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JahresberichtSchuldnerberater in Leverkusen konzentrieren sich auf junge und alte Leute

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Bestellung im Internet auf dem Smartphone

Wer im Internet bestellt und die Option „in 30 Tagen bezahlen“ wählt, der hat einen Kredit aufgenommen. Das bringt immer mehr Menschen in Schwierigkeiten.

Viele kleine Kredite werden immer mehr Menschen zum Verhängnis.

„Buy now, pay later.“ Diese Verheißung im Internet bringt immer mehr Menschen in Schwierigkeiten. Das stellen die Schuldnerberater Philipp Hackländer und Thomas Raddatz fest. „Es gibt mehr Gläubiger pro Fall“, berichtete Hackländer am Donnerstagabend im Sozialausschuss. Die Berater arbeiten „jetzt schon am Anschlag“; wer einen Termin brauche, in dem die finanzielle Klemme ausführlich analysiert werden kann, warte derzeit vier bis sechs Wochen, ergänzte Raddatz.

Das liegt auch daran, dass die Schuldnerquote in Leverkusen seit Jahren erstmals wieder gestiegen ist. Zuletzt lag sie bei 9,2 Prozent. Verwunderlich sei das nicht: die enormen Preissprünge bei Energie und auch bei Lebensmitteln machten sich bemerkbar, so die Berater.

Der Bedarf steigt stetig

Unnötiger Konsum sei allerdings nicht das größte Problem, sagte Hackländer: Der sei lediglich in rund 15 Prozent der Fälle Ursache für die Überschuldung. Die Nachfrage nach Beratung steigt allerdings stetig. Im Jahr 2024, über Philipp Hackländer und seine Kollegen jetzt berichteten, hätten Sie 926 Fälle bearbeitet. 577 davon waren Insolvenzberatungen. Außerdem haben die Berater 988 Pfändungs-Schutzbescheinigungen ausgestellt. Und für das zu Ende gehende Jahr 2025 lasse sich sagen, dass der Beratungsbedarf weiter steigt.

Das zeige sich auch an mehr Hausbesuchen. Zwei Schwerpunkte haben die Berater zuletzt gesetzt: Eine Informationskampagne richtete sich an Menschen über 60. Das sei ein durchaus schwieriges Klientel, so Hackländer: Scham halte ältere Leute sehr oft davon ab, finanzielle Probleme einzugestehen und anzugehen. „Sie müssen eigentlich hintenrum an diese Menschen herankommen“, so der Berater. Ziemlich gut laufe ein Präventionsangebot: In den Schulen vermitteln die Berater Finanzbildung. 2024 sei das erstmals in der Fläche geschehen. 680 Schülerinnen und Schüler wurden erreicht. Im zu Ende gehenden Jahr konnte das Angebot ausgebaut und mehr als 1000 junge Leute erreicht werden.

Auf diesem Weg möchten die Schuldnerberater unbedingt weitergehen. Eine verlässliche Finanzierung sei deshalb unbedingt erforderlich, sagte Hackländer auf die Frage von Stephan Adams. Der Vertreter von Opladen Plus im Sozialausschuss wollte wissen: „Was können wir für Sie tun?“ Auch die Schuldnerberater wissen, dass die Haushaltskrise der Stadt alles infrage stellt. Für Leverkusens Sozialpolitiker, das wurde im Ausschuss deutlich, sind Kürzungen in diesem sensiblen Bereich allerdings auch kein Thema.