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LeverkusenNeun neue Stellen für Hochwasser- und Bevölkerungsschutz

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Alexander Lünenbach, Tim Kipshagen und Jan Herwig, Marlene Liebeskind und Sandra Möller vor der Informationsveranstaltung im Hörsaal in der TH Opladen.   Bild: Ralf Krieger

Alexander Lünenbach, Tim Kipshagen und Jan Herwig, Marlene Liebeskind und Sandra Möller vor der Informationsveranstaltung im Hörsaal in der TH Opladen. Bild: Ralf Krieger

Die Stadt hat darüber informiert, wie sie für ein künftiges Hochwasser aufgestellt wäre. 

Nur der liebe Gott weiß, wann Opladen das nächste Mal von einem Hochwasser heimgesucht wird und wie hoch es wird. Sollte es in nächster Zeit so weit sein, und nicht erst in 500 Jahren, wäre die Feuerwehr vermutlich besser vorbereitet als 2021. Allerdings wird es gegen ein so extremes Wupperhochwasser, wie vor vier Jahren, niemals einen Schutz für Opladen geben.

„Wir haben Konsequenzen gezogen“, sagte Feuerwehrmann Tim Kipshagen, der bei der öffentlichen Veranstaltung im Hörsaal der technischen Hochschule Opladen über die Veränderungen in seiner Behörde informierte.

Feuerwehrfahrzeuge für tieferes Wasser

Bei der Feuerwehr hat man in der Summe neun neue Stellen und die Stelle für einen Werksstudenten geschaffen, ein ganz neues Sachgebiet für Bevölkerungsschutz wurde eingeführt. Die neun sollen sich nicht alleine mit Hochwasser beschäftigen, auch der Überfall Russlands auf die Ukraine hat deutlich gemacht, dass man vorsorgen muss und sich amtlicherseits mehr Gedanken über Bevölkerungsschutz macht. Die neu angeschafften Feuerwehrwagen sind jetzt auch für tieferes Wasser geeignet, damit beim nächsten Mal nicht wieder Einsatzfahrzeuge absaufen, wie 2021. Es wurde noch mehr angeschafft: Pumpen, Generatoren und eine Sandsackfüllmaschine ist bestellt. An der Sirenenabdeckung wird gearbeitet, bis die Warnanlagen stehen, soll die Feuerwehr mit neu angeschafften mobilen Sirenen warnen. 

Information und Kommunikation sollen beim nächsten Mal besser laufen. Es gibt jetzt viel bessere und wohl auch genauere Vorhersagekanäle, zum Beispiel vom deutschen Wetterdienst, und das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima (LANUK, früher: LANUV) hat sich auch neu aufgestellt und bietet hydrologische Lageberichte. Die Feuerwehr hat jetzt auch Pläne in der Tasche, wo und wann sie mit Lautsprecherwagen herumfahren muss; Pläne dafür liegen ebenso in der Schublade, wie fertige Warnansagen, gespeichert auf USB-Sticks. Kommt wieder eine Katastrophe, dürfte die Feuerwehr jetzt auch eigenmächtig das Programm von Radio Leverkusen unterbrechen und seine Warnungen durchgeben. Das ist vernünftig, denn die Redaktion ist nicht immer besetzt, beim Hochwasser 2021 bekam man weder im Radio noch im WDR-Fernsehen Informationen, lediglich die Webseite des „Leverkusener Anzeiger“ wurde die ganze Nacht über aktualisiert.

Um das Für und Wider der Aufweitung des Wiembachs sollte es bei der Veranstaltung zwar nicht vorrangig gehen, aber Wupperverband und TBL haben noch einmal alle Simulationen in Varianten durchgerechnet. Die ganz klar favorisierte Variante ist die Renaturierung und Aufweitung des Wiembachs, für die die Allee gefällt werden müsste. Die würde sich sogar positiv auswirken, wenn sich die Wupper bei einem 500-jährlichen Wupperhochwasser (HQ-extrem) in den Wiembach zurückstauen würde, erklärte Sandra Möller von den TBL (Technische Betriebe Leverkusen). Nur weit oben nahe der Eisenbahntrasse gäbe es dann noch Häuser, die nass würden.

Wupperverband rüstet nach

Auch der Wupperverband hat erheblich nachgerüstet. Es gibt zum Beispiel das Hochwasserportal. Marlene Liebeskind stellte noch einmal klar, wie besonders 2021 war: Dagegen gäbe es keinen Schutz, selbst wenn man die Deiche um über einen Meter erhöhen würde: Die Opladener Innenstadt würde immer über die Wiembach-Mündung überschwemmt. Sie erklärte noch einmal, welche Deiche man gerne öffnen würde, um dem Wasser mehr Raum zu geben: Grob gesagt in Richtung Pescher Busch könnte viel Wasser ablaufen, aber mehrere der Grundstücke dort sind privat. Damit das Wasser in Opladen und Leichlingen gar nicht erst so hoch steigt, wird der Füllstand der Wuppertalsperre heute besser gemanagt, Wasser soll vor einem Starkregen ablaufen gelassen werden, so ihr Versprechen. Zudem sei an Bächen einiges geschehen, mehrere natürliche Überlaufbecken gebe es inzwischen, etwa am Murbach.

Die Berechnung genauer Wettervorhersagen fürs Verbandsgebiet nimmt zurzeit drei Tage Rechenzeit in Anspruch, man forscht daran, die Zeit verkürzt wird.

Frau Liebeskind wies noch einmal darauf hin, dass Bäume auf Deichen meist nicht erlaubt seien, das rief dann auch die Bürger auf den Plan, die Fragen stellen konnten. Etwa, warum man der Dhünn nicht wieder eine eigene Mündung in den Rhein schaffe, oder weshalb Leverkusen nicht endlich die Bauordnung durchsetze, denn auf den vielen versiegelten Vorgärten und Flächen fließe zu viel Regen oberflächlich ab, der auch versickern könnte. Auf vieles gab es eine Antwort, etwa, dass zurzeit kein Platz für eine eigene Dhünnmündung sei, gegen die Probleme durch private Versiegelung der Gärten hat die Stadt kein Rezept, da fiel den Fachleuten die Antwort schwer.