Leverkusener Pfarrer„Wichtiger als die reine Besucherzahl ist, dass ich den Leuten etwas mitgebe“

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Detlev Prößdorf, Pfarrer in der Christuskirche Leverkusen-Wiesdorf

Detlev Prößdorf ist Pfarrer in der Christuskirche Leverkusen-Wiesdorf

Einmal im Jahr sind die Kirchen voll: an Weihnachten. Danach nimmt die Besucherzahl wieder rapide ab. Wie gehen Pfarrer damit um? Ein Gespräch mit Detlev Prößdorf.

„Ich freue mich immer über volle Gottesdienste: Ach wenn es nur einmal im Jahr sein sollte, ist es schön.“ Detlev Prößdorf ist Pfarrer in der Christuskirche in Wiesdorf und wird an Heiligabend um 16 Uhr in der Kirche stehen, genau wie am 25. Dezember vormittags. Dass die Gottesdienste an Weihnachten meist voll sind, zu anderen Terminen eher nicht, „frustiert mich nicht“, betont er. Bei ihm in der Gemeinde hätten sie einen recht guten Besuch auch zu anderen Zeiten. Auch, wenn die Besuchszahlen noch nicht das Niveau wie vor Corona wiedererlangt hätten.

Prößdorf: Nicht nur an Zahlen messen

„Wichtiger als die reine Zahl ist, dass ich den Leuten etwas mitgebe“, findet Prößdorf, der seit 2004 in Wiesdorf tätig ist. Nackte Zahlen spiegelten nicht allein die Wahrheit wider. Und: „Jesus hat nie gezählt“, schmunzelt er. Detlev Prößdorf ist zufrieden, gerade im November seien viele Menschen gekommen, auch zum ersten Advent war die Kirche voll. Aber ja: „Es lässt sich nicht mehr so ganz selbstverständlich planen.“

Am meisten freut sich der 53-Jährige, wenn noch Jahre später Leute zu ihm kommen und wissen, was er damals gepredigt hatte, wenn der Gottesdienstbesuch eine besondere Bedeutung hatte und den Leuten in Erinnerungen geblieben ist. Da sei es unwichtig, ob da fünf Menschen oder 500 gesessen haben, findet er.

Andere Ansprache, aber nicht überzeugen wollen

Wie spricht man Menschen an, die nur einmal im Jahr in die Kirche kommen? Klar ändere sich die Ansprache je nach Schwerpunkt, ob man eher zu Kindern spricht, zu Gruppen oder eben zu „kirchenfernen“ Menschen, erklärt Prößdorf. Man passe die Rede und Inhalte an. Aber an solchen gut besuchten Tagen die Werbetrommel für die Kirche zu rühren, ist nicht seins. „Mein Ansatz ist, einen guten und stimmigen Gottesdienst zu feiern, ob ich den an Heiligabend mache oder in den Sommerferien.“ Aber klar: Die Hoffnung sei, dass die Leute wiederkommen.

Erst vor wenigen Tagen wurde eine Bertelsmannstudie herausgegeben, die sich mit der Bedeutung der Kirchen in der Gesellschaft befasst. Die Mehrheit der Befragten hatte unter anderem angegeben, dass man auch ohne Kirche Christ sein könne. „Das sagen viele, und ich frage dann: ,Was ist Christsein für dich'? Geht es nur darum, dass es dem Einzelnen gut geht oder soll man sich nicht auch um Andere kümmern?“ Detlev Prößdorf sieht hier Parallelen zu anderen Entwicklungen in der Gesellschaft, zum Beispiel dass auch andere Institutionen gerade kritisch ggesehen würden. „Nicht, dass es nachher in die Richtung gehe: Jeder muss sich um sich selbst kümmern und wir uns vom solidarischen System entfernen.“  Die Kirche sei ein „ursolidarisches System“, „auch wenn es Fehler und Macken hat“.

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