NaturschutzWas die Leverkusener Umweltverbände vom Landschaftsplan halten

Lesezeit 3 Minuten
Regine Kossler, Wolfgang Heep, Ursula Kundt, Martin Denecke und Hans-Martin Kochanek mit einer Karte

Setzen sich für Naturschutz ein: Regine Kossler, Wolfgang Heep, Ursula Kundt, Martin Denecke und Hans-Martin Kochanek.

Erstmals haben sich Leverkusens Naturschützer zum neuen Landschaftsplan geäußert. 

Umfassendes Lob von den Umweltverbänden hört die Stadtverwaltung selten. „Die Stadtverwaltung hat ihre Hausaufgaben gemacht“, lobt Nabu-Vorsitzender Hans-Martin Kochanek. Das sei aber auch an der Zeit gewesen: Der aktuell noch geltende Landschaftsplan stammt aus dem Jahr 1987. „In der Zeit haben andere Kommunen drei neue Landschaftspläne aufgestellt“, sagt Wolfgang Heep vom BUND Leverkusen. So etwa der Rheinisch-Bergische Kreis. Und auch wenn der Entwurf des neuen Landschaftsplans „sehr gelungen“ sei, ergänzt Kochanek: „Es ist aber auch noch Luft nach oben.“ Ein Überblick über die Forderungen der Naturschutzverbände.

Mehr Naturschutzgebiete

Aktuell hat Leverkusen 2,26 Prozent seiner Fläche unter Naturschutz gestellt. „Eine absolut untragbare Situation“ urteilen die Naturschützer. NRW-weit sind es aktuell 8,8 Prozent, die Landesregierung strebt aber eine Quote von 15 Prozent. Der neue Landschaftsplan für Leverkusen beinhaltet immerhin schon 11,63 Prozent Naturschutzfläche. Der reale Bedarf liegt laut den Umweltverbänden aber bei 20 Prozent. „Nur so können wir dem Klimawandel entgegenwirken, der Leverkusen zuletzt ja auch hart getroffen hat“, sagt Heep mit Anspielung auf den Dürresommer 2020, dem der Hochwasser-Sommer 2021 folgte.

Um das zu verdeutlichen, haben die Verbände zum Pressetermin an die Wiembachaue bei Biesenbach geladen. Hier wechseln sich hohe Wiesen mit Sumpflandschaften ab. „Diese Feuchtgebiete kühlen durch ihre Verdunstung die Luft deutlich ab, die hohen Wiesen speichern enorm viel Kohlenstoff“, erklärt Martin Denecke, Vorsitzender der Landesgemeinschaft Natur und Umwelt (LNU) Leverkusen. Auch für Insekten und weitere Lebewesen seien sie von enormer Bedeutung. 

Weitere Bebauung

Im Landschaftsplan sind einige „weiße Flecken“ zu erkennen. Das sind potenzielle neue Baugebiete. Ein Unding findet Kochanek: „Die Stadt ist voll bis oben hin.“ Gegen Nachverdichtung auf bereits bebauten Gebieten hat er nichts, aber Flächen, die jetzt noch naturbelassen sind, dürften nicht versiegelt werden. Das gelte besonders für Frischluftschneisen, weswegen sich auch der Bau einer neuen Feuerwache Auf den Heunen verbiete.

Vertragsnaturschutz mit Landwirten

„Ich habe viele Gespräche mit Landwirten geführt und festgestellt, dass eine fantastische Bereitschaft und Sachkenntnis im Bereich Ökologie besteht“, sagt Martin Deneke. Viele Landwirte seien bereit, Flächen zu „ökologisieren“, allerdings müssten sie dafür finanziell entschädigt werden. Die Umweltverbände fordern einen Vertragsnaturschutz mit den Landwirten. „Um das umzusetzen, müssen auch die Naturschutzbehörden mehr Personal“, sagt Kochanek.

Lichtsmog

Hierzu fehlen bislang Auflagen im Landschaftsplan, bemängelt Regine Kossler, Sprecherin von Nabu und BUND. Und wenn Vögel in der Nacht singen, weil sie vor lauter Beleuchtung nicht mehr wissen, ob es Tag oder Nacht ist, dann laufe etwas verkehrt. Natürlich lasse sich die Beleuchtung in der Stadt nicht ausschalten. „Aber in der Natur müssen wir sie so weit wie möglich reduzieren“, sagt Kossler. Sonst fallen auch Insekten den Lichtern zum Opfer. 

Auflagen durchsetzen

Der beste Landschaftsplan bringt nichts, wenn die Auflagen nicht durchgesetzt werden. Das gilt von Betretungsverboten in Naturschutzgebieten über Anleinpflicht für Hunde bis zu Jägern, die mit dem Auto bis zum Jagdstand vorfahren. „Wir brauchen Ranger, die Ordnungsbehörden und vor allem mehr Schilder“, sagt Kochanek. „Schilder, auf denen nicht nur: Betreten verboten steht. Sondern: Betreten verboten, weil …“ Zum Beispiel, weil Schuhsohlen Buschwindröschen töten und Samen in Gebiete verbreiten, in die sie nicht hingehören.  

Bürgerbeteiligung

Der Entwurf des neuen Landschaftsplans soll in drei Bürgerveranstaltungen vorgestellt und anschließend öffentlich ausgelegt werden. Die Naturschutzverbände bitten alle Bürger darum, sich damit auseinander zu setzen und Ideen und Kritik gerne auch an sie zu melden. „Insgesamt hat dieser Plan ein Wahnsinnspotenzial für Leverkusen“, schließt Kochanek.

KStA abonnieren