Martinszüge sind für Schulen und Nachbarschaften ein Stück gelebte Gemeinschaft – sie einzustampfen ist schmerzhaft, aber wohl kaum vermeidbar.
KommentarOhne Martinszüge geht an Leverkusens Schulen Tradition verloren


Selbstgebastelte Laterne bei einem Martinszug
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Wenn viele sich zusammenschließen, wird es umso größer und schöner. Das kann sicher für viele Veranstaltungen gelten, Martinsumzüge von Schulen gehören aber nicht dazu. Denn es ist gerade der Weg um die eigene Schule, in der Gemeinschaft, aufgestellt nach Klassen, der für die Schulgemeinschaft identitätsstiftend ist. Schon Wochen vorher werden dafür gemeinsam Laternen gebastelt, Lieder einstudiert und die Legende des Heiligen Martin erzählt.
Gemeinschaft im Veedel
Vielerorts kennt auch die Nachbarschaft die Veranstaltung seit Jahren und steht mit Laternen, Getränken und Süßigkeiten ausgestattet am Straßenrand, um die Lichter zu genießen und den Schülerinnen und Schülern die Veranstaltung zu versüßen. Auch für sie geht hier ein Stück Gemeinschaft im Veedel verloren.
Doch was ist die Alternative? Kann die Stadt die Augen vor der Bedrohungslage verschließen und für Martinszüge andere Vorschriften gelten lassen, als für Schützenzüge? Nein. Kann die Polizei 160 teilweise parallel stattfindende Schulzüge sichern? Nein. Können Schule selbst für die Absperrungen sorgen? Kaum. Außer vielleicht, sie verfügen über ein großes, abgeschlossenes Schulgelände, über das sie ziehen können.
Unter diesen Umständen scheint der Vorschlag der Stadt, Züge zusammenzulegen, um überhaupt etwas stattfinden zu lassen, der einzig praktikable. Dennoch geht hier Tradition verloren. Möglicherweise endgültig, denn Strukturen, die einmal eingestampft werden, sind schwer wiederzubeleben. Und am Ende ist es ein Stück weit doch die Kapitulation vor dem Terrorismus, die in großen Reden gebetsmühlenartig ausgeschlossen wird.