Schmuddelecke in LeverkusenWiesdorfs Marktplatz soll wiederbelebt werden

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Mit bunten Sitzmöbeln, Pflanzkübeln und Pflastermalerei wird auf dem Wiesdorfer Marktplatz dessen Umbau diskutiert.

Mit bunten Sitzmöbeln, Pflanzkübeln und Pflastermalerei wird auf dem Wiesdorfer Marktplatz dessen Umbau diskutiert.

Leverkusen – Kaum noch vorstellbar, dass dieser Platz bis vor einigen Jahren einmal das lebendige Zentrum Wiesdorfs war, auf dem zweimal in der Woche ein eng gestellter Markt seine Kunden anlockte und sich ein ganzer Stadtteil traf. Heute ist der Wiesdorfer Marktplatz an Dönhoffstraße und Breidenbachstraße ein Problemfall, der einer Wiederbelebung harrt.

Eine ziemlich öde Fläche in der Mitte, seit ein paar Monaten von einem Corona-Testzentrum mit genutzt, ein Parkplatz, auf dem Autofahrer um jeden Stellplatz kämpfen, am Rande eine etablierte Trinkszene auf Bänken, darum eine weiter im Niedergang befindliche Geschäftswelt. Wie lässt sich so ein Platz nicht nur optisch aufwerten, sondern auch nachhaltig wiederbeleben?

Mehr Bürgerbeteiligung

Dieser Frage geht seit Mitte Mai das Reallabor „Platz da!“ nach. Dahinter steckt die Idee von Städteplanern, nicht erst Pläne mit Zeichnungen zu entwerfen und diese mit Stadtpolitikern und Bürgerschaft in Versammlungen zu diskutieren, sondern einen konkreten Vorschlag an Ort und Stelle aufzubauen und zu variieren, die Meinungen und Verbesserungsvorschläge dazu einzusammeln und am Ende erst in eine Planung zu gießen, die dann – so Ziel und Wunsch – deutlich näher an den Bedürfnissen der wirklichen Nutzer orientiert ist.

Meinung ist gefragt

Dafür also nun das „Reallabor“, keine Leverkusener Erfindung, aber auch noch nicht so oft praktiziert. Mit Geld von Land und Bund großzügig gefördert (Gesamtkosten: 170 000 Euro), hat die Stadt Leverkusen sechs stabile farbige Sitzkombinationen angeschafft und gemeinsam mit Baumkübeln nacheinander in zwei Kombinationen auf dem Platz verteilt.

Lena Lammerz ist mehrere Tage in der Woche mit einem Fragebogen auf dem Platz unterwegs, um die Ansichten der Besucher dazu einzusammeln und festzuhalten, parallel dazu findet eine Umfrage im Internet statt.

Silke de Roode (l.), Stefan Karl und Luise Küpper wollen aus den Bürgerwünschen die Neugestaltung des Marktplatzes entwickeln.

Silke de Roode (l.), Stefan Karl und Luise Küpper wollen aus den Bürgerwünschen die Neugestaltung des Marktplatzes entwickeln.

Nach acht Wochen sollen die Ergebnisse ausgewertet werden. Bisher sind bereits über 300 Meinungen notiert worden. Stadtteilmanagerin Silke de Roode sowie Stefan Karl und Luise Küpper vom Fachbereich Stadtplanung sind gespannt auf die dann gewonnenen Erkenntnisse. Erst einmal ist das Trio froh über die zumeist positive Beteiligung.

Zumindest ist bisher nichts mutwillig beschädigt oder beschmiert worden, ist Stefan Karl positiv erstaunt. Aber der Job-Service Leverkusen hat auch ein Auge auf die Ausstellung und räumt regelmäßig auf.

Bürger können mitentscheiden

Für den Bürgerfonds Wiesdorf hat sich jetzt ein Beirat gegründet, in dem sechs Bürgerinnen und Bürger von sozialen und kulturellen Organisationen gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung über die Vergabe von Fördermitteln entscheiden. Aktionen zur Aktivierung der Bürgerschaft, zur Stärkung der Stadtteilkultur, Quartiersrundgänge oder Image-Kampagnen werden bis zu einer Gesamtsumme von 5000 Euro vollständig gefördert. Anträge können an Ulrike Liebe oder Svenja Stettes im Quartierstreff Wiesdorf gestellt werden, ☎ 0214/ 31190120.

Für den Cityfonds, der sich parallel dazu an Wirtschaftstreibende in der City wendet, werden noch Beiratsmitglieder gesucht. Hier geht es vor allem um bauliche Maßnahmen und Aktionen, die Handel und Entwicklung im Stadtteil stärken sollen. Interessierte können sich melden bei Silke de Roode (☎ 0174-6815412) oder Stefanie Zanger (☎ 0152-22670229) im Stadtteilladen an der Breidenbachstraße. (ger)

Erste Tendenzen an Bürgeranregungen zeichnen sich ab. Wünsche nach einer Kinderrutsche oder nach einem Wasserspiel wie vor der Rathaus-Galerie hat sich Silke de Roode gemerkt, vor allem aber immer wieder der Wunsch nach mehr Grün an dieser Stelle.

Längst ist festzustellen, dass die Sitzangebote gut angenommen werden, die Besucher länger auf dem Platz verweilen – was mit technischer Hilfe der EVL auch digital gemessen wird und was von den Planern als Nebeneffekt einer sozialen Kontrolle wertgeschätzt wird. Auch den Schatten der dort verteilten Stadtbäume wissen die Besucher jetzt im Sommer sehr zu schätzen, ergibt de Umfrage.

Bei alledem ist das Angebot zusätzlicher Fahrradstellplätze eher weniger genutzt worden, das Leihangebot für Wupsi-Räder und Lastenräder hingegen gut. „Ein Riesenvorteil des Reallabors ist, dass wir die Meinung der tatsächlichen Nutzer besser erfassen“, sagt Luise Küpper. „Eben auch die Meinung von Kindern, jungen Leuten, von Menschen, die eine Bürgerversammlung wahrscheinlich nicht besuchen würden.“

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Die Meinung möglichst vieler ist also gefragt, noch bis 8. Juli, dann soll diese andere Umfrage abgeschlossen und ausgewertet werden.

Im Herbst können die Ergebnisse dann in den städtischen Gremien diskutiert werden. Bis die daraus resultierende Planung aber entwickelt und verwirklicht ist, wird wieder etwas Geduld gefragt sein. Das könne noch gut drei bis fünf Jahre dauern, räumt Stefan Karl ein. Und dann müsse alles ja auch noch bezahlbar sein.

Weitere Informationen zu diesem und weiteren Wiesdorfer Projekten sowie Möglichkeiten zur Meinungsäußerung dazu gibt es im Internet.

www.impulse-city-leverkusen.de

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