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„Onkel Fisch“ in LeverkusenDas Krisenjahr einmal durch den Entsafter gedreht

Lesezeit 3 Minuten
Das Duo Adrian Engels und Markus Riedinger auf der Bühne im Scala.

Das Duo Adrian Engels und Markus Riedinger auf der Bühne im Scala.

Das Kabarettisten-Duo Adrian Engels und Markus Riedinger brachten das Publikum im Scala trotz aller Krisen zum Lachen.

Es ist ein regelrechtes humoristisches Feuerwerk, das das Action-Kabarettisten-Duo Adrian Engels und Markus Riedinger beim WDR 2 „Zugabe Pur“-Jahresrückblick da abfeuert. Kein Wunder, wenn man die vergangen 365 Tage nochmal in den Entsafter wirft und in eine 90-minütige Show steckt.

Von allem ist etwas dabei: Kabarett, Comedy, Stimmimitation, Musik, Gesang, Rap, Tanz, Ukulele – und das im schnellen Wechsel. Ein Tempolimit kennen die beiden Spaßkanonen nicht. „Onkel Fisch“ knöpft sich jeden Monat in Form einer Nachrichtensendung nochmal vor und spottet, lobt und schimpft. Die beiden stehen dabei hinter einer Theke, von der sie behaupten, das sei das Teil, welches im Tagesschaustudio in der Mitte zwischen den beiden Tischen fehlt.

Ein Wunder, dass ihr überhaupt hier seid, um auf dieses verrückt bescheuerte Jahr nochmal zurückzublicken
Adrian Engels, Kabarettist

Und was war das für ein Jahr? „Ein Wunder, dass ihr überhaupt hier seid, um auf dieses verrückt bescheuerte Jahr nochmal zurückzublicken“, dankt Engels den rund 150 Zuschauenden am Mittwochabend im Scala Club. Und Riedinger fügt hinzu: „Ich bin doch gerade mit der einen Krise beschäftigt, da kommt schon die Nächste – und die Übernächste.“

Dominierendes Thema ist natürlich die Invasion in der Ukraine, nahezu jeden Monat schlüpfen die beiden multidisziplinären Kleinkünstler in die Rolle von Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Aber auch zahlreiche andere Themen schaffen es in den Satire-Rückblick: Ob die katholische Kirche, Impfgegner, Zensus, Fußball-WM, Twitter, Hamstereinkäufe oder das Neun-Euro-Ticket, hier bekommen alle großen Themen der letzten Monate ihr Fett weg.

Zwei Kabarettisten auf der Bühne

Duo Adrian Engels und Markus Riedinger

Auch Leverkusen hat es in einer gewissen Weise in den Rückblick geschafft, und zwar mit den Lieferengpässen von Monsanto am Anfang des Jahres. „War das jetzt eigentlich eine schlechte oder eine gute Nachricht?“, fragt Riedinger mit verschmitzter Miene. Dann kam eine CO2-Knappheit und es war zu befürchten, dass es nicht genug Sprudelwasser geben würde. „Sprudel gibt es nur noch vor der dänischen Küste“, so Engels. 

Über die virale Verbreitung von Affenpocken in den Medien, die Energiekrise, NRW Landtagswahl, ESC und Salmonellen in Überraschungseiern geht es dann weiter. Auch musikalisch geht es hoch her: „Dann macht es Puff“ ist ihre Parodie über Atomkraftwerke auf die Melodie des umstrittenen Sommerhits „Layla“. Mit „We are die Windsors“ erinnern die beiden an die wohl längste Beerdigung der Fernsehgeschichte.

Als Hommage an den Skandal um das Tanzvideo der finnischen Premierministerin Sanna Marin demonstrieren die beiden anschaulich, wie das ganze wohl bei Olaf Scholz oder Friedrich Merz ausgesehen hätte. Christian Lindner sei eher der Typ für Standardtanz – auch seine Hochzeit auf Sylt war Thema im Rückblick – während die Grünen-Doppelspitze wohl eher einen Ausdruckstanz hingelegt hätte. Dann hüpfen die beiden als Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine zu „Moskau“ von Dschingis Khan über die Bühne. Sie bedanken sich für den Applaus: „Aber keiner klatscht so laut wie Will Smith bei den Oscars dieses Jahr.“

Nicht zu vergessen sei die ganze Tomatensoße. „Kunstliebhaber kleben sich jetzt an das Fahrrad von Greta Thunberg“, das könnte die nächste große Schlagzeile sein, mutmaßen „Onkel Fisch“. Überfüllte Flughäfen, Fachkräftemangel, RBB-Schlesinger-Skandal, Umweltkatastrophe in der Oder: Diese ganze Negativität könne aber nicht die Conclusio des Jahres sein. Also haben die beiden Moderatoren zum Abschluss des Rückblickes noch eine Hymne an die Krisen geschrieben: „Schlimmer geht es immer … Dazu dann beim Jahresrückblick 2023 mehr.“