Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Wir werden den Laden auseinandernehmen“Tim Bendzko spielt bei den Leverkusener Jazztagen

4 min
Tim Bendzko tritt bei den Leverkusener Jazztagen im Trio auf.

Tim Bendzko tritt bei den Leverkusener Jazztagen im Trio auf.

Der Sänger hat eine eher schmerzliche Erinnerung an Leverkusen.

Möglicherweise ist das, was die Zuschauerinnen und Zuschauer am 4. November im Erholungshaus erwartet, nicht das, was sie selbst erwarten. Um 20 Uhr steht dort nämlich das Tim Bendzko Trio auf der Bühne. Aber wer auf ein ausschließlich intimes, akustisches Konzert im Singer/Songwriter-Stil setzt, erlebt womöglich eine Überraschung.

„Wir werden den Laden auseinandernehmen, das wird passieren“, sagt der Sänger, dem 2011 der Durchbruch mit „Nur noch kurz die Welt retten“ gelungen war, im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Er wird mit Keyboarder Mathias Grosch, Leader von „Grosch's Eleven“, der Hausband von „Sing meinen Song“, und dem Leiter seiner eigenen Band, Sascha Hünermund, spielen. Eine Kombination, deren Ursprung schon ein paar Jahre zurückliegt. 

Immer mal wieder werde er angefragt, in kleinerer Besetzung zu spielen, sagt Bendzko. Gern mal als Überraschungsgast, zum Beispiel beim Radio oder bei Anfragen von Firmen. Mit der großen Band passt das dann nicht so recht. Deshalb kam den dreien irgendwann die Idee, das Trio zu gründen. Eine günstige Gelegenheit, auch mal die bekannten und älteren Songs in ein neues Gewand zu stecken, sagt der Sänger.

Tim Bendzko will sich musikalisch entwickeln

Das heißt, Songs musikalisch mal ganz neu zu entwickeln, sie womöglich komplett umzukrempeln. Aber auch, manche so zu lassen, wie sie sind. „Das macht total Spaß“, sagt Bendzko. Zwei Beispiele: „Nur mal kurz die Welt retten“ wird im Trio ziemlich anders klingen, als es die Menschen kennen, verrät Bendzko.  Der Song „Irgendwas mit Liebe“ dafür wird genauso gelassen, wie er ist. Das habe man erst zwei Tage vor dem ersten und bisher einzigen Konzert in der Besetzung so entschieden.

Die Ideen, welche Songs man in Trio-Besetzung spielen könnte, kommen von allen dreien. Dass die Hits wie „Nur noch kurz die Welt retten“, „Keine Maschine“ oder „Alleine in Paris“ dabei sind, ist wohl selbstverständlich. „Aber das gibt auch die Chance, vergessene Perlen auszupacken“, sagt Tim Bendzko. Also Songs, die sonst gern mal untergehen. Die Neuausrichtung könne man durchaus als Wagnis sehen, sagt der Sänger. „Entweder das funktioniert oder nicht.“ Und offenbar tut es das, zumindest, wenn man die Rückmeldung vom ersten Konzert zugrundelegt: „Die Leute haben auf den Stühlen getanzt“, sagt Bendzko.

Man kann da ganz anders in die Tiefe gehen, was die Themen angeht.
Tim Bendzko

Wichtig ist dem Sänger, dass das Ganze „Hand und Fuß“ hat, wie er sagt. Also, dass daran richtig intensiv gearbeitet und geprobt worden sei. Also keine 08/15-Akustik-Version. Wobei er auch klarstellt, dass es die intimen Momente natürlich auch im Trio geben wird. Der Rahmen bei den Jazztagen, mit bestuhltem Saal im Erholungshaus, bietet auch mal die Gelegenheit, aus dem Nähkästchen zu plaudern, kündigt er an. Also mal etwas über die Songs zu erzählen, sowohl über die bekannten als auch über die „vergessenen Perlen“. „Man kann da ganz anders in die Tiefe gehen, was die Themen angeht.“

Es gehe ihm aber nicht darum, das „Andersmachen zum Prinzip“ zu machen. Wenn ein Song nur so funktioniere, wie er sei, dann bleibe er auch eins zu eins so. Er als Musikfan möge es, wenn seine Lieblingskünstlerinnen und Lieblingskünstler ihre Sachen mal in völlig neuem Gewand präsentierten. Das gehöre für ihn zur musikalischen Entwicklung. Auch mal auszubrechen aus dem sicheren Hafen Popmusik. Ohnehin klinge er, auch in großen Bandbesetzung, ganz anders als noch zum Beispiel bei der ersten Tour, weiß der Sänger.

Das Trio sei für die drei ein absolutes „Herzensprojekt“, sagt er. Deshalb soll es damit auch weitergehen. Das Konzert in Leverkusen ist das letzte in diesem Jahr, Bendzko hofft auf mehr in dieser Besetzung im Jahr 2026. Bei den Jazztagen spielt Tim Bendzko das zweite Mal. Er hat aber auch eine ganz andere Erinnerung an die Stadt. Einmal sei er zuvor in Leverkusen gewesen. Am Samstag, 20. Mai 2000. Ein Datum, das Bayer-04-Fans in furchtbarer Erinnerung ist. Damals verspielte die Mannschaft von Christoph Daum in Unterhaching noch den sicher geglaubten Meistertitel. Und Tim Bendzko war damals mit seinem Bruder, ein Bayer-04-Fan, in die Stadt gekommen, um die Meisterschaft zu feiern. Vergeblich. Der nächste Besuch wird mit Sicherheit fröhlicher werden.


Neues Album

Am 23. Januar 2026 veröffentlicht Tim Bendzko sein nächstes Album: „Alles, nur nicht zurück“. In den vergangenen Jahren habe sich wahnsinnig viel bei ihm verändert, sagt der Sänger dazu. Das bringen einen dazu, gern mal in der Vergangenheit zu verweilen. Dort, wo alles sicher zu sein scheine. Letztlich führe das aber nur dazu, die alten Fehler noch mal zu machen und in alte Muster zu verfallen. Dieses Hin-und-her-gerissen-sein wolle er im Titel ausdrücken. Er sei jemand, „der eher nach vorne gerichtet ist“.