Die Corona-Pandemie hat die Veranstaltungsbranche schwer getroffen, und damit auch den Leverkusener Veranstalter der „Kölner Lichter“ – Werner Nolden.
Leverkusener Eventmanager„Wenn das nicht klappt, sind die Kölner Lichter Vergangenheit“

Die Kölner Lichter im Juli 2019
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Es geht wieder aufwärts, doch ist es nicht mehr dasselbe. Viele Branchen hat die Corona-Pandemie schwer getroffen, die Veranstalter gehören mit zu den stark betroffenen. „2023 geht wieder vieles, aber nicht mehr alles“, weiß Werner Nolden. Der Leverkusener, der die „Kölner Lichter“ zu einem Massenspektakel entwickelt und die in Opladen bewährte Bierbörse in weite Teile Deutschlands exportiert hat, blickt zuversichtlich nach vorn, aber auch realistisch: „Nie lieben es die Menschen so sehr, zu feiern, wie in schwierigen Zeiten. Aber manche Risiken sind einfach zu hoch.“
So wird es auch in diesem Jahr, zum vierten Mal, das Feuerwerksspektakel über dem Rhein nicht geben können. Zu hoch ist das finanzielle Risiko, das Nolden allein tragen müsste, da leistungsfähige Sponsoren aufgrund eigener wirtschaftlicher Probleme abgesprungen sind und die Stadt Köln nicht zu einem ordentlichen Zuschuss in sechsstelliger Höhe bereit ist.
Vor allem aber, weil die Haupteinnahmequelle zur Finanzierung des Megaevents nicht mehr sprudelt: der Verkauf von rund 60.000 Karten für die Fahrt auf den Rheinschiffen unterm Feuerwerk. „Wenn das 2024 auch nicht klappt, dann sind die Kölner Lichter Vergangenheit“, hat Nolden für sich beschlossen.

Rund um jedes Fest gibt es eine Menge Papierkram. Werner Nolden an seinem Schreibtisch im Büro an der Schusterinsel.
Copyright: Bert Gerhards
„Bis Mitternacht mit Maske im Schiff zu warten, das ist nicht so die helle Freude“, weiß Nolden, der nicht erneut nach einem schleppenden Vorverkauf und unter Corona-Auflagen bei hohem bürokratischen Aufwand tausende gekaufter Karten zurücknehmen und erstatten will. 15.000 Karten mussten schon 2020 erstattet werden. Im ersten Jahr der Pandemie wurden alle Großveranstaltungen abgesagt, schickte Nolden seine Mitarbeiter in Kurzarbeit, verlegte sein Büro schließlich ins Kinderzimmer seiner Tochter im Familienwohnhaus in Romberg.
Um nicht ganz auszusetzen, lud Nolden im September 2021 in einen deutlich kleineren „Sommergarten“ auf die Wupperwiese ein, unter besonderen Hygienevorschriften und für nur 800 Besucherinnen und Besucher zugelassen. Ein großer Erfolg. „Wir mussten alles selbst machen, aber wir waren so froh, wieder arbeiten zu können. Wir sind strahlend herumgelaufen wie die Prinzen und wurden belohnt mit vielen glücklichen Menschen und großer Dankbarkeit“, erinnert sich Nolden an diesen Strahl der Hoffnung in dunkler Zeit. Und weil es so gut klappte, wurde auf die Schnelle noch eine Mini-Bierbörse in Solingen nachgeschossen, die sich der dortige Oberbürgermeister persönlich bei ihm gewünscht hatte.
2022 kehrte die Bierbörse nach Opladen zurück, wenn auch in verkleinerter Form, ohne Konzertzelt, mit nur noch halb so vielen Bierständen. Aber mit einer Freiluftbühne, auf der Brings zu einem Freundschaftspreis spielten. Und Guildo Horn natürlich. 2023 soll es wieder eine Nummer größer werden, aber eben nicht mehr so wie vor Corona. „Wenn wir 70 bis 75 Prozent davon erreichen, läuft es sehr gut.“

Opladener Bierbörse 2022 mit Guildo Horn auf der Freiluftbühne
Copyright: Michael Wand
Denn überall in der Branche herrscht enormer Personalmangel. Viele junge Leute suchten sich in der für Feste und in der Gastronomie beschäftigungslosen Zeit neue Jobs. Für seine Agentur erhielt Nolden in früheren Jahren 100 bis 150 Bewerbungen, im vorigen Jahr waren es ganze vier. Als das traditionelle Schlebuscher Volksfest bevorstand, konnte Werner Nolden nur auf 28 statt der benötigten rund 60 Kellner zurückgreifen. Auf die Schnelle gelang es ihm, ein Dutzend Jugendlicher zu engagieren und anzulernen. „Seid lieb zu ihnen“, forderte er die Besucher bei der Festeröffnung auf. So gab es viel Verständnis und Lob für die Neulinge an den Bierständen.

Noldens Eventagentur arbeitet jetzt in nagelneuen Büros auf der Schusterinsel über der Firma Lux Elements.
Copyright: Bert Gerhards
Doch auch wenn heute noch 15 junge Service-Leute in einem Stammteam geblieben sind, die er in Zusammenarbeit mit der Bayer-Gastronomie beschäftigt, das Problem des Personalmangels bleibt. Acht Bierbörsen will Nolden in diesem Jahr wieder selbst mit seinem Team um Kirsten Grühl ausrichten und darauf jeweils drei eigene Bierstände betreiben. Mithilfe von Franchisern sind es inzwischen rund 20 Bierbörsen, die Nolden koordiniert, unter anderem auch in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen.

Eröffnung der ersten Opladener Bierbörse 1987 mit OB Wolfgang Obladen (links) in der Fußgängerzone Kölner Straße.
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Seinen Firmensitz hat Nolden durch Vermittlung der Wirtschaftsförderung Leverkusen inzwischen wieder an der Schusterinsel, im Dachgeschoss über der Firma Lux Elements, wo immer noch die Hochwasserschäden aus dem Sommer 2021 beseitigt werden. Von seinem Schreibtisch aus sieht er die Bäume der Kastanienallee neben der Veranstaltungswiese, die er nach dem Anfang in der Opladener Fußgängerzone, das war anno 1987, zur Spielstätte für seine Bierbörse und später für einige Jahre für „Leverkusen on Ice“ gemacht und immer noch in Pflege hat. Die Festwiese wie auch die Allee hat er persönlich geprägt, die vielen kranken Kastanien inzwischen durch robustere Winterlinden ersetzt. Um die 40 Neupflanzungen sind es inzwischen.
„Das ist ein Stück Heimat“, bekennt er mit Blick auf die Bäume. Wie er überhaupt zu Leverkusen als seiner Heimat steht, in die er alles Mögliche geholt hat. Angefangen hat es 1981 zunächst mit kleineren Stadtteilfesten, so richtig dann mit einem Open-Air-Konzert am Oulusee in Steinbüchel, Juli 1986. Wolf Maahn und Heinz Rudolf Kunze waren damals schwer angesagt, er holte sie nach Leverkusen. Ebenso wie ein Jahr später Herbert Grönemeyer, dem er mehrere Abende lang vor seiner Kölner Wohnung auflauerte, ehe er ihn zu einem Gastspiel im Schlebuscher Wuppermann-Park überreden konnte - an dessen Agenten vorbei. Guildo Horn, Henning Krautmacher, Peter Brings und ihre Bands sind beste Freunde, auf die ist Verlass.

Werner Nolden mit dem Plakat seiner ersten Großveranstaltung am Oulusee in Steinbüchel mit Wolf Maahn und Heinz Rudolf Kunze
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Dinge möglich zu machen, war eben immer sein Motto, seit der gelernte Maschinenbau-Techniker Veranstalter sein wollte. Eine Bierbörse als sommerliches Volksfest für jedermann? Man muss nicht auf den Oktober warten, es geht auch Kölsch statt Bayerisch! Ein Volksfest für Schlebusch mit Live-Musik im Park? Das ist doch mehr als ein Schützenfest! Eislaufen und Eisstockschießen im Freien an der Wupper? Mit der richtigen Technik (und damals noch bezahlbarer Energie) kein Problem! Ein Großfeuerwerk über dem Rhein in Köln? Dafür muss man nicht bis Koblenz fahren!
Die Kölner Lichter haben ihm die letzten Türen aufgestoßen. „Heute kann ich mir aussuchen, in welcher deutschen Stadt ich eine Bierbörse abhalten will“, kennt Nolden seinen Marktwert. Aber eben auch die Einschränkungen seit Corona, mit Personalmangel, schwächelndem Vorverkauf, Kostensteigerungen, sehr vielen Ungewissheiten. Er bleibt im sicheren Bereich, denkt an seine Familie und seine Mitarbeitenden.
Daheim im ländlichen Romberg laufen ein paar Hühner unter den Apfelbäumen herum. „Da lernen die Kinder wenigstens, dass Äpfel nicht im Supermarkt wachsen.“ Die Familie ist ihm wichtig, das Ferienhaus auf der Nordseeinsel Juist sein Refugium zur Erholung.
In kleiner Runde mit der Familie und seinem Team hat er an diesem Freitag seinen 70. Geburtstag gefeiert. Wie lang er noch weitermacht als Leverkusens Eventmanager Nummer Eins? „Bis ich umfalle.“ Würde ja auch nicht passen, ein Ruhestand für solch einen Partylöwen.