleinere Stücke in Siedlungen finden, die die Hitze besonders trifft: in Lützenkirchen, Steinbüchel, selbst in Nord-Hitdorf im Neubaugebiet um die Stephan-Lochner-Straße.

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Die Nacht-Karte

Aufschlussreich ist die Nacht-Karte. Diese Temperatur- und Luftsimulation zeigt anhand der blauen Pfeile, wo nachts noch ein kühles Lüftchen zu erwarten ist – und wo andererseits die Luft steht. In den blau schraffierten Siedlungen ist ein nächtlicher Luftaustausch noch mehr oder weniger gegeben. Die kühle Luft, die von unbebauten Feldern und Wäldern vom höher gelegenen Umland aus dem Osten herunterzieht, lindert die Hitze. Die kalte Luft kann laut Umweltministerium im besten Fall bis zu 700 Meter in die Siedlungsräume hineinwirken. Die roten Flächen zeigen aber, dass die Opladener großflächig ohne nächtlichen Luftaustausch schlafen müssen.

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Bäume pflanzen bringt Kühle, doch es müssten noch viel mehr werden, um der drohenden Hitze Einhalt zu gebieten. (Archivbild)

Das gilt auch für weite Teile von Bürrig (rote Flächen). Für so gut wie alle Siedlungen, die in der Nacht-Karte rosa (moderate Bedingungen) eingefärbt sind, gilt, dass sie laut der Modellsimulation in den kommenden 20 bis 30 Jahren in die heißeste Kategorie eingeordnet werden, also künftig zu roten Flächen werden. Das Lanuv gibt Empfehlungen, wie dem Hitzestau zu begegnen sei: Begrünung in jeder Form, ob auf dem Dach, Gärten, große Bäume oder Parks, als Wiesen und Wälder wirken sich positiv aus. Kaltluftschneisen, sagen die Wissenschaftler, seien unbedingt von Versiegelung und Bebauung frei zu halten.

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