Schleppende ArbeitWas Geflüchtete aus der Ukraine im Leverkusener Rathaus erleben

Lesezeit 3 Minuten
lev-rovenchuk

Nach wie vor beherbergt Michael Engelmann (links) die aus Kiew geflohene Familie Rovenchuk.  

Leverkusen – Seine Gäste sind noch bei ihm; sie finden keine Wohnung: Der Quettinger Michael Engelmann kümmert sich aber nicht nur um die Familie Rovenchuk, die nach den ersten Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew mit dem Auto nach Leverkusen geflohen ist. Sechs Familien sind derzeit im Gemeindehaus der Freikirchler in Manfort untergebracht.

Sie alle eint nicht nur das Elend und die Ungewissheit in ihrer Heimat – sie hängen auch hier in der Luft: „Heute haben wir den ersten Aufenthaltstitel bekommen“, berichtet Engelmann am Dienstag. Für eine Mutter.

Hilfe für die Helfer

Wer sich für Geflüchtete aus der Ukraine einsetzen möchte, bekommt im Infopoint der Stadtverwaltung in den Luminaden Hinweise: Montags gibt es zwischen 14 und 16 Uhr Tipps für das Engagement in städtischen Unterkünften, mittwochs zwischen 10 und 13 Uhr zu anderen Einsatzmöglichkeiten.

Kompakte Informationen gibt es zudem am Dienstag, 3. Mai: Dann lädt die Stadtverwaltung zu einer Veranstaltung ins Rathaus ein. Sie beginnt um 19 Uhr und ist auf zwei Stunden angesetzt. Weil die Kapazität des Ratssaals in der fünften Etage begrenzt ist, muss man sich anmelden, dabei Name, Adresse und Telefonnummer angeben. Sollte die Nachfrage sehr hoch sein, würden weitere Veranstaltungen angeboten, heißt es im Rathaus. (tk)

Ohne das Papier läuft nichts: kein Miet- und kein Arbeitsvertrag, kein Deutsch-Unterricht. „Die Leute hängen in der Luft“, stellt Engelmann mit ruhiger Stimme fest. Es ist aber nicht nur das fehlende Papier vom Amt. In fast allen Fällen gibt es auch nach fast zwei Monaten noch kein Geld. Engelmann klemmt sich fast täglich dahinter, „aber ich komme nicht durch“. Vom Sozialamt bekomme er keine Antworten auf seine Fragen, und es bleiben Rätsel wie dieses: Man habe Schecks verteilt – aber die Geflüchteten wissen davon nichts.

130 Euro für einen Monat

Warum manche Leute Geld bekommen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, manche aber nicht, und wie das Sozialamt auf die Beträge kommt, ist für den Helfer auch ein Rätsel. „Eine Person hat 130 Euro bekommen“, erklärt Engelmann. „Für den ganzen Monat.“ Seine Schützlinge daheim hingegen würden finanziell gut versorgt. „Aber wie der Betrag zustande kommt, wissen wir auch nicht.“ Auch für sie gelte: „Die hängen in der Luft.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Ihre schulpflichtigen Kinder sind hier noch nicht angemeldet, sondern sollen das Schuljahr in ihrer ukrainischen Schule zu Ende bringen. Das geht noch gut einen Monat – der Unterricht läuft online. So wie in der Corona-Pandemie. „Das klappt gut“, sagt Engelmann. Viele Schulklassen in der Ukraine seien in alle Winde verstreut, auch viele Lehrer vor den Angriffen geflüchtet, wenn auch nur in andere Teile des Landes. Nach den Sommerferien sollen die Kids in einer Schule hier durchstarten. Vielleicht ist bis dahin auch der Deutschunterricht organisiert.  

KStA abonnieren