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Leverkusener MordprozessStiche ins Herz der schwangeren Frau in Rheindorf waren tödlich

Lesezeit 3 Minuten
Schwester (links) und Mutter hatten zum Prozessauftakt ein Foto des Mordopfers mitgebracht.

Schwester (links) und Mutter hatten zum Prozessauftakt ein Foto des Opfers mitgebracht. Vor nicht einmal sechs Monaten wurde die schwangere Jacqueline E. von ihrem Freund auf offener Straße erstochen.

Das Opfer hatte keinerlei Chance, zu überleben. Da legt sich die Rechtsmedizinerin fest.

Vier Minuten. Länger dürfte Jacqueline E. die Attacke ihres Freundes nach Ansicht von Sibylle Banaschak nicht überlebt haben, am letzten Oktoberfreitag vorigen Jahres. Zehn Messerstiche hat die Professorin vom Institut für Rechtsmedizin an der Uniklinik Köln näher untersucht. Es seien nur die tieferen Wunden gewesen, referierte Banaschak am Montagnachmittag in Saal 7 des Kölner Landgerichts. Dort arbeitet die 21. Große Strafkammer das grausige Geschehen vom 27. Oktober 2023 in Rheindorf-Nord auf. Dem Angeklagten Ali L. (Name geändert) wird Mord und Schwangerschaftsabbruch zur Last gelegt.

Zwei Stiche mit einem gewöhnlichen Küchenmesser seien ins Herz gegangen. Solche Verletzungen überlebe man gewöhnlich nur die erwähnten vier Minuten. Das deckt sich mit der Beobachtung des zweiten Notarztes, der am 27. Oktober mit dem Hubschrauber nach Rheindorf-Nord gekommen war. Im Grunde habe er nichts ausrichten können, sagte er ebenfalls am Montag. Die 35 Jahre alte Jacqueline E. sei insgesamt rund eine Viertelstunde reanimiert worden. Allerdings habe die Frau schon bei seinem Eintreffen auf dem Wendeplatz der Ilmstraße keinen Puls mehr gehabt und nicht mehr geatmet. Der Kollege von der Leverkusener Berufsfeuerwehr hätte sich schon vergeblich bemüht, so der Kölner Arzt.

Lauter Stiche mit großer Wucht

Nicht nur die Stiche in die Brust seien mit großer Wucht geführt worden, hatte die Obduktion ergeben. Banaschak erwähnte einen großen, glatten Durchstich am Oberarm der Frau, die an jenem Freitag mit dem Plan nach Rheindorf gekommen war, die Mutter ihres Partners endlich darüber zu informieren, dass es sie gibt. Und dass sie noch dazu von dem Mann türkischer Herkunft schwanger ist.

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Erklärungsbedürftig fand die Rechtsmedizinerin auch eine tiefe Wunde an der Hand. Das sei sicherlich eine Abwehr-Verletzung: Niemand, der nicht in Todesangst sei, würde mit der bloßen Hand ein Messer abwehren.

Angriffs-Verletzungen gab es nach Auffassung der Professorin auch. Die mit ein paar Stichen im Krankenhaus genähten Wunden an den Fingern der linken Hand erklärt sie sich so: Ali L. habe seine Freundin mit Links festgehalten, während er mit Rechts zustach. Dabei habe er sich die kleinen Schnittwunden selbst zugefügt. Die seien aber harmlos, betonte Banaschak. „So etwas heilt folgenlos ab.“

Abgebrochene Fingernägel interessierten die Polizei nicht

Bevor die Rechtsmedizinerin vom Vorsitzenden Richter Alexander Fühling in den Zeugenstand gerufen wurde, hatte Hildegard E. den Saal verlassen. Die Mutter des Opfers befürchtete, erneut die Fotos von der übel zugerichteten Leiche ihrer Tochter und des Fötus sehen zu müssen. Das hatte vor einigen Tagen nicht nur sie, sondern auch die Schwester und einen früheren Partner aus der Fassung gebracht.

Gezeigt wurden aber nur noch die Hände von Jacqueline E. – für die Beweisaufnahme: Ein früherer Lebensgefährte hatte auf dem Wendeplatz abgebrochene künstliche Nägel des Opfers gefunden. Die Spurensicherung der Polizei hatte sie übersehen. Als der Ex-Freund die Nägel der Kripo anbot, wollte sie die nicht haben. Für die Ermittlungen seien die unerheblich, sei ihm gesagt worden, so der Mann, der sechseinhalb Jahre mit Jacqueline E. zusammen war. Er könne die Nägel als Souvenir behalten.

Die Richter sehen das völlig anders. Nach der Vernehmung des Ex wurden die Gel-Nägel zu den Asservaten genommen. Und in einer ersten Begutachtung kam Sibylle Banaschak zu dem Ergebnis, dass sie zu den abgebrochenen Nägeln des Opfers passen. Detailarbeit, die von der Mordkommission nicht geleistet worden war.