Nach der FlutLeverkusener Erholungshaus wird Ersatzspielstätte der Oper Wuppertal

Noch Impfzentrum, bald wieder Kulturstätte: Die Oper Wuppertal zieht mit der eigenen Produktion ins Erholungshaus.
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Leverkusen – Es ist eine kleine Sensation für Leverkusen – weil nichts daran geplant und es auch nicht abzusehen war, dass diese deutsche Erstaufführung vor Publikum ausgerechnet im Erholungshaus stattfinden würde: Gleich vier Mal – am 23. und 24. Oktober, sowie am 4. und 5. Dezember – wird die Oper „Il canto s’attrista, perché?“ im ehrwürdigen Haus der Bayer-Kultur an der Nobelstraße präsentiert.
Eigentlich waren die Aufführungen des Werkes von Salvatore Sciarrino in der Oper Wuppertal geplant, wo es 2020 bereits einmal ohne Publikum gespeilt worden war. Doch dann kam der 15. Juli. Dann kam das Hochwasser.
Bühne und Technik beschädigt
Es traf das Opernhaus in der Bergischen Stadt hart. „Wir rechnen frühestens Anfang des Jahres wieder damit, hier den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können“, sagt Sara Teckenberg, die Sprecherin des Hauses. Sprich: In vier Monate. Die große Bühne sowie die Technik seien zu arg beschädigt worden durch eindringendes Wasser.
Insgesamt könne es gar mehrer Jahre dauern, ehe ein Betrieb wie vor der Flut wieder möglich sei. „Da wir aber diese vier Aufführungen – zumal nach einem Jahr wie dem vergangenen – nicht absagen wollten, haben wir uns nach Alternativen in der Region umgeschaut und sind dabei auf das Erholungshaus gekommen.“
Wertvolle Produktion
„Il canto s’attrista, perché?“ sei nunmal eine hauseigene Produktion und somit zu wertvoll, um sie zurückzustellen. Und überhaupt: Vielleicht würden nun auch viele Menschen in Leverkusen und Umgebung auf das Stück aufmerksam, die sonst womöglich nicht davon erfahren hätten. Die Oper gilt als „Missing Link“ – als bislang fehlendes Bindeglied – zwischen den Klassikern „Iphigenie“ von Willibald Gluck und „Elektra“ von Richard Strauss.
Sciarrino wiederum ist einer der bedeutendste zeitgenössischen Komponisten Italiens und sorgte in Wuppertal bereits für Furore: Zuletzt bescherte er der Stadt die Uraufführung der Oper „Ti vedo, ti sento, mi perdo“, die als Produktion die Staatsoper Unter den Linden aus Berlin und die Mailänder Scala kooperieren ließ.
Tanztheater Pina Bausch
So widersprüchlich und traurig es klingt, so klar ist doch auch: Die Kulturliebenden aus Leverkusen sind durch diesen Schritt des Wuppertaler Teams vor die eigene Wiesdorfer Haustüre ein weitere Mal Nutznießende der Nöte auswärtiger Kultureinrichtungen: Neben Sciarrinos Werk wird auch „Ectopia“ des Wuppertaler Tanztheaters Pina Bausch in die Stadt kommen und dort im Forum aufgeführt - und zwar am 6., 7., 10. und 11. November (jeweils 19.30 Uhr, Vorverkauf ab dem 17. September an allen bekannten Stellen).
Für die Bayer-Kultur ist „Il canto s’attristra, perché?“ gar die erste große Veranstaltung im Erholungshaus seit weit über einem Jahr, denn: Noch bis zum 30. September ist das Gebäude ja das offizielle Impfzentrum Leverkusens. „Wir haben schon sehr lange ein gutes Verhältnis zu den Wuppertalern – nicht zuletzt, weil es ein Bayer-Standort ist“, sagt Bayer-Kultur-Chef Thomas Helfrich. „Und als die Anfrage kam, ob wir Spielort werden könnten, war das selbstverständlich für uns.“
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Ideale Voraussetzungen
Das Erholungshaus biete die idealen technischen und logistischen Voraussetzungen für die Handelnden, um sich „entspannt“ auf die Aufführungen vorzubereiten. Der Umbau sei bis zur ersten Darbietung kein Problem. „Zudem ist diese Opernreihe auch ein Signal n die Leute in der Stadt: Es tut sich wieder etwas nach der Zeit ohne Kultur.“
Der Vorverkauf für die vier Aufführungen der Sciarrino-Oper im Erholungshaus beginnt am Mittwoch, 15. September, um 10 Uhr an allen bekannten Stellen sowie im Internet. Für die Vorstellungen wird wohl ein Shuttleservice aus Wuppertal angeboten. Weitere Informationen gibt es online.
www.oper-wuppertal.de
www.kultur.bayer.de