„Toxische Beziehung“Leverkusener wegen Drogenhandels zu einem Jahr Haft verurteilt

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Amtsgericht Lev

Das Amtsgericht in Leverkusen-Opladen.

Köln – Als „toxische Beziehung“ bezeichnete der Staatsanwalt am Amtsgericht die Partnerschaft zwischen Lars V. und Manuela  E. (alle Namen geändert). Toxisch war die Beziehung nicht nur im übertragenen Sinne. Von Alkohol über Cannabis bis hin zu Amphetaminen – ihre Partnerschaft war geprägt von Drogenkonsum und der damit einhergehenden Beschaffungskriminalität. Doch nicht primär wegen Drogen, sondern wegen gefährlicher Körperverletzung stand am Freitag Lars V. vor Gericht in Opladen.

Am 28. September 2020 soll er Manuela E. nach einem Streit die Treppe eines Wohnhauses heruntergeschubst und im Anschluss auf sie eingetreten haben. Nach der Verhaftung wurden in der Wohnung des gemeinsamen Freundes H., wo die beiden zum Zeitpunkt der Tat untergetaucht waren, über 20 Gramm Amphetamine und Haschisch gefunden.

Lars V. gesteht Drogenhandel

Lars V. gestand den Besitz und den Handel mit den Drogen gleich zu Beginn der Verhandlung. Seitdem er elf Jahre alt ist, rutschte er immer weiter in den Strudel von Drogen, Gewalt und Kriminalität. Mehrfach flog er von der Schule, einen Abschluss habe er nicht, berichtet V.

Über Diebstahl, Drogenhandel bis hin zu Bedrohung und Körperverletzung reicht sein Strafregister. Wegen eines Haftbefehls in einer anderen Sache tauchte er gemeinsam mit Manuela E. 2020 schließlich in der Wohnung des Freundes H. unter. Mit seinem letzten Geld kaufte er die Drogen. Die Hälfte wollte er verkaufen, die andere Hälfte war für den eigenen Konsum gedacht. Doch Lars V. bestreitet die Vorwürfe der Körperverletzung. Nach einem Streit, so V., sei Manuela E. im Drogenrausch ohne sein Einwirken die Treppe hinuntergefallen.

Widersprüchliche Aussagen zum Tathergang

Die Frau tauchte vor Gericht zunächst nicht auf. Erst als die Polizei die 26-Jährige aus ihrer Wohnung abholte, sagte sie aus. Als „katastrophal und zerstörerisch“ bezeichnete die 26-Jährige die Beziehung. Ausgangspunkt der Eskalation waren „wie immer Drogen“, sagte sie. Gemeinsam mit Lars V. konsumierte sie bis zu 5 Gramm Amphetamine und Cannabis täglich.

Doch Manuela E. verstrickte sich in Widersprüche: gegenüber der Polizei hatte sie am Tatabend angegeben, von Lars V. mit einem Messer im Gesicht verletzt worden zu sein. Vor Gericht war von einem Messer zunächst keine Rede mehr. Erst als der Richter sie auf den Widerspruch aufmerksam machte, sagte sie, dass V. sie am 28. September mit einem Messer bedroht habe. Ihre dabei beschädigte Jacke war zunächst schwarz, dann rot. Auch mit ihren Aussagen dazu, was nach der Tat geschah, widersprach sie den Angaben einer Nachbarin, die am mutmaßlichen Tattag die Polizei gerufen hatte.

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All diese Widersprüche führten dazu, dass das Gericht die Schuld von Lars V. in Bezug auf die Körperverletzung nicht zweifelsfrei feststellen konnte. Auch wenn es wahrscheinlich sei, dass Gewalt in der Beziehung eine große Rolle spielte, hieß es.

Ein Jahr Gefängnis wegen Drogenhandels lautete schließlich das Urteil. Strafmildernd müsse angerechnet werden, so der Richter, dass es sich beim Drogenhandel um den verzweifelten Versuch handelte „sich irgendwie über Wasser zu halten“. Allerdings komme mit Blick auf das Vorstrafenregister des Angeklagten keine Bewährung mehr in Frage. 

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