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Leverkusener JazztageMeute machen mächtig Krawall und Remmidemmi im Forum

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Krawall und Remmidemmi: Meute bei den Jazztagen.

Leverkusen – Es ist Sonntagabend, 21 Uhr, im Forum. Die Leverkusener Jazztage sind in vollem Gange. Und doch muss ganz kurz einmal weit abseits der Jazzmusik ausgeholt werden. Es gibt da nämlich eine herrlich verschrobene Liedzeile der Hamburger Hip-Hop- und Electropunk-Band Deichkind, die – lyrisch nicht ganz hochtrabend – diesen Abend im Terrassensaal des Forums ganz gut umfasst. Sie lautet: „Yippie, Yippie, Yeah, Yippie, Yeah, Krawall und Remmidemmi.“ Und das passt nun tatsächlich wie die Faust aufs Auge auf dieses Konzert, bei dem einen Abend lang alles – wirklich alles – ganz anders ist als sonst bei diesem Festival.

Sowas gab es noch nie

Klar: Die Jazztage haben schon Jan Delay (Rap), Vincent Weiss (Neo-Schlager-Pop), Querbeat (Brasspop) oder Panzerballett (Metal- und Punkjazz) erlebt. Aber sowas wie das hier gab es noch nie. Schon die Zusammensetzung des Publikums – viele junge Menschen, viele nach einem Faible für alternative Musik aussehende Menschen – spricht Bände und nimmt optisch vorweg, was später passieren wird.

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Großer Name, aber letztlich doch eine ganz andere Musik-Baustelle: DJane Adele heizte das Publikum vor Meute an.

Auch die Tatsache, dass mit Adele mitnichten die englische Sängerin von Weltruf das Publikum begrüßt, sondern eine DJane, die den Menschen vor der späteren Hauptshow einheizt, indem sie Electro- und Technoklänge von Turntables herunter durch die dicken Boxen in den Saal jagt, wo einem die Bässe durch Mark und Bein dröhnen, ist vielsagend und, nun ja, jazztageuntypisch. 

Die Jazztagewelt dreht sich um 180 Grad

Aber als dann schließlich die Protagonisten des vierten Festival-Abends die Bühne betreten, dreht sich die Jazztage-Welt endgültig einmal um 180 Grad. Meute sind da. Zehn Typen in roten Uniformen und mit Blasinstrumenten und tragbarem Schlagzeug-Gedöns um den Hals. Und sie gebärden sich genau so: wie eine Meute. Sie stiften Unfrieden. Sie rühren auf. Sie machen: Krawall und Remmidemmi.

Ihr Sound ist einmalig in der hiesigen Musiklandschaft: Ein kruder, rasanter, wilder Mix aus Brass-Sound, Bigband-Hitzigkeit, Rhythmus-Wahnsinn und Technogeballer, der gefühlt nicht einen Menschen im Saal auch nur eine Sekunde lang stillstehen lässt. Und ein Mix, der vor allem durchgehend rauscht und brüllt und rast, denn es gibt quasi keine Pause. Keine Ansage. Ja, es gibt noch nicht mal Texte. Meute sind rein instrumentale Partymonster. 

Hoch musikalische, nicht falsche Gäste

Indes: Den Fehler, sie als Dilettanten abzukanzeln, als falsche Gäste auf diesem Festival, sollte man nicht begehen. Denn: Das hier ist alles hochmusikalisch. Das hier ist alles absolut und vollkommen der puren Wirkung der Töne verschrieben. Das hier ist Musik, die auch ganz ohne Trip wie Trip daherkommt und die Leute im Saal augenscheinlich mit Rhythmus und verrückten wie wohldurchdachten Melodien in Beschlag nimmt und bis zum Ende nicht mehr loslässt. Meute sind live eine Macht.

Und wer live eine Macht ist und sich mit Trompeten, Posaunen, Tubas und Trommeln auskennt, der ist bei den Jazztagen genau richtig.