Ricardo Corvo war an einer Leitplanke an der A59 in Rheindorf gefunden worden. Zuvor lebte er in Köln-Kalk.
Nach 14 JahrenKölner getötet – Polizei nimmt Verdächtigen in Leverkusener Cold Case fest
Mehr als 14 Jahre nachdem er am Tod des damals 43 Jahre alten Kölners Ricardo Corvo beteiligt gewesen sein soll, hat die Polizei am 20. Juni einen 45 Jahre alten Verdächtigen festgenommen. Das Amtsgericht Köln hatte gegen den Mann einen Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Bei einer Kontrolle am Flughafen in Rotterdam sei der Verdächtige, der aus Albanien stammt, den Beamtinnen und Beamten aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft stellte einen Auslieferungsantrag, jetzt sitzt der Verdächtige im Gefängnis in Köln.
Am 15. Januar 2010 hatten nachmittags Passanten die Leiche des gebürtigen Italieners Ricardo Corvo von den Füßen bis zur Hüfte in einer blauen Mülltüte verpackt neben einer Leitplanke an der A59 im Leverkusener Stadtteil Rheindorf gefunden. Bei der Obduktion hatte sich herausgestellt, dass das Opfer durch mehrere Schläge gegen den Kopf gestorben war.
Die Polizei veröffentlichte Fotos von dem stark tätowierten Mann, weshalb sie ihn schnell identifizieren konnte. Zudem war man über einen Abgleich der Fingerabdrücke mit der Datenbank des Bundeskriminalamts auf Corvo gekommen.
Alles zum Thema Cold Case Köln
- Zweiter Kölner Podcast-Tag Geschichten aus dem Severinsviertel
- Vor Kölner „Cold Case“ Rudi Cerne bricht „Aktenzeichen XY“ überraschend ab – Zuschauer verärgert
- Kölner Fall bei „Aktenzeichen XY“ Wie ein Mord vor 32 Jahren das Leben einer Familie bis heute prägt
- Mord am Melatenfriedhof Polizei Köln rollt ungeklärtes Verbrechen von 1992 wieder auf
- Urteil im Karnevalsmord-Prozess Petra Nohls Tochter über ein Leben in Angst
- „Besonders verwerflich“ Kölner für Mord an Petra Nohl nach 36 Jahren verurteilt – Tochter ist erleichtert
- 16 Hiebe mit einer Eisenstange Fast 40 Jahre alter Kriminalfall soll bei „Aktenzeichen XY“ aufgeklärt werden
Trotzdem konnten die Beamtinnen und Beamten den Fall nicht aufklären. Der Tod von Ricardo Corvo aus Köln-Kalk wurde zu einem sogenannten „Cold Case“. Auch wenn der Tatverdächtige nun festgenommen wurde, seien die Hintergründe und selbst der tatsächliche Tatort nicht klar, so die Polizei. Trotz Ermittlungen im Umfeld des Kölners und trotz Spuren am Fundort der Leiche.
Im Jahr 2022 rollte die Polizei um den Leiter der „Cold Case“-Ermittlungsgruppe Markus Weber das Verbrechen noch einmal auf. Sie veranlassten beim Landeskriminalamt, dass die Beweise noch einmal molekulargenetisch untersucht werden. Denn nach 14 Jahren gibt es neue kriminaltechnische Untersuchungsmöglichkeiten. So kam man dem 45-jährigen Albaner auf die Spur. Außerdem machten die Ermittler einen 54-Jährigen ausfindig, der möglicherweise an der Tat beteiligt war. Der ebenfalls mit internationalem Haftbefehl gesuchte Mann ist inzwischen aber tot.
Kölner hatte sich wohl Feinde gemacht
Markus Weber kommentiert: „Für Angehörige verjähren Mord und Totschlag nicht.“ Es sei das Ziel der Cold-Case-Einheit, Verbrechen aufzuklären und Täter zu überführen, damit der Strafverfolgung Genüge getan werde. Die Ermittlungen zu den Hintergründen und zur Frage, ob es noch weitere Menschen gibt, die an der Tat beteiligt waren, liefen weiter, so die Polizei.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor 14 Jahren berichtete, hatte sich das Opfer in Kalk wohl einige Feinde gemacht. „Ricardo Corvo konnte nett und freundlich sein, aber er war kein Engel“, hatte damals ein Bekannter der Redaktion gesagt. Corvo lebte in einer ruhigen Seitenstraße in einem kleinen Appartement. Davor war er wohl bei einem Landsmann zur Untermiete untergekommen. „Er hat halt bei mir ein paar Tage gewohnt. Was er sonst so gemacht hat, interessiert mich nicht“, hatte der gesagt. Der Landsmann hatte angegeben, dass Corvo zuvor mit einem Messer auf einen Mann losgegangen sein soll: „Das Opfer hat überlebt, lag aber danach im Krankenhaus.“
Corvo war in Sizilien geboren, dort hatte er wohl schon im Gefängnis gesessen. „Mehrfach soll er mit Rauben, Körperverletzungen und Erpressung aufgefallen sein“, berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“.