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JazztageFußgängerzonenbesetzung im Leverkusener Wohnzimmer

Lesezeit 2 Minuten
Trompeter Till Brönner und Bassist Dieter Ilg  auf der Bühne im Erholungshaus.

Fußgängerzonenbesetzung: Trompeter Till Brönner und Bassist Dieter Ilg spielten das abschließende Konzert der 43. Leverkusener Jazztage im Erholungshaus.

Die 43. Leverkusener Jazztage enden mit einem Konzert des Duos Till Brönner und Dieter Ilg in Wohnzimmer- respektive: Fußgängerzonen-Atmosphäre.

Ein stiller Anschlag leitet dieses abschließende Konzert der 43. Leverkusener Jazztage ein. Dieter Ilg zupft seinen Kontrabass maximal sanft, während hinter ihm die Rückwand des Bühnenraums zunächst rubinrot, später dann violett angestrahlt wird. Kurzum: Es herrscht eine Atmosphäre, wie man sie daheim im eigenen Wohnzimmer zu dieser Jahreszeit gerne genießen würde, vielleicht mit einem guten Glas Wein in der Hand.

Und auf jeden Fall mit der Musik von Ilg und seinem Trompeterfreund Till Brönner: unaufgeregt, zumeist den leisen Tönen zugetan, nur hier und da ein paar lärmende und mit viel heraushörbarer Augenzwinkerei versehen, wenn Brönner sein Instrument kurz einmal aufkrächzen und fiepen lässt und Ilg kurzzeitig hektischer das Griffbrett entlangzupft.      

Trompeter Till Brönner spielt.

Trompeter Till Brönner widmete sich gemeinsam mit Ilg Standards und eigenen Arrangements von Beatles und Leonard Cohen.

Viele Münzen im imaginären Kasten

Brönner selbst spricht indes nicht vom Wohnzimmer, in dem er gerade musiziert. Er nennt diese Zweierformation eine „Fußgängerzonenbesetzung“. Womit er ja durchaus recht hat: Das hier würde zweifelsohne auch unter freiem Himmel vor vorübergehenden und dann garantiert stehenbleibenden und lauschenden und die eine oder andere Münze in den Trompetenkasten werfenden Menschen funktionieren.

Und am Ende wäre der Kasten garantiert ziemlich voll mit Geld. Denn Till Brönner und Dieter Ilg schaffen es, zwei Stunden lang die Spannung im Spiel aufrecht zuhalten – was in so einer, eher der Zurückgenommenheit verpflichteten Konstellation nicht selbstverständlich und mehr Kür denn Pflicht ist.

Dieter Ilg spielt den Bass auf der Bühne im Erholungshaus.

Bassist Dieter Ilg zupfte sanft und leise ins Konzert hinein.

Leonard Cohen und die Beatles

Sie spielen Standards. Und sie spielen eigene Interpretationen etwa des großen amerikanischen Songpoeten Leonard Cohen („A thousand kisses deep“) oder von den Beatles, bei denen sie sich „Eleanor Rigby“ entleihen. Was ein gutes Beispiel ist für die Exzellenz, mit der diese beiden Musiker zu Werke gehen: Ihre jazzige Version klingt zwar nach wie vor verhalten, aber kommt ohne die Schwermut und tiefe Melancholie des Originals aus.

Natürlich: Eigentlich sind genau diese beiden Elemente essenziell für den Song der Fab Four. Aber umso interessanter und spannender ist es, bei Till Brönner und Dieter Ilg das Unmögliche plötzlich zu hören – und es rundum gelungen zu finden. Anders gesagt: Wer es schafft, die Beatles derart zu foppen und gleichzeitig in hörbar tiefer Bewunderung zu ehren, der beschließt zu Recht ein erfolgreiches Festival wie dieses.