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Jazztage 2025Lizz Wright und Emily Otto begeistern im Erholungshaus

2 min
Die Sängerin Lizz Wright steht auf der Bühne hinter einem Mikrofonständer, sie trägt ein rotes Abendkleid und hat ihre Hände weit geöffnet zu einer einladenden Geste. Links hinter ihr ist ein Musiker am Piano zu erkennen, rechts ein Gitarrist.

Lizz Wright füllt das Erholungshaus mit samtigen Alt-Tönen, Emily Otto eröffnet den Abend mit frischer, facettenreicher Songkunst.

Bei den Jazztagen 2025 wandelt Lizz Wright das Erholungshaus zu einem Klangraum – dem steht die Leverkusenerin Emily Otto in nichts nach.

Lizz Wright lässt Klang wie Samt durch die Reihen gleiten. Ihre tiefe Stimme hat die Schwere und Wärme, die schon einem in Fässern gereiften Bourbon zugeschrieben wurde und sie nutzt diese Tiefe als Projektionsfläche für Geschichten über Herkunft, Nähe und Menschlichkeit. Auch am Sonntagabend, wo sie im Rahmen der Jazztage im Leverkusener Erholungshaus gastierte.

Die Leverkusener Sängerin Emily Otto steht auf einer Bühne und hält ein Mikrofon in Händen, links hinter ihr stehen drei Musiker, die Saxophon, Trompete und Posaune spielen, rechts steht ein Schlagzeug.

Emily Otto eröffnet den Abend mit frischer, facettenreicher Songkunst.

Wenn Lizz Wright Gospel-Phrasen einwebt, klingt das nicht nach vergangener Zeit, sondern nach gelebter Gegenwart. „Ihr schaut ja sicher die Nachrichten und fragt euch, ob bei uns alles uns alles in Ordnung ist“, so die US-Amerikanerin übersetzt, „uns geht es gut.“

Wright formt Melodien wie Tuch, sie legt Ton um Ton in den Saal des Erholungshauses und schafft eine Intimität. Es ist ein absolutes Wohlfühlkonzert. Songs aus ihrem Repertoire — Stücke, die den Pfad vom Great American Songbook bis zu persönlicher Collage schlagen — entfalten sich wie Landschaften: weich konturiert, mit scharfen Lichtkanten, die einzelne Worte wie Edelsteine hervorheben.

Ihre Pianolinien und subtiles Gitarrenspiel wirken wie Finger auf der Landkarte einer Erinnerung. Später setzte sie sich selbst an den Flügel. Und der ganze Sonntagabend fühlt sich an wie eine Einladung, Anteil zu nehmen.

Emily Otto als Türöffnerin: junge Leverkusener Stimme, weite Geste

Emily Ottos Songs fragen „Wie geht es anders?“ und antworten in klugen Melodien die Neo-Soul Funk-Pop und Indie-Folk verbinden. Im ausverkauften Erholungshaus entfaltet ihre „wundervolle“ Band – in der Besetzung erst zum zweiten Mal auf einer Bühne – eine dichte Begleitung, Background-Stimmen setzen Schattenlichter und Ottos Stimme steht im Zentrum, wie das älteste Instrument der Welt: unmittelbar und unumstößlich.

Ihre Stücke rühren an Gemeinschaftsgefühlen. Neben ihrer unter anderem ihrer neuen EP „Clover“ singt sie auch bis jetzt unveröffentlichte eigene Songs wie „Are you comfortable here“ Die besten Melodien werden hier zur Chorstrophe in den Kehlen des Publikums. Ihre frische elfköpfige Band verleiht dem ganzen einen bigbandigen Sound.

Zugehörigkeit als musikalische Haltung bei den Leverkusener Jazztagen

Der Abend verbindet mehr als zwei besondere Frauen. Wright bringt die amerikanische Tradition mit einer direkten Einladung zur Teilnahme und Otto bringt moderne Offenheit und popkultureller Neugier mit. Zwischen Gospelverweisen und poppigen Hooks entsteht ein Atem des Abends, der die Zuhörenden in Bewegung setzt, ohne sie zu überfahren.

Die Setfolge, die Klangfarben, die Pausen — alles arbeitet auf einen Zustand hin, in dem Zugehörigkeit kein Wort bleibt, sondern ein Körpergefühl. So wird das Erholungshaus zu einem Raum zum Wohlfühlen, in dem Musik nicht nur interpretiert wird, sondern in den man selbst eingespannt wird: ein über drei Stunden langer Abend, der Hörer zu Mitreisenden macht.