„Public Fictions“Diese zwei Künstlerinnen haben sich sofort in Leverkusen verliebt

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Anna Dietz (l.) und Johanna Terhechte, hier in der Siedlung Anna, sind die beiden Köpfe hinter dem Kunstprojekt „Public Fictions“

Leverkusen – Wie sie ausgerechnet auf Leverkusen gekommen sind? Die Bahn ist schuld. Als Anna Dietz und Johanna Terhechte bei der Suche nach einer Stadt, die zu ihrer Ideen einer Kunstaktion passen könnte, mal wieder durch NRW fuhren, kamen sie mit dem Regionalexpress ebenso mal wieder an Leverkusen vorbei. Station „Mitte“.

„Wir dachten uns in diesem Augenblick: Jetzt sind wie hier schon so oft durchgefahren, aber nie ausgestiegen. Wir kennen diese Stadt gar nicht.“ Also wollten sie mal schauen, was Leverkusen kann und hat. Außer Bayer. Außer Chemie und Fußball und diesem City-Aussehen, das nicht unbedingt anziehend sei. Was Anna Dietz und Johanne Terhechte fanden, war: den perfekten Ausstellungsort.

Künstlerischer Bezug zur Stadt

„Public Fictions“ heißt ihre Idee. Die Idee einer Austellung von Objekten oder Installationen an mehreren Orten im Stadtzentrum, die sich direkt auf die Stadt beziehen und deren Historie und Existenz aufgreifen. Die mit dem sozialen Stadtraum spielen.

Die beiden Künstlerinnen, Anna Dietz in Köln tätig, Johanna Terhechte in Düsseldorf, fanden die leer stehende City C. Die „wunderschönen und besonderen“, alten Arbeitersiedlungen in Wiesdorf. Sie fanden diese seltsame Architektur rund um Ypsilonbrücke und Forum, um das „Ufo“ und die bis zur Chemparkmauer hinunter verlaufende Hauptstraße.

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Einer der Orte der Stadt, in der „Public Fictions“ spielen wird, ist die Siedlung Anna in Wiesdorf, wo sich Anna Dietz und Johanna Terhechte (v.l.) im Vorfeld schon zum Fototermin einfanden.

Sie entdeckten schnell, dass die Menschen in Leverkusen gerne in Stadtteilen denken und in erster Linie Opladener, Schlebuscher, Hitdorfer sind. Und sie verliebten sich sofort in Leverkusen und wussten: Hier muss es hingehen. Und nirgendwo anders.

Alles auf engem Raum komprimiert

Köln, Düsseldorf, der Ruhrpott – all das wäre erwartbar gewesen. Und irgendwie auch schon auserzählt. Zudem zu groß. In Leverkusen lässt sich alles auf einen engen Raum komprimieren: Auch wenn noch nicht alle Orte feststehen, an denen die insgesamt 15 Künstlerinnen und Künstler – unter ihnen übrigens der Leverkusener Thomas Grünfeld und der hier seit einiger Zeit lebende Andreas Miller – ihre Arbeiten öffentlich und für alle zugänglich zeigen werden, werden die Pläne von Tag zu Tag konkreter.

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Der Katalog zur Ausstellung.

Die Siedlung Anna wird wohl dabei sein. Das Antiquariat an der Lichstraße. Die City C, wo erst im vergangenen Jahr die gefeierte und inhaltlich in eine ähnliche Richtung abzielende, jedoch weniger auf den lokalen Leverkusen-Gedanken angelegte Ausstellung „Lost Places“ zu sehen gewesen war. Die Luminaden.

Vom 25. bis zum 28. August

Von Donnerstag bis Sonntag, 25. bis 28. August, wird „Public Fictions“ an mehreren Orten in der Stadt mit Aktionen begleitet (siehe unten). An folgenden, festgelegten Stationen in der Stadt werden quasi temporäre Ateliers eröffnet: Im Zentral-Antiquariat an der Lichstraße 26, in den Räumen Breidenbachstraße 19, Friedensstraße 41 und Wiesdorfer Platz 40 sowie im Schaukasten an der Herz-Jesu-Kirche, im Schaufenster von „Kühn & Co“ an der Breidenbachstraße 38 und auf der „Leverkugel“ in der Mitte des Kreisverkehrs am Gesundheitshaus.

„Endlich geht es los“, sagt Johanna Terhechte dazu, denn: Zwei Jahre lang dauerten die Vorbereitungen, die wenig andere Dinge parallel zuließen und ohne die Förderung unter anderem des Landes, der Bürgerstiftung der hiesigen Sparkasse und einige andere Institutionen gar nicht zu stemmen gewesen wären.

Ein Katalog zur Aktion

Hinzu kommt noch der eigens für „Public Fictions“ aufgelegte, hochwertige Katalog, der demnächst im Internet, während der Ausstellungstage sowie im Antiquariat für 28 Euro (Studierende zahlen 18 Euro) erhältlich sei soll.

Kurzum: Es ist ein hehres, ein ambitioniertes Projekt, das Anna Dietz und Johanna Terhechte da erdacht und umgesetzt haben. Immerhin: Am Ende haben sie sich als Lohn – unter anderem – neu verliebt. In Leverkusen.

Filmscreenig am 23. August

Ehe „Public Fictions“ offiziell eröffnet wird, gibt es am Dienstag, 23. August, um 19.30 Uhr in den Luminaden am Wiesdorfer Platz 40 ein Vorab-Filmscreening, bei dem Kurzfilme aus dem Stadtarchiv gezeigt werden, flankiert von Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler Franca Scholz, Laura Leppert, Walter Solon, Jorge Loureiro und Nikolai Meierjohann.

Eröffnung am 25. August

Die offizielle Eröffnung der Ausstellung findet statt am Donnerstag, 25. August, um 18 Uhr (bis 21 Uhr) in der City C, Friedrich-Ebert-Straße 13a. Auf der Terrasse der dortigen ersten Etage wird die „tänzerische Aktivierung einer Kollektion von Mika Schwarz in Kooperation mit dem Crossing Creeks Square And Round Dance Club Leverkusen sowie dem Modedesigner Daniel Jurhart“ angekündigt. Gegen 21 Uhr gibt es einen Ausklang des Abends am und im „topos“, Hauptstraße 134.

Workshop am 27. August

Einen Workshop zum Thema „Maßstab – Land-Art im Bürgerbusch“ gibt es am Samstag, 27. August, um 11 Uhr im Haus Mülheimer Straße 142. Geleitet wird dieser von Dann Chen und Florian Moldan. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen dafür sind möglich unter der E-Mail-Adresse: danny210739@hotmail.com

Performative Spaziergänge am 27. und 28. August

Zwei sogenannte performative Spaziergänge stehen am Samstag und am Sonntag, 27. und 28. August, um jeweils 15 Uhr vom Treffpunkt Y-Brücke in der City aus an. Am Samstag führt er – begleitet von Karola Nordt und ihren Arbeiten – durch das komplette „Public Fictions“-Ausstellungsnetzwerk. Dazu gibt es eine Lese-Performance von Nora Hansen und Fiona Metscher.

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Am Sonntag findet der Spaziergang zum Thema „Architektur in Wiesdorf“ statt. Die Studierenden der Baukunstklasse der Kunstakademie Düsseldorf führen die Gäste dabei durch die Stadt. Die Teilnahme ist jeweils kostenlos, eine Anmeldung erneut erwünscht (info@publicfictions.de).

Die sich somit durch die komplette Innenstadt ziehende Ausstellung mit ihren verschiedenen Anlaufpunkten ist geöffnet von Freitag, 26. August, bis zum Sonntag, 28. August, jeweils von 14 bis 18 Uhr.

www.publicfictions.de

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