Mit Pudelmütze und WintermantelAlice Merton gibt Open-Air-Konzert im Neulandpark

Pudelmütze und Wintermantel: Alice Merton sang alle Hits ihres Debütalbums „Mint“ plus „White Christmas“.
Copyright: Britta Berg
Leverkusen – Auf der Bühne konnte sich Alice Merton nicht so recht entscheiden: Mal sprach sie englisch, mal deutsch zu ihren Fans. Ansonsten geht Wankelmut ihr eher ab: Die gebürtige Frankfurterin, die in Berlin lebt und ihre Kindheit in Kanada und England verbrachte, ist das perfekte Beispiel dafür, wie man seinen Weg macht als Popstar. Als Popstar für alle. Denn vor allem das stellte sie im Neulandpark vor 1500 Zuschauern beim von „Radio Leverkusen“ veranstalteten Benefizkonzert zugunsten der Aktion „Lichtblicke“ klar: Jeder sollte sie ernst nehmen.
Sie kriegt sie alle
Kinder. Teens. Erwachsene. Menschen, deren Tonträgersammlung drei „Best Of“-CDs umfasst. Und Menschen, die regelmäßig Ausschau halten nach Künstlern abseits der Mainstream-Pfade. Menschen, die Musik nur noch im Stream konsumieren. Und Menschen, die noch wissen, was ein Plattenspieler ist. Musik-Nebenbei-Hörer. Und Musikliebhaber. Kurzum: Die 26-Jährige kriegt sie alle. Und sie kriegte sie auch in Leverkusen. Ohne Gage.
Alice Merton kriegte die kleine Lina Werner (4) aus Dellbrück, die beim Hit „Roots“ auf den Schultern von Papa Stefan saß und wild wippte und das erste Konzert ihres noch jungen Lebens erlebte, wie Mutter Miriam sagte. Alice Merton kriegte Rudy Neumann und Neumanns Tochter Maria (9) und deren Freundin Nele (6), die sich mit Chipstüten auf den Weg zum abendlichen Freiluftkonzert gemacht hatten, weil Maria und Nele derzeit eben absolut auf diese mehrfach ausgezeichnete Künstlerin stehen, wogegen kein Mark Forster dieser Welt etwas ausrichten kann. Alice Merton kriegte: Familien, Pärchen, Cliquen und einsam für sich Lauschende.
5018,18 Euro Spenden
Und sie machte gefühlt jeden glücklich: So sorgte sie mit ihrem Auftritt dafür, dass 5018,18 Euro an Spenden zusammenkamen, die nun bedürftigen Kindern zugute kommen. Sie gab mit der Dauer von 70 Minuten ein vollwertiges Konzert, das nach dem Superhit „Why so serious?“ noch „White Christmas“ als Sahnehäubchen auf der Musiktorte zu bieten hatte. Sie nahm sich hinterher noch Zeit für wartende Fans, um mit ihnen Selfies zu machen und Umarmungen auszutauschen. Und sie verbrachte den ganzen Tag in einer Stadt, die sie nach eigenen Worten noch nie zuvor besucht hatte, was sie nun ändern wolle, und in der sie via Radio – interviewt von Moderatorin Carmen Schmalfeldt, deren Hund Tricky Alice Merton ausgiebig und trotz Hundehaarallergie knuddelte – allerhand aus dem Popstar-Nähkästchen ins Mikro erzählte.
Da konnte draußen der Herbst so dunkel und kalt und hässlich sein, wie er wollte und Alice Merton dazu zwingen, in Wollmütze und langem Mantel aufzutreten – ein bisschen gefühlte Sommersonne zauberte all das trotzdem herbei.