Leverkusener bei Pro7-ShowPatrick Rust war bei bei „Voice of Germany“ dabei

Countrymusiker Patrick Rust lebt seit vielen Jahren in seiner Wahlheimat Wiesdorf.
Copyright: Ralf Krieger
- Patrick Rust aus Leverkusen schaffte es 2019 bis in die Blind Auditions bei „The Voice Of Germany“
- Popstar Alice Merton war während seiner Zeit bei der populären TV-Casting-Show sein Gesangscoach.
- Im Interview spricht Patrick Rust über seinen musikalischen Werdegang, die Erfahrungen bei „The Voice“ und die Arbeit an seinem ersten Album.
Leverkusen – Patrick, wie ging das mit der Musik bei Dir los?
Das hat extrem früh angefangen: Ich habe mit drei Jahren bereits auf Opas Eimern im Garten Schlagzeug gespielt. Meine Drumsticks waren damals Stifte. Ein paar Jahre später habe ich dann gemerkt, dass die Mädchen es toll finden, wenn man Gitarre spielen kann und habe das Instrument gewechselt. Ich nahm Musikunterricht – was aber nicht funktionierte, denn: Mein Lehrer hat es nicht geschafft, mir Noten beizubringen. Ich habe mir lieber Musik von der Kelly Family angehört und dabei gelernt, rein nach Gehör zu spielen. Mit neun war ich dann in meiner ersten Schülerband. Mit 16 setzte meine rebellische Phase ein – und ich spielte Rhythmusgitarre in einer Thrash-Metal-Band.
Und heutzutage Countrymusik. Wie kommt denn solch ein Wandel zustande?
Ich fasste irgendwann den Plan, mit Musik auch einmal Geld zu verdienen. Das war so vor zehn Jahren. Und Rock und Pop hat zu dieser Zeit eben jeder gemacht. Da musste ich mir etwas anderes suchen. Meine Mutter hatte damals Line-Dance gemacht, insofern kannte ich mich mit Countrymusik schon ein wenig aus, denn genau das ist ja die Musik, zu der man in diesem Falle tanzt. Sie nahm mich mit zu einem Country-Festival. Und dort lernte ich die Sängerin Jill Fisher kennen. Sie holte mich für einen Song mit auf die Bühne. Wir spielten im Duett „Jackson“ von Johnny Cash und June Carter. Und das war der Anfang. Ich trat daraufhin regelmäßig als Paddy Rooster auf. 2013 gründete ich zudem meine eigene Band, The Wild Roosters. Und die hielt sich denn auch lange.
Zur Person
Patrick Rust (28) ist gebürtiger Dürener, lebt aber schon seit Jahren in Leverkusen. Als Paddy Rooster trat er bereits mehrfach unter anderem im Irish Pub „Notenschlüssel“ in Wiesdorf auf. Mit seiner ehemaligen Band The Wild Roosters war er über Leverkusen hinaus bekannt.
Bei der Castingshow „The Voice Of Germany“ schaffte er es im vergangenen Jahr in die so genannten Blind Auditions. Bei denen sitzen die Star-Coaches (2019 waren das Alice Merton, Rea Garvey, Mark Forster und Sido) in Stühlen mit dem Rücken zu den ihnen vorsingenden Bewerbern und drehen sich nur dann um, wenn ihnen das, was sie hören, gefällt. Unter jenen Jurymitgliedern, die sich zum Umdrehen entschieden haben, können die Interpreten sich dann schließlich ihren Gesangstrainer aussuchen, der sie auf die weiteren Shows vorbereitet. In denen treten die Teilnehmer dann jeweils im Duett gegeneinander an – bis hin zum Finale, das Patrick Rust allerdings verpasste.
Patrick Rust hat noch keine eigene Homepage, ist aber über die einschlägigen sozialen Netzwerke zu finden. (frw)
Genauer gesagt: bis 2018. Bis Du in der Castingshow „The Voice Of Germany“ landetest. Wie kam das?
Ich hatte bis dahin fast zehn Jahre lang semiprofessionell Musik gemacht, hatte aber nicht das Gefühl, dass sich da etwas bewegt. Also entschied ich mich dafür, bei „The Voice“ mitzumachen. Ich war ein paar Jahre zuvor schonmal dabei gewesen, aber gar nicht bis zu den Blind Auditions im TV gekommen. Ich wollte es noch mal versuchen. Ich saß abends mit dem Handy in der Hand auf dem Sofa und schaute einfach nach, wann, wo und wie ich mich bewerben musste – und tat es.
Mit Casting-Shows ist das ja so eine Sache…
Ja. Ich weiß auch um die Vorurteile gegenüber Casting-Shows. Aber bei „The Voice“ ist das etwas anderes: Es ist die seriöseste Show, bei der große Künstler in der Jury sitzen und wirklich die besten Musiker ermitteln.
Dieses Mal kamst Du in die Fernsehshow...
Ja. Die erste Bewerbungsrunde war in Köln. Danach musste ich eine ganze Weile warten, weil 25 000 Bewerber mitmachten. Aus denen wurden diejenigen ausgewählt, die dann zu einem Vorausscheid nach Berlin reisen durften. Bis dahin hatte ich es beim ersten Mal übrigens auch schonmal geschafft. Damals war dann allerdings Schluss. Dieses Mal…
Klingelte das Handy?
Genau. Das Handy, das ich normalerweise immer dabeihabe. Aber ausgerechnet an diesem Tag nicht. Ich war bei der Bandprobe gewesen und hatte es daheim vergessen. Als ich dann zurückkam, sah ich, dass da zig Anrufe aus Berlin eingegangen waren. Ich rief sofort zurück – und erfuhr, dass ich in den Blind Auditions bin. Ich bin ausgeflippt.
Wie darf man sich das vorstellen, dieses Ausflippen?
(Lacht) Ich bin wie ein Irrer durch meine kleine Wohnung in Wiesdorf gesprungen und habe sogar ein bisschen geweint. Ich habe mich in diesem Moment gefühlt wie ein 14-jähriges Mädchen.
Bei den Blind Auditions hast Du dann Alice Merton dazu gebracht, sich für Dich umzudrehen und Dein Coach zu werden. Wie war er, dieser Moment?
Nun: Ich hätte mir ehrlicherweise gewünscht, dass sich Rea Garvey umdreht. Weil er mir musikalisch am nächsten ist. Sie war mir bis auf ihren Song „No Roots“ gar kein Begriff. Nach der Show saßen wir beide denn auch zusammen und sie sagte mir: „Wir müssen uns jetzt noch mal Gedanken machen, wie wir das angehen. Ich kenne Dich ja noch nicht.“ Worauf ich ihr antwortete: „Alice, keine Sorge! Ich kenne Dich auch nicht.“ (lacht) Wir waren also sofort auf einer Wellenlänge.
Hast Du Rea Garvey einmal gefragt, warum er Dich nicht in seinem Team haben wollte?
Ja. Er hatte bereits einen Teilnehmer, Andrew Tallace, mit ähnlichem Stil in seiner Gruppe und hätte später einen von uns rauswerfen müssen. Dafür, das sagte er mir, seien wir beide aber zu gut. Das wollte er wohl nicht. Er gab mir aber immer wieder Tipps. Zum Beispiel, dass ich an meiner Atemtechnik beim Singen arbeiten solle.
Hast Du dankend angenommen?
Absolut! Meine Stimme hat sich dadurch, dass ich seine Ratschläge beherzigte und ich seitdem entsprechend an ihr arbeite, unfassbar verändert. Früher musste ich beispielsweise bei den hohen Tönen immer extrem pressen. Das muss ich mittlerweile nicht mehr.
Was ist nach „The Voice“ aus Deiner Band geworden?
Das hat sich leider erst einmal erledigt.
Weil Deine Mitmusiker den plötzlich bekannten „The Voice“-Star nicht mehr haben wollten?
Nein. Gar nicht. Klar: Am Anfang hatten sie Angst, dass ich ihnen wegrenne. Aber das war nicht so. Ich habe das mit dem Casting nämlich auch für meine Band getan! Und das wussten die anderen. Nein. Es war einfach so, dass ich zurückkam und ihnen sagte: „Passt auf, ich habe jetzt ein Dreivierteljahr mit Berufsmusikern zusammengearbeitet. Mein Anspruch ist einfach ein anderer geworden. Ich will die Band nicht auflösen. Aber wir müssen alle echt klotzen und uns auf den Hintern setzen, um ein neues Level zu erreichen.“ Und als ich merkte, dass das nicht funktioniert, habe ich entschieden: „Dann bin ich leider raus.“
Also bis Du nun solo unterwegs. Wie sehen Deine Musikpläne für die nahe Zukunft denn aus?
Ich bekam irgendwann einen Anruf von Produzent Richard Kelsey, der mich gesehen hatte und ein Album mit mir machen wollte. Und von Gray Records aus Berlin. Die haben mir vorgeschlagen, dass ich doch bei ihnen im Studio genau dieses Album aufnehmen könne. Revolverheld, Max Giesinger und Rea Garvey haben dort auch schon ihre Platten eingespielt. Und Rea meinte zu mir: „Mach’ das sofort! Das ist die beste Entscheidung, die Du treffen kannst!“ Weil die Studiozeit extrem teuer ist, startete ich eine Crowdfunding-Kampagne, mit der ich knapp 3000 Euro einnahm. Und kürzlich habe ich dann tatsächlich die ersten Demos aufgenommen. Das Ganze wird unter dem Namen Patrick Rust laufen – weil mich darunter jeder kennt und „Paddy Rooster“, mein ursprünglicher Bühnenname, nicht auf meinem Personalausweis steht und ich auch als Patrick bei „The Voice“ auftreten musste. Im Februar soll die erste Single kommen, im Frühling oder Sommer das Album.
Wie hast Du Alice Merton dazu gekriegt, dass Sie Dich neulich im Neulandpark einen Song singen ließ. War das der Coach-Bonus?
Wir stehen in gutem Kontakt. Mit ihr schreibe ich so, wie ich mit guten Freunden schreibe. Und das hatte ich auch am Morgen ihres Konzertes getan. Sie schuldete mir aus der Zeit bei „The Voice“ noch einen Kaffee. Also sagte ich ihr: „Hey, Alice, Du bist ja heute Abend in meiner Stadt und schuldest mir noch diesen Kaffee.“ Sie antwortete sofort: Ich solle doch einfach vorbeikommen. Und wenn ich wolle, könnte ich auch gleich einen Song spielen.