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GrünsatzungNabu und BUND meinen: Guter Ansatz, aber zu schwache Regeln für Leverkusen

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Sportplatz Bürrig Heinrich-Lützenkirchen-Sportanlage.

Bisher darf jeder sein Grundstück pflastern oder bepflanzen, wie er will. Für Neubauten will die Stadt das mit einer Grünsatzung regeln. (Archivbild aus Bürrig)

Die Naturschutzverbände Nabu und BUND wollen die Grünsatzung für Leverkusen – aber mit schärferen Regeln.

Leverkusen habe einen extrem hohen Nachholbedarf an funktionierendem Grün, deshalb loben die Leverkusener Naturschutzverbände Nabu und BUND den Entwurf der Grünsatzung für die Stadt.

Ihr Fazit: Die vorgestellte Grünsatzung, die bei Neubauten zum Beispiel Baumpflanzungen, begrünte Dächer und Fassaden vorschreiben will, sei überfällig, um zu einer lebenswerten Stadt zu kommen. Die Verbände plädieren aus wissenschaftlicher Sicht dazu, die Satzung zu verschärfen und nehmen damit eine Gegenposition zu den Ansichten der Bauwirtschaft und eines Juristen ein, die durch einen Artikel im „Leverkusener Anzeiger“ öffentlich geworden waren.

Die Artenvielfalt sei in Leverkusen in den vergangenen Jahren für jeden sichtbar extrem gesunken, schreiben die Umweltschützer. Mehlschwalben oder Feldlerchen habe man früher überall in Leverkusen gesehen. Die Grünsatzung will die Flächenversiegelung verringern, das sei wichtig fürs Grundwasser. Von einer funktionierenden Schwammstadt sei Leverkusen noch weit entfernt. Ohne die Vorgaben der Grünsatzung werde sich Leverkusen weiter aufheizen.

Leverkusen: Dicht besiedelt, viele Hitzeinseln

Leverkusen gehöre zu den am dichtesten besiedelten Städten Deutschlands, mit vielen Hitzeinseln, die Stadt brauche dringend mehr Grün, mehr Natur.

Fast die Hälfte der Fläche von Leverkusen seien Siedlungen und 13 Prozent Straßen und Autobahnen. Seit Jahren weisen die Verbände darauf hin, dass die Zeit des Neubaus von Gebäuden auf der grünen Wiese vorbei sei; nur die Nachverdichtung im Bestand komme infrage. Laut einer Untersuchung der Universität München sei es für eine klimagerechte Stadt elementar, dass 40 Prozent der Fläche in Siedlungen begrünt sein müsse.

Hans-Martin Kochanek bei seiner Verabschiedung im Naturgut Ophoven im März 2023. Heute ist er der Nabu-Vorsitzende.

Hans-Martin Kochanek bei seiner Verabschiedung im Naturgut Ophoven im März 2023. Heute ist er der Nabu-Vorsitzende.

„Wir bitten Politik und Verwaltung, intensiver als bisher umfassende Konzepte zu realisieren, die in Siedlungen – die größte genutzte Fläche in Leverkusen – zu mehr Artenvielfalt, Wasserhaltevermögen und Klimaschutz beitragen“, fordert der neue Nabu-Vorsitzende Hans-Martin Kochanek, der ehemals das Naturgut Ophoven leitete.

Verbände: Satzung ist vom Ansatz gut, aber zu verbessern

Die vom Ansatz her gute Grünsatzung bleibe allerdings vielfach hinter den fachlich begründeten Erfordernissen zurück, zur Optimierung liefern die Verbände eine eigene Stellungnahme. Die Satzung setze nicht konsequent auf standortgerechte heimische Pflanzen, in dem Entwurf sei die Rede von naturverträglichen Pflanzen. Dass im Entwurf Kirschlorbeer als zulässige Heckenpflanze aufgeführt sei, sei irritierend. Der Strauch sei für nichts gut und zudem eine invasive Art.

Laut städtischem Entwurf sollen künftig alle Flachdächer bis zehn Grad Neigung begrünt werden. Das sei zu steigern: Begrünung sei bis 45 Prozent Neigung machbar. Auch bei Hecken an den Grundstücksgrenzen will man mehr: mindestens 1,5 Meter Breite, der Entwurf verlangt einen Meter.

Über den Sinn einer Fassadenbegrünung zu diskutieren, sei aus Sicht der Fachleute überflüssig: Das sei eine jeder Hinsicht gute Sache. Der Entwurf der Grünsatzung sieht einen Begrünungsgrad von 60 Prozent bei neu gebauten Fassaden vor; aus Sicht des Natur- und Klimaschutzes sei das zu wenig.

Zurzeit ist der Entwurf der Grünsatzung auf der städtischen Internetseite zur Diskussion veröffentlicht. Widersprüche gingen bisher zum Beispiel vom Investor Gernot Paeschke ein, der in Leverkusen meist Eigenheim- und Reihenhaus-Siedlungen vermarktet hat. Der Schlebuscher Rechtsanwalt Manfred Hüttemann stellt die rechtliche Grundlage der Satzung infrage. Er prognostizierte für Leverkusen „undifferenzierte Einheitszwangsbegrünung“, falls die Satzung komme.

Auf die juristische Diskussion will sich Kochanek nicht einlassen: „Genügend Städte haben ähnliche Satzungen und leben damit. Wir sind Naturschutz-Fachleute und wollen die Satzung aus wissenschaftlicher Sicht stärken.“