Spaziergang in Leverkusen10 Lieblingsorte in der Beamtensiedlung

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Unterwegs in der Beamtenkolonie

  • Die Beamtenkolonie ist jüngst durch Überlegungen von Bayer wieder in den Fokus geraten.
  • Die Siedlung bietet schöne Spaziergänge mit historischem Flair, besonders jetzt im Frühling.
  • Lesen Sie hier nochmal unseren Bericht aus dem Archiv: Gästeführerin Ellen Lorentz hat uns ihre zehn Lieblingsplätze in der Beamtenkolonie und in der „Kolonie Eigenheim“ gezeigt.

Leverkusen – Wer sich nach der ganzen Schlemmerei an den Feiertagen auch mal wieder etwas bewegen möchte, kann entspannt durch den Kolonien spazieren. Wir waren mit Stadtführerin Ellen Lorentz unterwegs, die uns ihre Lieblingsplätze in der Beamtensiedlung und in der Siedlung Eigenheim gezeigt hat.

Carl-Rumpff-Straße

„Die Straße war mit ein Grund, hier nach Leverkusen zu ziehen“, offenbart Ellen Lorentz. Die gebürtige Frankfurterin ist in Höchst aufgewachsen, in einer Industriesiedlung, die ganz ähnlich ausgesehen hätte, erzählt sie. Leider wurde sie in den 70er Jahren abgerissen: Die Beamtensiedlung hat bei Lorentz Kindheitserinnerungen geweckt. „Das gab richtige Glücksmomente“, schwärmt Lorentz. Die meisten Häuser wurden zwischen 1895 und 1930 gebaut, erzählt die Stadtführerin.

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In der Beamtensiedlung

Bayer-Platz

Ein weiterer Lieblingsplatz ist der Bayer-Platz und die Häuser drumherum an der Friedrich-Bayer-Straße. „Die Häuser sind ganz individuell“, findet Lorentz und bewundert die aufwendige Architektur und die schönen Giebel. In den Häusern hätte der „höhere Führungskader“ von Bayer damals gewohnt, erklärt die Gästeführerin.

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Häuser mit Erker und Giebel

An der Ecke Henry-T.-V.-Böttinger-Straße und Carl-Rumpff-Straße steht ein besonders schönes Haus. Ein Türmchen ist angebaut, es gibt einen Erker, die Fachwerkfassade dekoriert das große Haus. „Hier wurde eher geklotzt als gekleckert“, fügt Ellen Lorentz schmunzelnd an. Bayer musste schließlich mit besonderen Konditionen aufwarten, um Fachkräfte hier nach Leverkusen zu locken. Fast jedes Haus war für Großfamilien vorgesehen, acht bis zehn Zimmer sind keine Seltenheit. Platz für Dienstboten gab es selbstverständlich auch – und einen großen Garten meist dazu.

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Direktoren-Villen in Carl-Duisberg-Straße

In der Carl-Duisberg-Straße wohnte Anfang des 20. Jahrhunderts, wer im Beruf wirklich erfolgreich war: Die Direktoren von Bayer. Imposante Villen aus dem Jahr 1903 zeugen vom Aufstieg. „Für die meisten war das der Traum, in so ein Haus zu ziehen“, erklärt Ellen Lorentz. Vor allem die Villa mit der Hausnummer 339 im Jugendstil und mit Putten an der Fassade ist für Lorentz „ein architektonisches Kleinod“, schwärmt sie. Dass die Direktoren so nah am Werk gewohnt haben, war auch ein Statement, erklärt die Gästeführerin: Man wollte damit zeigen, wie sicher das Chemiewerk ist – und es sollte Wertschätzung ausdrücken.

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Eine der imposanten Direktorenvillen an der Carl-Duisberg-Straße. Wer hier früher gewohnt hat, hatte bei Bayer Karriere gemacht.

Duisberg-Grabstätte

Der Park am Bayerwerk – der Japanische Garten ist sicherlich das bekannteste Areal davon – zieht nicht nur an schönen Tagen viele Besucher an. Doch auch abseits gibt es Schönes zu entdecken, zum Beispiel die Grabstätte von Carl und Johanna Duisberg.

Blatzheim-Haus in der „Kolonie Eigenheim“

Wer in Leverkusen bleiben wollte und in ein eigenes Domizil ziehen wollte, hatte gute Chancen in der „Kolonie Eigenheim“ – hier war der Name Programm. „Die Angestellten bekamen günstige Kredite“, weiß Ellen Lorentz, so lockten Leverkusen und Bayer Steuerzahler und Fachkräfte nach Leverkusen. Die Siedlung wurde, genau wie die Siedlung Johanna nebenan, zwischen 1912 und 1914 unter anderem vom Architekten Architekt Heinrich Blatzheim konzipiert. So schlecht konnte sie nicht sein: Blatzheim baute sich selbst ein Haus an der Ecke Heinrich-von-Kleist-Straße und Gustav-Freytag-Straße. Die derzeitige Bewohnerin wohnt dort seit 50 Jahren und zeigt gerne Fotos, wie es früher ausgesehen hat: Mit Efeu berankt, dunkel. Ein richtiges „Hexenhäuschen“ sei es gewesen, meint sie lachend. Vom Hexenhaus zum Kinderhort: Heute hat das Haus einen hellen Anstrich und begrüßt täglich Kinder. Die aktuelle Bewohnerin arbeitet nämlich als Tagesmutter.

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Das Haus vom Architekten Heinrich Blatzheim

Ecke Hebbelstraße und Heinrich-von-Kleist-Park

Die Farbe sticht heraus: An der Ecke Hebbelstraße und Heinrich-von-Kleist-Park leuchtet das himbeerfarbene Haus geradezu. Entworfen wurde es vom Wuppertaler Architekten Carl Conradi, der diverse Villen und Gebäude in den Siedlungen entwarf. Als ein „architektonisches Juwel“ empfindet Ellen Lorentz das Gebäude.

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In  der „Kolonie Eigenheim“ konnten Werksbeamte ein eigenes Haus erwerben. Das Gebäude wurde vom Architekten Carl Conradi entworfen. 

Schweizer Jugendstil mitten in Leverkusen

Zwei Gebäude am Heinrich-von-Kleist-Platz hat der Schweizer Architekt und Designer Alfred Altherr entworfen, bevor er 1912 Leiter der Züricher Kunstgewerbemuseums wurde. Markant ist der grüne Klinker, der sich in Bahnen über die Wände der Häuser zieht.

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Diese Häuser hat der Architekt Alfred Altherr entworfen.

Heinrich-von-Kleist-Park

Der Heinrich-von-Kleist-Park wirkt im Winter durchaus etwas trostlos. Für Stadtführerin Lorentz ist es aber dennoch etwas ganz Besonderes: „Der Platz gibt der Siedlung Charakter“, ist sie überzeugt. Früher gab es hier einen Teich, der auch bei eventuellen Bombenangriffen als Löschteich dienen sollte. Heute sieht man noch die Umrisse des Teiches im Boden.

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Hier haben früher englische Offiziere gewohnt.

Alter Garagenhof

Nach dem zweiten Weltkrieg mussten die Besatzer irgendwohin: Englische Offiziere zogen auch in die Siedlungen ein. Unter anderem in die Häuser an der Ecke Heymannstraße und Hebbelstraße. Direkt um die Ecke des alten Garagenhofs: Dieser war 1927 gebaut worden erzählt Ellen Lorentz, und bot Platz für knapp 60 Wagen, Werkstatt inklusive.

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Zufahrt zum Garagenhof

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