„Weihnachtsstern“Netzwerk Kinderarmut erfüllt 1500 Leverkusener Kindern Weihnachtswünsche

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Beteiligte der Aktion „Weihnachtsstern“: Axel Brandt, David Nelson (Koordination Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete), Reiner Hilken, Claudia Müller, Michael Hürth (Stiftung Zukunft Jugend).

Beteiligte der Aktion „Weihnachtsstern“: Axel Brandt, David Nelson (Koordination Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete), Reiner Hilken, Claudia Müller, Michael Hürth (Stiftung Zukunft Jugend).

Nicht bei jedem Kind in Leverkusen liegt zu Weihnachten immer ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum.

Die Tradition, sich an Weihnachten zu beschenken, lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückführen. Und von Nintendo-Switch über Lego-Star-Wars bis zum Barbie-Super-Wohnmobil mit Wasserrutsche hat das Schenken in der heutigen Gesellschaft kaum noch zu begreifende Ausmaße angenommen. Trotzdem liegt auch in Leverkusen für viele Kinder nichts unter dem Weihnachtsbaum. Rund 22 Prozent der Leverkusener Kinder bis 15 Jahre leben in einer Familie, die auf Sozialleistungen angewiesen ist.

Das Netzwerk Kinderarmut trägt mit der Aktion „Weihnachtsstern“ zum 17. Mal dazu bei, Kindern und Jugendlichen in Leverkusen einen Weihnachtswunsch zu erfüllen. Das Netzwerk hat in Kooperation mit der Theodor-Wuppermann-Schule, dem Kommunalen Integrationszentrum (KI) und der Stiftung Zukunft Jugend mehr als 1500 Wunschzettel gesammelt. Für die Kinder, die die Zettel ausgefüllt haben, gibt es Geschenke im Wert von 20 Euro pro Stück. Im vergangenen Jahr waren es noch 850 Wünsche. Reiner Hilken, Projektleiter des Vereins „Netzwerk Kinderarmut“, sagt: „Dass dieses Jahr so viele Wünsche mehr erfüllt werden können, liegt an unseren Partnern und vor allem an der Zivilbevölkerung, die fleißig gespendet hat.“

Anmeldungen aus Jugendszene Leverkusen

Die meisten Wünsche kamen aus der „Jugendszene Leverkusen“, dem trägerübergreifenden und 21 Einrichtungen umfassenden Zusammenschluss von Kinder- und Jugendeinrichtungen, und aus dem Netzwerk Kinderarmut mit 26 Einrichtungen und Diensten. Natürliche wolle das Netzwerk Kinderarmut keine Nachweise für den Bedarf an finanzieller Unterstützung an Weihnachten sehen. „Die Anmeldungen geschehen auf Vertrauensbasis und wir wissen, dass es bei den Kindern und Jugendlichen aus unseren Einrichtungen oft eng ist“, sagt Reiner Hilken.

Viele Alleinerziehende und Flüchtlingsfamilien seien auf Sozialleistungen angewiesen und demnach von Armut betroffen. Jedes Kind, das sich gemeldet habe, werde spätestens am 24. Dezember ein Geschenk zum Auspacken in den Händen halten, sagt Hilken. Axel Brandt vom Jugendzentrum Bunker sei der eigentliche Weihnachtsmann hinter den Kulissen, der die Geschenke sortiere und somit eine große Unterstützung sei.

So sahen die sternförmigen Wunschzettel aus.

So sahen die sternförmigen Wunschzettel aus.

Für Flüchtlingskinder der Leverkusener Übergangsheime möchte das Netzwerk Kinderarmut mit der Aktion „Weihnachtsstern“ die Willkommenskultur stärken. „Jedes Kind und jeder Jugendliche – egal, ob muslimisch, orthodox oder christlich – soll das Gefühl haben, dass am 24. Dezember der Geschenktag ist und sie dazu gehören“, sagt Reiner Hilken. Den Flüchtlingskindern solle gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht und das Gefühl, dazu zugehören, vermittelt werden. „Wer an den Weihnachtsmann glaub, ist uns ganz egal“, so Hilken.

An der Theodor-Wuppermann-Schule seien in der Mensa schon ein paar Geschenke verteilt worden. „Wir haben in begeisterte Kinderaugen blicken können“, sagt Schulsozialarbeiterin Claudia Müller. Von Fußbällen, über Handtaschen und Gesellschaftsspiele bis hin zu alltäglichen Dingen wie Schokolade und anderen Lebensmitteln sei auf den Wunschzetteln alles dabei gewesen. Zu Beginn der Adventszeit hätten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam ihre Weihnachtswünsche auf sternförmige Wunschzettel geschrieben, dekoriert und ausgemalt.

Netzwerk Kinderarmut will unbürokratisch helfen

Dem Netzwerk Kinderarmut sei vor allem wichtig, dass die Aktion unbürokratisch ablaufe. Helferinnen und Helfer sei die Kontaktaufnahme und Geschenkübernahme über eine E-Mail oder einen Anruf gelungen. Über 90 Prozent der Geschenke seien reale Geschenke. Ein paar hätten sich leider verspätet und würden als Einkaufsgutscheine verteilt. „Erwachsene sehen Gutscheine immer als unpersönlich, doch die Kinder freuen sich riesig darüber“, sagt Hilken. In den Leverkusener Jugendeinrichtungen hätten die Kinder und Jugendlichen nach Bekanntgabe der Aktion schon Tage lang gegoogelt, wie sie aus 20 Euro das coolste Geschenk rausholen könnten.

Die Obergrenze für die Geschenke sei auf 20 Euro gesetzt worden und doch habe es „schwarze Schafe“ im positiven Sinne gegeben. Eine Familie hab einen Gaming-Controller für mehr als 20 Euro besorgt. „Der Herr und sein Sohn hatten entschieden, dass es ein cooles Ding sein muss“, sagt Hilken. Das Geschenk sei natürlich gut gemeint, dennoch führe es zu ungerechter Behandlung, sei aber auch eine Ausnahme gewesen. Viele Schenkende würden sich große Mühe geben, den Geschenken persönliche Briefe beifügen und die Verpackungen liebevoll mit Schokolädchen und Verzierungen schmücken.

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