Verwirrung am GerichtRandalierte Malik S. in Leverkusener City – oder sein Bruder?

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Symbol Randalierer LEV (1)

In der Leverkusener Innenstadt soll Malik S. am 16.6.2021 mehrere Menschen bedroht, beleidigt und verletzt haben (Symbolbild).

Leverkusen – Gleich für eine ganze Reihe Straftaten musste sich Malik S. (alle Namen geändert) am Montag vor dem Amtsgericht in Leverkusen verantworten. Am 16. Juni 2021 soll er in der Wiesdorfer Innenstadt mehrere Personen beleidigt, bedroht, bespuckt und geschlagen haben. Doch der 21-Jährige sagte, nachdem die Staatsanwältin das lange Anklageprotokoll verlesen hatte: „Ich war das nicht. Jemand anderes benutzt meinen Namen.“

Gleich acht Zeugen waren geladen, um die Geschehnisse im Juni zu rekonstruieren. Gegen 15 Uhr tauchten laut Zeugenaussagen zwei Männer im Café Extrablatt in Wiesdorf auf. Eine Kellnerin beobachtete, wie einer der Männer andere Gäste anpöbelte und verweigerte es deswegen, die Männer zu bedienen. Einer der Männer, angeblich Malik S., beschimpfte, bespuckte und bedrohte daraufhin die Kellnerin und zwei ihrer Kollegen. Bevor die Polizei eintraf, waren die Männer allerdings schon verschwunden.

Zeugen können Malik S. nicht als Täter identifizieren

Weiter ging es laut den Zeugenberichten in einer Wiesdorfer Rewe-Filiale. Dort versuchte der Täter, nun allein unterwegs, sich ohne Maske Eintritt in den Laden zu verschaffen. Als eine Kassiererin ihn darauf hinwies, dass er ohne Maske nicht willkommen sei, pöbelte der Täter sie und eine zur Hilfe eilende Security-Kraft an. Einem weiteren Mitarbeiter, der seine Kollegen schützen wollte, schlug der Täter ins Gesicht. Auch aus dem Rewe-Markt konnte er vor dem Eintreffen der Polizei flüchten.

Schließlich soll der Täter eine Frau vor den „Luminaden“ beleidigt und bedroht haben. Mehrere andere Frauen kamen laut den Zeugen zur Hilfe und verscheuchten ihn. Später wurde er dann von der Polizei festgesetzt und angeklagt.

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Doch keiner der geladenen Zeugen konnte Malik S. als den Täter identifizieren, die meisten von ihnen schlossen gar aus, dass es sich dabei um Malik S. handelte. Weder die Statur noch Augenfarbe oder Frisur würden zum Täter passen. Aylin G., die vom Täter auf dem Weg zu ihrer Arbeit in der Fußgängerzone bedroht wurde, brachte weiteres Beweismaterial zur Verhandlung mit. Zwei bis drei Wochen nach dem Vorfall erkannte sie den Täter aus dem Fenster ihres Arbeitsplatzes schauend wieder und machte ein Video von ihm.

Der Angeklagte erkennt auf dem Video seinen Bruder

Die Richterin ließ das Video abspielen, auch Malik S. durfte es sehen und erkannte dort seinen Bruder wieder. Dieser, so Malik S. sei für die Taten verantwortlich. Er führte aus, dass es sich um Sedat S. handelt. Dieser sei schon mehrfach vorbestraft und mittlerweile auf der Flucht vor einem Haftbefehl in der Türkei untergetaucht. Permanent nutze er seinen oder den Namen eines anderen Bruders, um den Anklagen zu entkommen.

Doch die Richterin zeigte sich nicht vollends überzeugt von der Geschichte des Angeklagten. Am 18.2. soll nun weiterverhandelt werden. Dann werden die Polizisten verhört, die den Täter am 16.6. festgenommen haben. Auch sie sollen bezeugen, ob es sich dabei um Malik S. handelte, oder ob dessen Bruder Sedat S. tatsächlich falsche Angaben bei der Verhaftung machte. Damit soll endgültig Klarheit in der Verwirrung um den Randalierer in der Leverkusener Innenstadt geschaffen werden.

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