Leverkusener Pharma-AGWarum Biofrontera sich weiter von seinem Gründer absetzt

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Innovationspark Leverkusen. Foto: Ralf Krieger

Die Sorgen werden nicht kleiner an Biofronteras Hauptsitz im Manforter Innovationspark.

Auch diese Leverkusener Aktie taumelt. Nun sollen die Anteilseigner einem Kapitalschnitt zustimmen. 

Viel spricht dafür, dass Biofrontera auch für das gesamte Jahr 2023 mehr Umsatz bilanzieren kann. Nach neun Monaten lag das Geschäftsvolumen mit nahe 25 Millionen Euro schon um rund drei Millionen höher als zwischen Januar und Oktober 2022. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass für Vertrieb und Forschung ebenfalls mehr ausgegeben wurde, und zwar deutlich: Für Forschung und Entwicklung wandte die kleine Pharma-AG fast 6,3 und nicht knapp fünf Millionen Euro auf. Und die Verwaltungskosten stiegen um mehr als 21 Prozent von knapp 3,7 auf fast 4,5 Millionen Euro. „Dieser Kostenzuwachs resultiert hauptsächlich aus zusätzlichen Ausgaben für Beratungskosten und Rechtsstreitigkeiten in der ersten Jahreshälfte“, heißt es zur Erklärung im Dreivierteljahresbericht.

Für den Vertrieb seines Hauptprodukts Ameluz gab Biofrontera zwischen Januar und Oktober vorigen Jahres reichlich 5,1 Millionen Euro aus, im gleichen Zeitraum von 2022 waren dafür nur gut 4,7 Millionen notwendig. Am Ende steht ein um gut zwölf Prozent schlechteres Ergebnis von gut 4,1 Millionen Euro und eine geringere Marge. Die Bilanz für das gesamte Jahr wird ähnlich aussehen.

Wo soll frisches Geld herkommen?

Das alles wird Biofronteras Aktionären nicht schmecken, wenn sie am Donnerstag, 4. April, erneut außerhalb des eigentlichen Finanzkalenders nach Leverkusen gebeten werden. Dieses Mal allerdings nicht ins Forum, sondern ins Lindner-Hotel an der Bay-Arena. Anders als die dort beheimateten Bayer-Kicker eilt Biofronteras Vorständen Pilar de la Huerta allerdings nicht von Erfolg zu Erfolg. Das Deutschland-Geschäft konnte zwar ausgeweitet werden. Aber die schlechte Kosten-Struktur und der immer noch nicht geschaffte Durchbruch mit der Hautkrebs-Salbe Ameluz lassen das Unternehmen nach zweieinhalb Jahrzehnten mehr denn je auf der Schattenseite des Kapitalmarkts verkümmern.

Inzwischen ist es völlig unmöglich geworden, weiteres Geld zu beschaffen. Die Ausgabe neuer Aktien scheitert am Börsenkurs, der inzwischen auf ganze 31 Cent zusammengeschnurrt ist. Allein binnen eines Jahres ist der Wert der Papiere um rund 60 Prozent zurückgegangen. Neue Anteilsscheine können aber nur zu einem Nennwert von einem Euro ausgegeben werden. Dieser Weg ist Biofrontera seit längerem versperrt.

Das Grundkapital soll von 63 auf drei Millionen schrumpfen

Was jetzt noch hilft, ist ein Kapitalschnitt. Genau das hat Aufsichtsratschef und Hauptaktionär Wilhelm Zours vorgeschlagen. Aus einem Grundkapital von 63,8 Millionen Euro sollen gut drei Millionen werden.

Das bedeutet: Aus 21 bisherigen Biofrontera-Aktien wird eine. „Die Kapitalherabsetzung dient dem Ausgleich von aufgelaufenen und auch im laufenden Geschäftsjahr 2024 erwarteten Verlusten“, lautet die Begründung in der Einladung zur Hauptversammlung. Wichtiger aber ist laut Aufsichtsrat dies: „Durch die Kapitalherabsetzung wird auch erreicht, dass der Kurs der Aktie der Gesellschaft wieder deutlich über einen Euro steigt und dadurch notwendige Kapitalmaßnahmen auch künftig umgesetzt werden können.“ Anders gesagt: Biofrontera kann wieder neue Aktien ausgeben und damit rechnen, dass sie auch Abnehmer finden. Anders wird der Bestand des Unternehmens kaum zu sichern sein.

Biofrontera-Gründer Hermann Lübbert im Labor

Biofronteras Gründer Hermann Lübbert leitet die Geschäfte in den USA.

Daneben will die Führung weiter an den hohen Forschungs- und Entwicklungskosten arbeiten, und zwar nachhaltig. Der Aufwand zum Beispiel für neue Studien, an deren Ende das Anwendungsgebiet der Hautkrebssalbe Ameluz erweitert werden könnte, soll vollständig in die USA ausgelagert werden. Dort arbeitet die derzeit völlig unabhängige, mit eigenen Aktien notierte Biofrontera Inc. unter dem Unternehmensgründer Hermann Lübbert an der Weiterentwicklung des einzigen Präparats mit zählbarem Umsatz.

Weil das Geschäft auf dem größten Arzneimittel-Markt der Welt auch für Biofrontera überragende Bedeutung hat, soll sich dort auch der Aufwand konzentrieren. Europa, Deutschland und damit auch Leverkusen werden nur noch die zweite Geige spielen.

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