Serienstart50 Jahre Forum – Wie der kulturelle Mittelpunkt Leverkusens entstand

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Seit 50 Jahren steht das Forum als ein Kernstück des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens im Zentrum der jungen Stadt Leverkusen.

Seit 50 Jahren steht das Forum als ein Kernstück des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens im Zentrum der jungen Stadt Leverkusen.

  • Das Forum wird 50 Jahre alt.
  • In einer Serie beleuchten wir die Entstehungsgeschichte des unter Denkmalschutz stehenden Baus.

Leverkusen – Eine Zahl genügt, um die Dimensionen dieses Projektes zu veranschaulichen – und sie hat nichts mit Geld zu tun, sondern mit Tagen: 4360. So viele vergingen von der ersten Idee bis zur Eröffnung des Forums, das 2019 seit 50 Jahre Am Büchelter Hof in Wiesdorf steht.

Gefeiert wird das demnächst ein ganzes Wochenende lang: Von Freitag bis Sonntag, 13. bis 15. September. Vor Ort natürlich. Mit vielen der Kultur verpflichteten Gästen. Und bis es so weit ist, wollen wir in der kommenden Wochen im Rahmen einer kleinen Serie noch einmal auf die Geschichte dieses Hauses zurückblicken – und mitunter Menschen erzählen lassen, die mit dem Forum auf irgendeine Weise verbunden sind.

Die Geschichte des Forums begann – das zeigt ein Blick in die „Blätter zur Stadtgeschichte“ Leverkusens im hiesigen Stadtarchiv – am 15. Oktober 1957: Der Stadtrat tagte und befasste sich erstmalig mit der möglichen Errichtung eines solchen kulturellen Zentrums. Die Ratsmitglieder beauftragten die Verwaltung am Ende dieses Sitzungstages damit, ein entsprechendes Raumprogramm zu entwickeln. Vorgelegt wurde das ein gutes Jahr später, am 11. November 1958.

Es folgten Monate der internen Beratungen und Besichtigungen ähnlicher Objekte in anderen Städten, ehe am 5. Oktober 1959 die SPD-Fraktion im Rat einen Antrag „zum Bau eines geselligen und kulturellen Mittelpunktes für die Stadt Leverkusen“ stellte. Der Vorschlag: Es solle ein Architektenwettbewerb mit einem Raumprogramm ausgeschrieben werden, das folgende Dinge umfasst: einen städtischen Festsaal mit Nebeneinrichtungen. Eine Volkshochschule als „Haus der Begegnung“. Eine Stadtbücherei als „Haus des Buches“. Einen Ausstellungspavillon als „Haus der Ausstellungen“. Und ein „Haus der Jugend“.

Wettbewerb ausgeschrieben

Am 5. Mai 1960 schrieb der Oberstadtdirektor einen „Ideenwettbewerb zur Erlangung von Vorentwürfen für den Neubau von städtischen Saalbauten für kulturelle Zwecke“ aus. Am 12. Oktober 1960 wurde der Entwurf des Diplom-Ingenieurs und Architekten Ulrich S. von Altenstadt ausgewählt. Er setzt sich gegen namhafte Konkurrenz wie den Düsseldorfer Architekten Paul Schneider-Esleben und die aus Kassel stammenden Experten Paul Bode und E. Brundig durch. Am 27. Februar 1961 erhielt von Altenstadt den Auftrag, das Projekt zu planen. Am 16. Februar 1962 unterbreitete er den Entwurf dazu. Der umfasste tatsächlich ein mit diesem Konzept der örtlichen Konzentration von Einrichtungen einzigartiges Kulturzentrum: mit Saalbauten, Restaurant, Museum, Volkshochschule, Jugendmusikschule, Stadtbücherei, Stadtbildstelle und einem Haus der Jugend.

Einen Rückschlag erlitt das Projekt allerdings am 6. März 1962 – ein Rückschlag, der dazu führte, dass von der Idee bis zur Eröffnung des Forums sagenhafte zwölf Jahre vergehen sollten: Neue Verkehrsplanungen in der Innenstadt führten zum vorläufigen Planungsstopp in Sachen Forum. Der Tenor: Von Altenstadt solle einen neuen Plan für das Gebäude erstellen. Plötzlich war von Einsparungen und Variationen am bisherigen Modell die Rede. Und erst am 6. April 1964 fand ein entsprechend überarbeiteter Entwurf die Zustimmung der Ratsmitglieder.

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Am 20. September 1964 schließlich begannen die Bauarbeiten. Richtfest war am 30. November 1967. Am 22. September 1969 wurde das „Forum Leverkusen“ eröffnet – in der abgespeckten und gegenüber dem ursprünglichen Plan um 180 Grad gedrehten Variante ohne Haus der Jugend, Museum und Musikschule. Ein Blick in den damaligen Pressespiegel offenbart dennoch Begeisterung überall: Ein Autor von „Die Welt“ sprach von einem „geistigen Forum für alle“, das sich zudem durch „mustergültige“ und „hochkarätige“ Architektur auszeichne. In der „Westfälischen Rundschau“ war von der „größten Bildungsstelle der Bundesrepublik Deutschland“ die Rede. Es gab Reportagen und Essays. Die Architekturzeitung „Volkshaus“ ordnete das Forum ein als in seiner Gestalt „offenes, interessantes, stimulierendes und gänzlich unprätentiöses“ Bauwerk. Die negativen Stimmen dagegen waren rar: Unter anderem die Autoren der „Bauwelt“ kritisierten die „absurde Lage“ des Forums auf „einer isolierten Verkehrsinsel“ in der Innenstadt. Und auch Ulrich S. von Altenstadt betonte, dass man ob eben dieser Position leider nicht – wie ursprünglich eigentlich angedacht – automatisch beim Besuch der City zum Forum gelange und eventuell ins Haus hineingezogen werde. Sondern dass man es als Besucher schon gezielt ansteuern müsse.

Unter Denkmalschutz

Dennoch stehen bislang diese 50 Jahre, in denen sich das Forum – mittlerweile unter Denkmalschutz stehend und alleine schon durch seine Architektur des Sechsecks einmalig – als Kulturhaus behaupten und international einen Namen machen konnte. Regelmäßig gastieren Tanztheatergruppen aus aller Welt im großen Saal oder finden jedes Jahr im Herbst die renommierten Leverkusener Jazztage im Terrassensaal statt, die internationales Publikum anziehen und weltweit Beachtung finden.

Fazit: Es gilt als ziemlich sicher, dass die Geschichte in einer mittlerweile armen Stadt weitergeschrieben wird.

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