Bestattungen in Corona-ZeitenKleinere Trauerfeiern sind persönlicher

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Maximilian Bertram aus Wiesdorf (r.; mit Birgitt und Bernd-Peter Bertram) ist Bestatter  in vierter Generation.

Maximilian Bertram aus Wiesdorf (r.; mit Birgitt und Bernd-Peter Bertram) ist Bestatter  in vierter Generation.

Leverkusen – Von einem geliebten Menschen Abschied zu nehmen, ist niemals leicht. Sich nun auch in Corona-Zeiten mit veränderten Bestimmungen und Einschränkungen auseinanderzusetzen, macht es nicht leichter. Nur „der engste Familienkreis“ war bislang bei einer Beerdigung erlaubt. „Für viele Leute ist es schwierig, neben der Trauer um den verstorbenen Angehörigen die Entscheidung zu treffen: »Tut mir leid, ihr seid diejenigen, die nicht teilnehmen dürfen.«“, erklärt Maximilian Bertram. Der 32-Jährige ist Bestatter in vierter Generation, seit 1923 gibt es das Unternehmen mit der aktuellen Zentrale in Wiesdorf. Anfangs als Schreinerei und Beerdigungsinstitut gegründet, konzentrierte sich die Familie im Laufe der Jahrzehnte auf Bestattungen.

Bertram hat die Erfahrung gemacht, dass die Menschen mittlerweile etwas lockerer mit den schwierigen Umständen in Corona-Zeiten umgehen: „Sie sagen: »Es kommen auch wieder andere Zeiten.«“ Viele überlegten, im zweiten Halbjahr die Trauerfeier einfach nachzuholen, vielleicht eine Messe lesen zu lassen. „Das kann bei der Trauerarbeit helfen“, ermuntert Maximilian Bertram. Schließlich sei die Trauer mit der Beerdigung ja nicht vorbei.

Trend zur Feuerbestattung

Grundsätzlich sei bei dem Thema Bestattungen der Trend der vergangenen Jahre eindeutig: Immer mehr Leverkusener entscheiden sich für die Feuerbestattung, 75 bis 80 Prozent seien das in der Stadt, schätzt Bertram. Der Rest würde sich für die Erdbestattung in einem Sarg entscheiden. Die Corona-Krise hat die Entwicklung nicht beeinflusst. „Das ist ja auch eine grundsätzliche Entscheidung“, betont der 32-Jährige. Und alles was in den Bereich Natur gehe, sei „sehr populär“ geworden, wie Waldbestattungen oder Gemeinschaftsgräberfelder.

Mittlerweile wurden die Corona-Bestimmungen gelockert. Nun dürfen neben den engsten Angehörigen zukünftig auch wieder weitere Verwandte und enge Freunde an den Beerdigungen teilnehmen – allerdings nur bis zu 20 Personen. Wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, müssen Trauergäste selbst im Freien einen Mund-Nasen-Schutz tragen, betont die Verwaltung. Die Trauerhallen bleiben zu. Die Stadt Leverkusen begründet das mit der „nur sehr geringen zulässigen Personenzahl, der theoretisch Zugang gewährt werden könnte“.

Die Stadt Leichlingen hingegen bereitet sich auf eine Öffnung der Trauerhallen vor und hat bereits ausgerechnet, wievielen Personen sie Einlass gewähren könnte. Neun Personen sollen in der Halle am Kellerhansberg Platz finden, in Witzhelden dürfen nur sieben Personen hinein.

Beerdigung bei Vogelgezwitscher

Ralf Aschenbroich ist Bestatter in der Blütenstadt. Vor 20 Jahren hat er die Tischlerei (vormals Firma Willi Bauermann) übernommen – inklusive des zweiten Standbeins, des Bestattungsunternehmens. „Wir haben es einfach ausprobiert“, erzählt der Tischler-Meister. Dass es sein Unternehmen heute noch gibt, spricht für ihn. Zu Anfang der Corona-Krise hatte Aschenbroich zu den starken Einschränkungen und der Schließung der Trauerhallen durchaus „eine negative Meinung“. Doch die hat er revidiert. „Das Wetter war ja lange Zeit toll. Wir hatten Bestattungen draußen mit Vogelgezwitscher“, schwärmt er. Und dass nur so wenige Menschen an einer Beerdigung teilnehmen durften, ist für ihn kein Nachteil mehr: „Die Familien werden offener, persönlicher“, hat Aschenbroich beobachtet.

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Eine weitere Auswirkung: Die Hinterbliebenen hätten sich mit der Art der Bestattung auseinandersetzen müssen. Nicht einfach das machen, weil die Familie es schon immer so gemacht hat: Jetzt müssten die Menschen sich entscheiden. „Die Leute sehen, wie viel möglich ist“, sagt der Leichlinger Bestatter und zählt Einiges auf: Neben der Erdbestattung in Särgen kann man seine verstorbenen Familienmitglieder in Urnen beisetzen, es gibt Kolumbarien oder Baumbeisetzungen.

Die Menschen in Leichlingen tendierten eher zu Sargbeisetzungen als in Leverkusen, erläutert Ralf Aschenbroich. Gut ein Drittel, 30 bis 35 Prozent der Bestattungen, machen sie aus. Der Bestatter erklärt sich das so: „Hier in Leichlingen ist es sehr dörflich, man ist auf dem Land. Die Menschen lieben den Garten, sie lieben das Pflegen.“

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